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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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seine Schritte und drehte sich zu ihm. Ihre Augen trafen sich und Franz blieb stehen, er starrte sie an, sah, wie ein belustigtes Lächeln über sein Erstaunen, er war von ihrer ungewöhnlichen Schönheit berührt, über ihre Lippen huschte, doch schon schlüpfte sie schnell wieder zurück durch die Tür und war im Haus verschwunden.
    Franz hätte sie gern länger angesehen, so hübsch, wie sie war, vielleicht auch noch ein paar italienische Worte, die er auswendig gelernt hatte, mit ihr gewechselt, um sie dann nach dem Weg zu fragen. Enttäuscht breitete sich Unwillen in ihm aus gegen die Italiener. Kleingläubige schimpfte er sie innerlich. Wegen ein paar Feindtruppen, die auf einer weit entfernten Insel zwischen Sizilien und Afrika gelandet waren, hatten sie gleich ihren Glauben an die Sache selbst und an den Sieg verloren.
    Die würden sich noch wundern, diese kleingläubigen Italiener, zürnte Franz jetzt stumm weiter, alle würden sich noch wundern, frohlockte er schließlich, am meisten aber der Feind!
    Während des Abschiedstees hatte er den Vater belauscht, der sich mit einem seiner ranghohen Parteifreunde in die Bibliothek zurückgezogen hatte, um über die Lage an der Front, über die an allen Fronten zu sprechen. Er hatte gehört, wie der ranghohe Parteifreund ungewohnt drohend ausrief, bald würden sich alle wundern, vor allem der Feind, denn sie stünde kurz vor dem Einsatz und mit ihr würde der Führer den Feind binnen Kurzem an allen Fronten vernichtend schlagen.
    Habt ihr es gehört?!, würde Franz jetzt am liebsten allen diesen Kleingläubigen zurufen, auch wenn sich hier auf der Straße nur Frauen aufhielten, mit ihr werden wir den Feind an allen Fronten besiegen!
    Doch er durfte es nicht, er durfte mit keinem Sterbenswörtchen etwas über die Wunderwaffe verraten. Das wäre Hochverrat gewesen. Nicht einmal ihn, seinen Sohn, hatte der Vater eingeweiht.
    »Allerhöchste Geheimstufe!«, hatte er geknurrt, als er ihn, nachdem der ranghohe Parteifreund gegangen war, auf die Wunderwaffe ansprach.
    Plötzlich stolperte er, strauchelte, dann fing er sich wieder. Nur sein Geschick hatte verhindert, dass er der Länge nach auf das Pflaster hinschlug.
    Franz drehte sich um, suchte, worüber er gestolpert war, fand nichts. Er ging zurück und suchte das Pflaster ab.
    Zunächst sah er ihn nicht, den Draht, der über die enge Straße, einen Gehweg gab es nicht, gespannt war. Ein sehr stabiler, ohne Spiel gespannter Draht. Eher schon ein Seil. Ein Drahtseil wie bei einer Drahtseilbahn, nur sehr fein. Und kaum zu erkennen, so flach, wie dieses Seil über dem Pflaster lag.
    Er folgte nun dem Verlauf und fand einen aufrecht stehenden Haken an der Hauswand und einen an der gegenüberliegenden. Und dazwischen das feine Drahtseil. Einen Augenblick sann Franz über den Sinn und Nutzen dieses Drahtseils nach. Dann verstand er: Es war eine Falle. Vielleicht eine Stolperfalle von Kindern. Vielleicht aber auch mehr.
    Er sah sich um. Unweit entfernt auf der anderen Straßenseite unterhielten sich zwei Frauen miteinander. Sie nahmen nicht die geringste Notiz von ihm. Sonst hielt sich niemand in seiner unmittelbaren Nähe auf. Überhaupt schien ihm die enge Gasse plötzlich wie verlassen. Dann waren auch die beiden Frauen verschwunden. Er war allein auf der Straße. Und im ganzen Viertel vermutlich auch der einzige Deutsche. Und dies war eine Falle. Eine Falle, in die der Fallschirmjäger Franz Münzer tappen sollte.
    Wut stieg in ihm hoch. Nicht nur feige, auch noch hinterhältig waren sie, diese Verbündeten. Ehemaligen Verbündeten! Franz machte kehrt, er würde nicht so dumm sein und in die Falle tappen! Er ging mit entschiedenen Schritten den Weg zurück. Er würde die nächste Person nach dem Petersdom fragen, nein, er würde von dieser Person verlangen, ihn dorthin zu führen. Vom Petersdom aus würde er dann zurück in die Kaserne finden.
    Doch Franz begegnete niemandem, die Straße schien wie ausgestorben, und da stand es ganz plötzlich für ihn fest: Er war nicht nur in eine Falle getappt, er war in einen Hinterhalt geraten, und gleich würde einer von denen, die sich versteckt hatten, sich schon die ganze Zeit versteckt hielten, ihn aus dem Hinterhalt hinterhältig erschießen. Unwillkürlich duckte er sich und drückte sich, Deckung suchend, in eine Türnische, doch die Tür gab nach, er stolperte ins Dunkel dahinter und fiel gegen ein menschliches Wesen, das leise aufschrie, es war eine Frau, das wusste Franz

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