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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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ich die Tür und blinzelte ins Halbdunkel. Genau wie beim letzten Mal war der Innenhof nur durch den Schein aus den umliegenden Wohnungen erleuchtet. Von irgendwoher hörte ich das Geräusch eines Vogels, es klang wie das Gurren einer Taube. Dann hörte ich es rascheln. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, weil ich plötzlich ein Gefühl von Bedrohung verspürte. Bloß wieder zurück in den Laden!, dachte ich – und dann sah ich die Silhouette einer Frau, die mich von Weitem an Nives erinnerte. Sie setzte sich an den Rand des Brunnens, murmelte unverständliche Worte und war mit einem Mal verschwunden. Ich hörte erneut das Gurren einer Taube und mir wurde schwindelig. Doch dann sprintete ich los. Wer immer das gewesen war, war offenbar in den Brunnen gefallen (oder hatte sich selbst hineingestürzt) und musste sofort gerettet werden!

37. Lykke Pechstein
    (Donnerstag, 8. Dezember 2011)
    Dear Diary,
    hab gerade mit Sören telefoniert und fühle mich absolut grandios! Er hat doch tatsächlich vorgeschlagen, mit mir ins Kino zu gehen. Offenbar findet er Marie auch nur »nett« und ist nicht in sie verliebt oder so – zumindest hat er nichts dergleichen erwähnt. Natürlich konnte ich mir nicht verkneifen, in einem Nebensatz fallen zu lassen, dass meine Schwester gerade mit diesem Iren auf Wolke sieben schwebt, der zufälligerweise die alte Schrottkarre ihres Vaters gekauft hat. Morgen Abend treffen wir uns und schauen im 3001-Kino im Schanzenviertel einen Arthouse-Film, den Sören gerne sehen würde. Hab den Titel gerade vergessen, aber es ist mir sowieso egal. Danach wollen wir noch in sein Lieblingscafé, juhu! Bin mal gespannt, was Marie dazu sagt, wenn ich mit Sören abzische. Falls sie das überhaupt merkt, denn momentan taumelt sie ja nur noch schwerst verknallt durch die Gegend und kriegt von allem nur noch die Hälfte mit. Übrigens habe ich heute herausgefunden, wo die Drachenlady ihre Backzutaten lagert, und hätte echt Lust, mir diesen Raum mal genauer anzusehen. Auch wenn Marie das als totalen Quatsch abgetan hat, traue ich der Sache nicht so recht. Neulich hat auch Knud eine Bemerkung fallen lassen, die mir immer noch im Kopf herumspukt. Er sagte: »Es ist nicht immer alles Gold, was glänzt!« Davor hatte er sich übrigens seine üblichen sechs Quarkbällchen reingeschaufelt und ein Graubrot mit Bio-Siegel gekauft. Daraufhin habe ich mir das Logo auf der Banderole mal näher angeschaut. Ich könnte schwören, dass es ganz einfach mit irgendeinem Farbdrucker hergestellt wurde. Na ja, ich hoffe, ich irre mich.
    So, liebes Tagebuch, nun muss ich Schluss machen. Denn ich werde jetzt – Achtung! Achtung! Akuter Anfall von peinlichstem Girly-Alarm – im Schrank nachschauen, was ich morgen zu meinem Date anziehe.
    Deine aufgeregte Lykke

38. Marie Goldt
    (Samstag, 10. Dezember)
    Nives hielt die Ladentür auf und schob mich sanft nach draußen. »So und jetzt raus mit dir, dein Freund wartet. Für heute hast du genug gearbeitet!« Ich verabschiedete mich und ging dann in Richtung Haltestelle, um zu Dylans Fotoshooting im Atelier von *The Famous GG-Designs* zu fahren.
    Nachdem ich in den Bus gestiegen war und sogar einen Sitzplatz ergattert hatte, fiel mir wieder ein, wie peinlich der Alarm gewesen war, den ich am Donnerstagabend bei Nives ausgelöst hatte. Vollkommen panisch war ich in den Laden gestürzt und war schon im Begriff gewesen, die Feuerwehr und den Notarzt zu rufen. Doch gerade als ich nach meinem Handy greifen wollte, war Nives in aller Seelenruhe durch den Eingang in den Laden spaziert. Die wartende Kundin war sofort auf sie zugestürzt, die beiden kannten sich offenbar. Während sie die Bestellung durchsprachen, waren Delia und ich bewaffnet mit einer Taschenlampe zum Brunnen gegangen und hatten in den Schacht geleuchtet. Dort hatte sich ein abgetragener Mantel an einem hervorstehenden Stein verfangen, sonst war nichts zu sehen gewesen, das in irgendeiner Weise auf einen Unfall hindeutete.
    »Im Halbdunkel sehen manche Dinge anders oder gruselig aus«, versuchte Delia, mich zu trösten, nachdem wir den Mantel herausgezogen und anschließend in die Mülltonne gesteckt hatten. »Das Wichtigste ist doch, dass niemandem etwas passiert ist und du so aufmerksam warst. Die meisten Menschen kümmern sich nicht darum, was um sie herum geschieht, erst recht nicht, wenn sie dadurch Unannehmlichkeiten haben.«
    Nachdem ich aus dem Bus gestiegen war, betrachtete ich eine Weile versonnen die hell erleuchteten

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