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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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richtigstellen. Gleich morgen früh würde er Anton darüber informieren, dass er diesen Lowicki verklagen, einen Prozess gegen ihn führen würde, sollte er tatsächlich diese Schauergeschichte verbreitet haben.
    Beim gemeinsamen Frühstück am Morgen vermied Franz es dann aber doch, mit Anton über die Lüge zu sprechen, kündigte erst beim Abschied die Klage gegen Lowicki an.
    »Gegen ihn klagen kannst du nur«, gab Anton zu bedenken, »wenn er überhaupt noch lebt.«
    »Der ist doch wahrscheinlich gar nicht mehr am Leben!«, meinte auch Rosi. Sie sagte es sehr leise.
    Franz hatte einen Zornesausbruch von ihr gegen dieses ungeheuerliche Lügenkomplott erwartet, gegen diesen ganz offensichtlich geistesgestörten sogenannten Zeugen August Lowicki und seine zweifellos geistesgestörten Notizen und Aufzeichnungen. Nur ein Geistesgestörter konnte sich eine so unaussprechliche Ungeheuerlichkeit ausdenken. Aber stattdessen saß Rosi verschreckt auf der Bank in der Küche und bekreuzigte sich, wenn er diesen Lowicki verfluchte.
    »Dann verklage ich Anton!«, trumpfte er auf.
    Rosi bekreuzigte sich wieder: »Man muss für sie beten«, murmelte sie, »man muss für alle diese armen Menschen beten.«
    »Unsinn«, unterbrach Franz sie ungewohnt grob, »das ist doch alles erstunken und erlogen!« Damit floh er aus der Küche und zum See hinunter.
    Täglich rief er nun bei Anton an, um ihn an den Freundschaftsdienst zu erinnern. Die elenden Behauptungen dieses elenden Lügners Lowicki würden sich bei der Klage, die er von seinem Anwalt vorbereiten ließe, ohnehin als Fälschung erweisen, versicherte er ihm immer wieder aufs Neue.
    Anton erschien es sinnlos, Franz zu widersprechen, er wich ihm sogar noch aus, als Franz den Autoren der Serie eine Klage androhte und damit indirekt ihm als Blattmacher. Er spürte, dass der Freund mehr und mehr die Wirklichkeit aus dem Blick verloren hatte.
    Über Wochen verhandelte Anton den Fall Hubert Münzer mit den Autoren, dann rief er Franz an. Für Franz aber schienen nicht Wochen, sondern ganze Zeitalter zwischen seinem Besuch in Hamburg und Antons Anruf zu liegen. Er habe seinen Mitarbeitern, nur um den Namen seines Vaters aus dem Bericht über die »Bankiers« streichen zu können, die Hälfte seines Unternehmens geschenkt, versuchte Anton zu scherzen.
    Ihm sei nicht nach Späßen zumute, fuhr Franz aus der Haut, Rosi hätte Albträume und würde vor jeder Berührung zurückschrecken, als sei er aussätzig.
    »Also, ohne Scherz, der Name des alten Münzers bleibt draußen, zumindest bei uns im Blatt.«
    Auch wenn der Name seines Vaters im Blatt dann tatsächlich nicht auftauchte, brachte Franz der Bericht über das Nazigold auf die fatale Idee, die Verfasser der Artikelserie und alle, die daran glaubten, müssten an einer sich ausbreitenden Geisteskrankheit leiden. In welcher Besprechung, Verhandlung oder Planung er sich auch gerade befand, dieser Gedanke kreiste, zunächst nur als stiller Begleiter, dann immer lauter, in seinem Kopf. Bald drängte es ihn mit Macht, über diese Geisteskrankheit reden zu wollen, denn in seiner Vorstellung sprang sie in diesen Wochen, in denen der Bericht im Blatt erschien, wie ein Virus von den Gräuelerfindern auf jene über, die die Gräuelgeschichten bereitwillig glaubten. In Franzens Vorstellung breitete sich diese Krankheit wie eine Epidemie aus.
    In höchster innerer Bedrängnis verabredete er sich schließlich mit zwei Vorstandsmitgliedern der Bank. Er musste herausfinden, weshalb die Bank, seine Bank, die Bank, in der er gelernt und lange gearbeitet hatte, die Bank seines Vaters, nicht gegen die geistesgestörten Verleumdungen vorging, ja klagte, Widerruf und Schadensersatz verlangte, denn im Gegensatz zum Namen seines Vaters wurde der Name der Bank genannt und die Abwicklung des Geschäfts mit dem Zahngold beschrieben.
    Er wurde in der Vorstandsetage sehr freundlich empfangen und ebenso freundlich wieder verabschiedet. Man wolle nicht noch mehr Aufsehen provozieren und übe sich im bewährten Schweigen. Gewiss würde schnell Gras über die Sache wachsen, wurde ihm, wenn auch diskret, so doch deutlich, vermittelt. Außerdem sei die Zentrale in Berlin zuständig gewesen, nicht die Münchner Geschäftsstelle.
    Franz war tief enttäuscht und wollte sich bei Rosi über die Feigheit der Bank beklagen. Aber Rosi weigerte sich, ihm überhaupt zuzuhören. Sie hatte die Artikelserie noch nicht einmal gelesen und wollte sich auch jetzt mit solchen

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