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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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gerettete Buch umklammerte, als müsste er sich daran festhalten, wärmte Franz seine Hände am heißen Steingut, denn hin und wieder überfielen ihn kalte Schauer wie Schüttelfrost.
    Von Zeit zu Zeit tranken sie kleine Schlucke von der heißen, süßen, belebenden Milch, wagten jedoch nicht, den Kopf zu drehen und einander anzusehen.
    Die Wunde mitten auf seiner Stirn pochte bis tief in den Schädel hinein und Anton meinte, dort ein Loch zu haben, während Franz eins bei sich im Bauch vermutete, noch nie hatte er sich so hohl und leer gefühlt.
    Die Zeit dehnte sich immer mehr, das gemeinsame Schweigen lastete immer stärker auf ihnen, bis sich Franz endlich mit einem Ruck zu Anton herumdrehte.
    Wie er das gemacht habe, wollte er ihn eigentlich fragen, brachte aber kein Wort heraus und starrte stattdessen die Wunde auf Antons Stirn an. Sie war rund. Kreisrund. Und sie leuchtete rot. Er starrte sie an und sie blinkte ihm wie ein Zeichen entgegen. Je länger er sie anstarrte, desto deutlicher erinnerte er, was er in seinen Büchern über dieses Zeichen gelesen hatte. Erleuchtete trugen es auf der Stirn. In der Mitte der Stirn. Ganz genauso wie Anton.
    Für Franz reimte sich da plötzlich das bisher Ungereimte zusammen, erklärte sich, dass nämlich er, der durchtrainierte, sportliche, unbesiegbare Franz Münzer, schnell wie ein Windhund und hart wie Kruppstahl, von einem Fliegengewicht, einem Jungen ohne Muskeln an Armen und Beinen und schon gar nicht an Rücken und Bauch, einem Bücherwurm mit solch einer Wucht umgestoßen werden konnte, dass er einfach wie ein Sack Kartoffeln ins Heu gefallen war und das Bewusstsein verloren hatte.
    »Passt«, murmelte Franz. Er senkte erleichtert und erregt zugleich seinen Kopf, dann hob er ihn wieder und sah Anton scheu in die Augen.
    »Was passt?« Anton war froh, dass Franz endlich etwas zu ihm sagte.
    Franz tippte sich gegen die Stirn, dorthin, wo auf Antons Stirn die Wunde rot leuchtete.
    »Du hast magische Kräfte«, sagte er leise.
    »Magische Kräfte?« Anton runzelte unwillkürlich die Stirn und zuckte dann kurz zusammen, so heftig brüllte der Schmerz in ihm auf.
    »Du hast das Zeichen. Du bist ein Erleuchteter. Und Erleuchtete haben magische Kräfte«, erklärte Franz wiederum leise, fast flüsternd.
    Anton berührte mit seinem Finger ganz vorsichtig die Wunde, sie fühlte sich feucht an. Er zog seinen Finger schnell wieder zurück, sie sollte auf keinen Fall erneut zu bluten beginnen, er schmeckte noch immer den Blutgeschmack im Mund.
    »Das war nur dein Koppelschloss, es hat sich in meine Stirn gedrückt«, erklärte er trocken. »Da, die Prägung«, er zeigte auf das stählerne Koppelschloss mit dem Adler und dem Hakenkreuz.
    Franz begutachtete prüfend die Prägung, die plastisch heraustrat. Sie war eine Rangauszeichnung, die ihn mit Stolz erfüllte. Sein Blick glitt nun vom Adler mit dem Hakenkreuz wieder zum Zeichen auf Antons Stirn. Nein, es sah nicht aus wie ein Abdruck, es blinkte wie ein Zeichen. Vielleicht ist es durch den Aufprall erst sichtbar geworden, wie es in den Büchern häufig beschrieben wurde. Franz erinnerte eine Geschichte, in der ein Stein auf der Stirn des Gestürzten das Mal hervorbrachte, durch das die anderen in ihm endlich ihren Führer erkannten.
    Franz betrachtete erneut aufmerksam den Adler mit dem Hakenkreuz. Da brach eine Erkenntnis in ihm durch und er erkannte die Bedeutung des Mals auf Antons Stirn, verursacht von Adler und Hakenkreuz, und nun erkannte er in Anton den rechtmäßigen, den wahren Führer ihrer kleinen Schar.
    In heftiger Erregung sprang Franz auf, stellte sich vor Anton hin, sah ihm nicht mehr scheu, sondern freudig in die Augen, schlug die Hacken zusammen, hob die Hand zum Führergruß und rief: »Du befiehlst, wir folgen!«
    Dann machte er vor dem verblüfften Anton eine Kehrtwendung und schritt in militärischer Manier vor die vier HJ ler, die jetzt auf Anweisung von Bauer Buck in geschlossener Formation von hinten nach vorn die Tenne fegten, nahm Haltung an und verkündete in pathetischem Befehlston: »Anton ist ab sofort unser Gruppenführer. Er wird die Feier organisieren, folgt mir!« Er machte wieder kehrt.
    Die vier HJ ler hielten inne, sahen sich verwundert und unentschlossen an. Hans Müller, der Adjutant, war der Erste, der den Besen beiseitestellte und Franz folgte. Die anderen, neugierig geworden, kamen ihm schließlich nach.
    Franz nahm vor Anton wieder Haltung an, wozu weder Franzens Adjutant noch die

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