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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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einen größeren Magieaufwand. Umso mehr galt der Frau vor ihm seine Bewunderung, denn eigentlich war diese Gabe in Sanara nicht gesegnet.
    Sie ließ sich davon nicht beirren, sang ruhig das Lied, das ihr wahrscheinlich der Musikant beigebracht hatte, und ließ sich nicht davon stören, dass die Bienen wütend um sie herumflogen, während sie die Waben über ihrer Essschale ausdrückte. Er fragte sich, ob ihr süßer, frischer Blütenduft wohl dazu beitrug, die Bienen zu beruhigen. Sanara konzentrierte sich ganz auf die Töne, die sie sang, und legte Ruhe und Dank in jede ihrer Bewegungen. Sie war so in die Arbeit versunken, dass sie nicht bemerkte, wie der Fürst der Elben ihr zusah.
    Das Bild strahlte eine Ruhe und einen Frieden aus, dass sie an Telarions Herz rührten. Wie so oft in den letzten Tagen erfasste ihn Freude, dass die Schöpfergeister ihm diese Menschenfrau an die Seite gegeben hatten. Es war, als reise er mit der Essenz der Wärme und des Feuers selbst. Ihr Lachen, ihre plötzlichen und ihm oft unverständlichen Wutausbrüche über seine angebliche Kontrolle und Ruhe, ihre Freude, wenn es ihr gelang, diese zu durchbrechen, füllten seine Seele, sodass er sicher war, ohne das alles nicht mehr existieren zu können. Es war, als fülle ihre Existenz seine Gabe des Lebens aus und gebe ihr erst einen Sinn.
    Er lächelte unwillkürlich. Leise ging er zum Rastplatz zurück, um sie dort zu erwarten.
    Sie hatte dort bereits ein kleines Feuer in Gang gebracht und die Knollen und Wurzeln, die sie des Tags gesammelt hatte, in die Glut geschoben. Unwillkürlich bedauerte er, dass er sich nun erst einmal allein vor das Feuer setzen musste und wünschte sich, sie wäre hier. Die Flammen waren so klein, dass es Telarion vorkam, als vermissten sie ihren Ursprung. Er streckte die Hand aus, die noch kalt war vom Wasser des Bachs, und hielt sie über die Glut.
    Telarion schloss die Augen und spürte der Wärme nach, die sich über die Fingerspitzen hin zu seinem Schildarm ausbreitete, als sei sie lebendig. Leises Lachen drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr, wie so oft, als sei es das Licht selbst, das sich an seiner Gegenwart erfreute.
    »Ein seltener Anblick«, wisperte ihm einen Augenblick später eine Stimme ins Ohr. Etwas strich durch seine kurzen Haare und berührte dann unendlich zart die Wimpern über seinen geschlossenen Augen. Das Entzücken über diese Berührungen ließ seinen Atem stocken, als könnte schon ein Luftzug diese Freude verwehen.
    Wieder erklang das leise Lachen bis tief in seine Seele hinein.
    Er blinzelte.
    Sanara saß vor ihm und sah ihn mit ihren seltsam dunkelgelben Augen an, die den Blick zu schlucken schienen. Und doch sah er darin die gleiche Freude tanzen, die ihn erst vor einem Augenblick erfüllt hatte und die noch in ihm nachhallte. Er holte Luft und schmeckte auf der Zunge den süßen Duft, den sie mitgebracht hatte. Es roch nach Obstblüten und reifen Früchten und auch nach dem Honig, den Sanara in einer Schale gesammelt hatte.
    »Du hast mich in den letzten Zehntagen oft gesehen«, berichtigte er sie, ohne den Blick von ihr zu nehmen.
    Sie lächelte. »Das habe ich. Aber ein Elbenkrieger, der seine Hand über die Glut hält, als wolle er sie rösten? Wer soll die Brandwunden heilen, die dir zugefügt werden können?«
    Er erwiderte das Lächeln und widerstand der Versuchung, die vor ihm Kniende an sich zu ziehen.
    »Seit ich dich geheilt habe, habe ich Feuer in mir. Ist keines in der Nähe, dann sehne ich mich danach. Und seit du mir zeigtest,wie ich es auf meine Hand rufen kann, habe ich keine Angst mehr davor.«
    Er ließ sie nicht aus den Augen und genoss die Freude, die seine Worte offenbar in ihr auslösten. Ihre Wangen röteten sich, dann wandte sie sich ab, um zu kontrollieren, ob von den Knollen schon welche gar waren. Dann wandte sie sich ihm wieder zu.
    »Sie brauchen noch eine Weile«, sagte sie dann und hielt ihm die Schale mit den Honigbeeren hin. »Du solltest welche davon essen. Der Honig wärmt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Danke.«
    Sanara stutzte, dann lächelte sie verschmitzt. »So bleibt mehr für mich«, sagte sie und tauchte den Finger in die goldklare Flüssigkeit. Mit großem Appetit leerte sie die halbe Schale, den Rest wollte sie für den nächsten Tag aufbewahren.
    Er zog den Beutel hervor, in dem er tagsüber die Kräuter sammelte, die den Nachtschlaf tiefer und erholsamer werden ließen, und mischte wieder einige davon in den Getreideteig.
    »Ich

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