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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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sich nun ein, ihr nur wegen dieses taxierenden Blicks gefolgt und in ihr Sportcoupé eingestiegen zu sein. Diese Frau forderte ihn heraus, sie brachte ihn auf andere Gedanken. So war es auch gestern bei Paula gewesen und später mit der Lady.
    Franz stellte sich vor. Sie heiße Luzie, sagte sie daraufhin. Mehr sagte sie nicht. Dann bog sie in eine Seitenstraße ein, fuhr dort in eine Einfahrt und auf eine große freie Fläche zwischen den Häusern. Sie parkte den Wagen und stieg aus.
    »Kommen Sie«, sagte sie wieder mit ihrer seltsam fordernden und gleichzeitig verheißungsvoll klingenden Stimme.
    Er stieg aus. Sie ging bereits voraus. Er folgte ihr durch eine schmale Passage und stand dann unversehens auf dem Kurfürstendamm.
    »Hier wohne ich«, sagte sie, zeigte auf ein Hotel und ging voraus.
    Sie durchquerten die Lobby des Hotels. Im überfüllten Fahrstuhl stand er im dichten Gedränge von ihr getrennt. Sie stieg im vierten Stock aus, und er folgte ihr den Hotelgang hinunter.
    »Make love not war«, glaubte Franz im ersten Moment die Stimme seiner Tochter zu hören. Doch dann drehte sich die Frau, die Luzie hieß, zu ihm um.
    »Make love not war«, wiederholte sie, und es klang wieder fordernd und verheißungsvoll zugleich. Ja, das habe sie von seiner Tochter gehört, sagte sie, und das habe bei ihr ins Schwarze getroffen, denn sie wolle Liebe, Liebe, Liebe, nichts als Liebe, sagte sie, warf ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Ihre Lippen waren weich und schmelzend wie ihr Körper, doch er spürte gleich den harten Kern. Sie standen vor ihrer Zimmertür im Hotelflur und Franz erwiderte den Kuss der Frau, da schloss sie die Zimmertür auf.
    Sie sei eine Amazone, meinte sie, zündete sich im Bett eine Zigarette an, inhalierte mehrmals und gab sie dann weiter an Franz. Morgen würde sie wieder in den Krieg ziehen, kündigte Luzie an, sie sei Geschäftsfrau, sie mache Werbung, was eine Kampftechnik ganz besonderer Art sei, denn es ginge um die Eroberung von etwas Unsichtbarem, dem Begehren. Darum, Begehren auszulösen und es gleichzeitig zu fesseln, an ein Produkt zu binden. Sie nahm Franz die Zigarette wieder aus der Hand und zog den Rauch so tief in ihre Lunge wie Franz gestern bei dem Joint, dann fiel sie wieder über ihn her. Auf Franz wirkte sie wie eine Droge, wie der Joint, die Lady und die Singapore Slings in der Nacht zusammen, mit ihr hörte das Kreisen in seinem Kopf um die Geisteskrankheit, die Artikelserie, das Nazigold schlagartig auf.
    Als er am Abend nach München zurückflog, fühlte er sich wie befreit. Auch noch in den folgenden Tagen. Sein Körper schien die Regie über seinen Kopf zu übernehmen, zumindest konnte er mit der Erinnerung an die Fesselungskünste der Frau die ihn sonst bedrängenden Gedanken verdrängen. Ja, diese Erinnerung, seine Körpererinnerung an ihre Fesselungskünste, ließ ihn auch für Rosi wieder zum Liebhaber werden. Er überraschte sie und sich mit einem Begehren, das er seit Langem nicht mehr empfunden und auch nicht vermisst hatte. Er liebe sie, Sex könne er an jeder Straßenecke haben, hatte er einmal Anton erklärt. Jetzt hatte er auch mit Rosi plötzlich Sex.
    So lange, wie seine Körpererinnerung an die Frau lebendig blieb. Als sie zu verblassen begann, rief er Luzie in ihrem Büro in Hamburg an. Er würde sich mit ihr in jeder Stadt der Welt treffen, nur nicht in Hamburg, hatte er zu ihr beim Abschied gesagt, an Hamburg habe er schlechte Erinnerungen. Tatsächlich war er seit dem Besuch bei Anton nicht wieder dort gewesen, und seit er aufgehört hatte, über das Nazigold nachzudenken, hatte er auch keinen Kontakt mehr zu Anton gehabt.
    Sie arbeite mit einem Fotografen in Berlin zusammen, sagte sie, und sie verabredeten sich in Berlin. Er wolle Lexa und Franzi besuchen, er mache sich Sorgen, sagte er zu Rosi. Seine Sekretärin reservierte wieder ein Zimmer im Hilton-Hotel. Er verabredete sich auch tatsächlich mit Lexa zum Tee und saß auch wieder mit ihr bei Paula in der Küche, wollte aber das selbst gezogene Cannabis dieses Mal nicht probieren. Am nächsten Tag traf er Franzi. Wieder zum Mittagessen auf der Dachterrasse. Es waren entspannte Stunden ohne Drogen und Streit. Lexa und Franzi berichteten Rosi darüber und fragten, was denn los sei mit dem Franzerl, der sei ja so verständig geworden. Ach, ja?, sagte Rosi nur und sann nicht weiter darüber nach.
    »Du hast es aber lange ohne mich ausgehalten«, sagte Luzie, als sie ihn im Anschluss an das

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