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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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Menschenmassen. Es schien ihm ausgeschlossen, dem Deutschen zu begegnen, er frohlockte schon, sah sich aber doch um und sein Blick blieb an einer Frau in einer seltsamen Tracht hängen, der er einfach folgte. Erst nach einiger Zeit bemerkte er in ihrer Begleitung den Deutschen. Er erschrak darüber so heftig, dass er sich direkt wieder in die entgegengesetzte Richtung davondrängeln wollte, doch nun erinnerte er sich an die Worte seiner Mutter, die ihm versprachen, von der Jungfrau zu ihm geführt zu werden. Er musste dem Paar einfach folgen, das sich in die vorderen Reihen drängte.
    Als er dann unversehens hinter den beiden stand, überfiel ihn eine plötzliche Scheu, und es ging ihm durch den Kopf, dem Deutschen die Brieftasche einfach zuzustecken, sie ihm zurück in die Gesäßtasche zu stecken. Da drehte sich der Deutsche um, und ihre Augen trafen sich.
    Francesco konnte sich später nicht erinnern, wie es geschehen war, nur, dass die plötzliche Scheu schlagartig von ihm abfiel und Wut, Zorn, nein, Hass in ihm ausbrach. Er schleuderte dem Deutschen die Brieftasche ins Gesicht, wandte sich darauf sofort ab und drängelte sich ohne Hast durch die Menge davon. Hätte sich der Deutsche einfallen lassen, ihm zu folgen, das spürte er deutlich, es wäre nicht gut ausgegangen, er hätte sich mit ihm angelegt, ja, vielleicht sogar mit ihm gekämpft.
    »Aber Franz, das ist ja deine Brieftasche«, rief Rosi, sie war ihr vor die Füße gefallen. Franz bückte sich.
    »Gib ihm eine Belohnung«, forderte Rosi ihn auf, »wo ist er denn hin? Er wird doch eine Belohnung haben wollen!«
    Franz merkte, wie ihn Rosi am Arm zupfte, hörte, wie ein Raunen durch die Menge ging und eine Bewegung, er blickte auf, der Papst war in der Loggia erschienen. Hastig verstaute er die Brieftasche in der Innenseite seines Jacketts.
    Er wusste, dass er der Ansprache nicht folgen würde, sondern in Gedanken dem Jungen, den er gestern das erste Mal gesehen hatte, als er aus jenem Hausflur getreten war, dessen leicht modrig feuchter Geruch nach all den Jahren sofort wieder in ihm lebendig geworden war. Er hatte den Jungen nicht weiter beachtet, seine Aufmerksamkeit galt der Frau in seiner Begleitung, ihr war er gefolgt, im Zweifel darüber, ob sie es wirklich sein könnte, das Mädchen aus seiner Erinnerung. Erst im letzten Moment hatte er auf dem Weg zurück zur Droschke die beiden Jungen gesehen. Sie lachten und tollten herum. Im Vorübergehen waren sie mit ihm zusammengestoßen. Das war sicherlich der Augenblick gewesen, in dem sie ihm die Brieftasche entwendeten.
    Franz schaute hinauf zum Papst, der nun von der Loggia aus den Gläubigen in aller Welt den Ostersegen erteilte. Und Rosi knüpfte an das letzte Amen des Papstes ihren sehnlichsten Wunsch und schickte ihn mit einem Gebet hinauf zu ihrem Herrgott.
    Mit geschlossenen Augen lauschte sie auf eine Antwort, wartete auf ein Zeichen. Und da sah sie ihn vor sich, diesen Jungen. Er könnte sein Sohn sein, dachte sie, ja, dieser Junge sah Franz ähnlich. Plötzlich wusste sie, dass er, dieser Junge das Zeichen sein musste, sie würde einen Sohn empfangen! Im aufbrausenden Jubel der Menge blickte sie dankbar hinauf zu dem prächtig gekleideten alten Mann in der Loggia. Der Stellvertreter Gottes auf Erden breitete noch einmal beide Arme aus, und nun jubelte sie ihm gemeinsam mit den Tausenden anderen Gläubigen zu, dann trat er von der Loggia zurück, bald darauf schlossen zwei Priester die Flügeltüren, und die Menge begann, sich langsam aufzulösen.
    Im Strom der vielen Menschen, die den Platz verließen, schlenderten auch Franz und Rosi Richtung Stadtzentrum. Sie waren beide auf sehr unterschiedliche Weise mit dem Mysterium um den Jungen beschäftigt.
    »Das Geld ist natürlich weg«, sagte Franz unvermittelt, Rosi wusste gleich, wovon er sprach.
    »Aber du hast deinen Pass zurück! Wir hätten sonst zur Botschaft …«, weiter kam sie nicht, ein hochgewachsener schlanker Mann Mitte dreißig, in Begleitung einer kleinen Frau in einem modischem Schneiderkostüm und auf Pumps, trat ihnen in den Weg.
    »Entschuldigung«, sagte Hans-Ulrich und verbeugte sich leicht vor der Frau im Dirndl, dann fragte er Franz: »Sind Sie nicht der Franz – bist du nicht der Franz Münzer?«

7.
    »Der Bluhm hält sich auch in der Cita Eterna auf, er ist im Forum abgestiegen, will den Atem der Geschichte atmen, würde wohl am liebsten in einer der Ruinen übernachten«, informierte Hans-Ulrich Franz in

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