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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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ganz großen Betrügereien und politischen Lügen? Und die Gewalt, die wachsende Bedrohung durch eine unvorstellbar große Vernichtung. Es war paradox, kaum hatte er im Blatt durch die Schenkung eine Weiche gestellt in eine andere, neue Richtung, damit sich das Künftige nicht gleich oder ähnlich wiederholte, erschien ihm draußen in der Welt die Wiederholung wie ein unauflösbares Gesetz.
    »Willst du den Brief von Lexa nicht öffnen?«, hörte er jetzt Sissis Stimme neben seinem Ohr, spürte ihre Arme und wie sie sich um seine Schultern legten, und dann ihren Mund kurz auf seinem Nacken. Sie setzte sich neben ihn, schenkte sich eine Tasse Tee ein und schaute ihn erwartungsvoll an. Anton faltete die Zeitung zusammen und griff nach dem Umschlag. Er las noch einmal den Absender, zögerte einen Moment, dann hielt er Sissi den Brief hin.
    »Ich bin noch zu müde«, sagte er.
    Sissi nahm den Brief, schlitzte das Kuvert mit dem Frühstücksmesser auf, faltete den Briefbogen auseinander und begann zu lesen.
    An seinem Leben mit Sissi zweifelte Anton nicht. Es war ihm gelungen, zuerst die Eifersucht auf die Zwillinge, dann auf Sissis Erfolg mit dem Buch zu überwinden. Sie hatte ihre Langzeitstudie ausgewertet und dem Buch den Titel » Liebe« gegeben. Obwohl sie die provozierende Behauptung aufstellte, es gebe nur deshalb Krieg, weil Eltern ihre Kinder nicht liebten, hatte ihr Buch großes Interesse gefunden. Anton befürchtete, er müsse wie bei den Zwillingen mit weniger Liebe von Sissi auskommen, sie war mit ihrem Erfolg beschäftigt und häufig auf Reisen. Doch dann befreite ihn kurz darauf wieder ihr Strahlen, wie schon einmal. Und wie schon einmal kündigte sie eine Langzeitstudie, jetzt eine neue, an, dieses Mal über Väter und Söhne.
    »Was schreibt Lexa denn?«, wollte Anton wissen, als er den überraschten Ausdruck auf Sissis Gesicht bemerkte.
    »Sie und ihre Schwestern bitten dich um deine Vermittlung im Scheidungskrieg ihrer Eltern«, fasste Sissi den Brief zusammen und gab ihn Anton zurück.
    »Du wärst die bessere Vermittlerin«, sagte er.
    »Sie erwartet aber deinen Anruf.«
    Einige Tage später traf sich Anton mit Lexa zum Mittagessen im Austernkeller. Er hatte ein Separee reservieren lassen und bestellte, wie mit Franz, zuerst Champagner. Seitdem Lexa als Journalistin in Hamburg arbeitete, hatte er sie öfter zum Mittagessen eingeladen, jedoch noch nie in den Austernkeller.
    »Rosi wird mich als Vermittler nicht akzeptieren«, sagte Anton und erinnerte Lexa daran, wie er bei seinem ersten Besuch auf dem Amselhof mit ihr und ihren Schwestern im völlig leeren Gewölbe der ehemaligen Goldmacherei gewesen war.
    »Rosi hatte das Gewölbe ausgeräuchert, der rächende Geist des Goldmachers spuke ums Haus, war sie überzeugt, und befürchtete nun, er könnte mit mir zurückkehren.«
    »Und jetzt glaubt sie, er wäre tatsächlich durch dich zurückgekehrt, durch diese Artikelserie. Meinst du das?«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Anton.
    »Ich bin trotzdem überzeugt davon, dass du unsere Eltern zur Vernunft bringen wirst«, sagte Lexa, »du bist der Einzige, der das kann!« Sie hob das Champagnerglas und stieß mit ihm an.
    Nach dem Gespräch mit Lexa schlenderte Anton, innerlich seltsam beschwingt, in weitem Bogen durch die belebten Einkaufsstraßen zurück in die Redaktion. Die Fußgänger, die ihm entgegenkamen, aber auch die Passanten, die ihn überholten oder auf der anderen Straßenseite gingen, erschienen ihm in ähnlich beschwingter Laune, selbst jene mit den verschlossen wirkenden Gesichtern. Er schaute hinauf in den blauen Himmel, und auch der schien sich höher zu wölben als sonst. Seitdem er auf Lexas Idee, nur er könne Rosi und Franz zur Vernunft bringen, eingegangen war und schließlich eingewilligt hatte, sich als Zurvernunftbringer einzumischen, wie er nun seinen Auftrag nannte, gefiel ihm, auch unabhängig vom Vermittlungsauftrag der Schwestern, diese neue Profession immer besser.
    Er betrat das Redaktionsgebäude und wartete auf den Fahrstuhl und fühlte sich endlich einmal wieder überhaupt nicht müde. Zurück an seinem Schreibtisch bat er Leni, ihn mit Franz zu verbinden. Während er auf das Gespräch wartete, hörte er plötzlich aus weiter Ferne das Lachen des alten Münzer und sah ihn vor sich, wie er vor Lachen in Tränen ausgebrochen war, über ihn, Anton Bluhm, der an die Vernunft glaubte, an dieses reinste aller Wunder, an das Menschen je geglaubt hätten.
    Über den Wunsch

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