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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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überzeugt, ohne uns würde es gemäß der menschlichen Natur nur Mord und Totschlag geben. Wir kanalisieren das riesige Konfliktpotenzial unserer Mitbürger in einen Konsum, der Spaß macht. Ich bin also ein Gutmensch!« Sie hatte aufgelacht.
    »Ich bin gespannt auf die nächste Lektion«, hatte Anton nur gesagt, obwohl er spürte, dass sie jetzt etwas anderes von ihm erwartete. Aber er war sich nicht wirklich sicher gewesen. Sie sei ein verrücktes Huhn, hatte er Simon und Moritz über Luzie erzählt. Und deshalb magst du sie, hatten beide gesagt.
    Dann zog Lexa nach Hamburg. Sie war noch keine zwei Wochen in der Stadt, als Luzie mit seltsam erregter Stimme angerufen hatte, um sich mit ihm zu verabreden. Aber nicht im Separee des Austernkellers, er sollte sie in die Kantine einladen. Dort waren dann ihre Blicke umhergeflogen. Wo ist sie, hatte sie ihm über den Tisch zugeflüstert und ihn angefunkelt, als würde sie ihn gerade einer heimlichen Geliebten überführen.
    Je mehr Zeit verging, ohne dass sie auf Lexa traf, umso mehr steigerte sich ihre Erregung. Sie rief nun immer öfter bei ihm an, fragte ihn nach Lexa aus, wollte wissen, wann er sich wo mit Lexa treffe, was er mit Lexa bespreche, sie glaubte ihm nicht, dass Lexa keine Liebschaft sei, und suchte ihn ohne Verabredung, wie um ihn zu kontrollieren, in der Redaktion auf. Wie jetzt gerade auch wieder.
    Das Telefon klingelte, und der Pförtner meldete Frau Luzie Mayer. Schon hörte er das Stakkato ihrer hochhackigen Pumps auf dem Gang näher kommen. Es verstummte beim Betreten des Teppichbodens im Vorzimmer. Er stand dann auf und ging ihr ein paar Schritte entgegen. Sie trug ein Kuschelwollkleid mit großem Rollkragen, das nichts von ihrer gelungenen Figur verbarg, nur den kleinen Verrat der ersten Falten am Hals. Sie stürzte gleich ein Glas Wein hinunter, rauchte zwei Zigaretten hintereinander, schritt dabei die Glasfront seines Büros ab, lobte ohne jede Begeisterung die Aussicht bei Nacht und setzte sich dann auf die Lehne seines Sessels.
    »Jetzt«, sagte sie und wippte mit einem Bein, den Fußspann im Schuh aufgebogen, »jetzt rufen Sie Lexa an, ich muss mit ihr sprechen.«
    Er habe ihr die Durchwahl bereits vor Wochen gegeben.
    »Ich will Vermittlung«, sagte sie, »ich weiß, sie ist noch im Haus. In der Redaktion.«
    Er sei der falsche Vermittler, sagte Anton. »Es hat Ihretwegen viel Ärger in der Familie gegeben«, erinnerte er Luzie.
    Sie habe Lexa etwas Wichtiges mitzuteilen, sagte sie unbeeindruckt und schnellte von der Lehne hoch.
    »Gehen Sie zu ihr, sie ist im dritten Stock«, schlug Anton vor.
    »Ich brauche Vermittlung«, wiederholte sie, zog einen Sessel heran, setzte sich und beugte sich nahe zu ihm: »Sagen Sie ihr Folgendes«, begann sie leise, »all das wird geschehen, was du beschreibst, es ist nicht zu verhindern, wir haben Gott nicht umsonst getötet!« Sie lachte leise: »Traurig, aber wahr!« Sie sah ihm in die Augen: »Sie glauben, ich bin verrückt. Denken Sie nach. Es könnte auch für Sie eine Lektion sein.«
    Sie lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an, um sie gleich darauf im Aschenbecher wieder auszudrücken. Sie stand auf.
    »Dritter Stock?«, fragte sie.
    »Ich begleite Sie zum Fahrstuhl«, sagte Anton und stand auch auf.
    Luzie warf ihm einen wilden Blick zu: »Mein Gott! Was sind Sie für ein schlechter Schüler!«, explodierte sie plötzlich, »ein hundsmiserabel schlechter Schüler sind Sie! Sie Trottel, Sie!« Ihre Stimme kippte, sie schwankte leicht.
    »Du«, sagte Anton, »du Trottel«, und nahm sie in die Arme. Ihr Wollkleid knisterte.
    »Es ist elektrostatisch aufgeladen«, flüsterte sie.

6.
    Als Franz die Einladung von Moritz und Simon zu Antons fünfundsiebzigstem Geburtstag in den Händen hielt, entschied er sich zu seiner eigenen Überraschung sehr schnell und leicht zu einem Besuch in Hamburg. Trotz oder vielleicht sogar wegen seines Zorns auf Lexa und trotz Luzies Anbandeln mit Anton. Er hatte eine sehr wichtige Frage, als Familienvater und als Unternehmer mit Familiensinn: Was denkst du wirklich? Das wollte er von Anton wissen.
    Rosi dagegen mochte Anton nicht wiedersehen, er galt ihr noch immer als Unglücksbringer. Franz respektierte ihre Entscheidung, insgeheim war er sogar erleichtert. Ein Zusammentreffen von Rosi mit Luzie wäre nicht ausgeschlossen gewesen, und das galt es durchaus zu vermeiden. Er selber hatte, jetzt souveräner Kapitän auf seinem prächtig herausgeputzten

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