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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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kann, hat es bewiesen. Andere könnten dies mit aller Magie nicht.«
    Sie schlug die Augen nieder. »Warum habt Ihr ihn dann ermordet?«
    »Shisani, wollt Ihr die Wahrheit wirklich hören?«
    Sie runzelte die Stirn, doch sie nickte.
    »Ich tötete Euren Bruder, weil er mir in seinem Zorn das Gleiche sagte wie Ihr: Dass mein Zwilling ein Vatermörder sei, einer, dem die Macht über alles ginge und der für die Krone jeden töten würde, der ihm im Weg steht. Und da war noch ein Grund.« Er hielt inne.
    »Welcher?« Ihre Stimme war kaum zu hören.
    »Ich glaubte … nun, ich trug bereits Euer Feuer in mir und glaubte, ich reise Euch nach. Doch dann sagte er mir ins Gesicht, dass Ihr in eine andere Richtung geflohen seid als er. Ihr wart nicht bei ihm. … Das entsetzte mich zutiefst. – Ich … ich glaubte, jede Chance sei vertan, Euch je wiederzusehen.«
    »Ihr habt ihn getötet, weil er mich nicht bei sich hatte?«
    Telarion erwiderte den Blick unverwandt. »Ich wollte es nicht hören. Ich wollte auch nicht hören, was er sonst sagte. Nämlich dass er sehe, dass Euer Feuer – sein Feuer! – in mir brenne. Dass ich Euch Eure Seele gestohlen hätte.«
    Sprachlos sah sie ihn an. »Bei Eurem Onkel sagtet Ihr, in ihm habe eine andere Flamme gebrannt als in mir.«
    Er blieb reglos sitzen. »Es war falsch, das zu sagen«, sagte er dann ein wenig lahm. Er räusperte sich. »Es kann Euch kein Trost sein, aber erst der Tod Eures Bruders machte mir klar, wie falsch ich über den meinen denke. Dennoch bedaure ich zutiefst, dass Sinan durch meine Hand starb. Nicht zuletzt deshalb, weil ich dadurch noch mehr Bitternis in Euren Kelch füllte. – Ich hoffe, Ihr könnt mir eines Tages vergeben«, fügte er hinzu.
    Sie sah ihn mit einem schwachen Lächeln an. »Nun, zumindest habe ich jetzt keine Verwandten mehr, die Ihr oder einer Eurer Familie töten könnte«, stieß sie hervor. Als er zusammenzuckte, stieg Blut in ihre Wangen, so als würde ihr erst jetzt bewusst, wie unpassend dieser Scherz war.
    Sie wandte sich ruckartig von ihm ab.
    Er verstand ihre Reaktion. So unangemessen ihr Scherz gewesen war, so entsprach er doch der Wahrheit. Er durfte nicht erwarten, dass sie ihm nach allem, was er ihr angetan hatte, noch vertraute. Er schluckte erneut. Der Gedanke, sie nie wieder in den Arm nehmen zu können und dass ihr Lachen nie wieder ihm gelte, ihre Finger nie wieder glühende Spuren auf seinem Körper hinterlassen würden, schmerzte schlimmer als jeder Vorwurf, den er sich selbst hätte machen können.
    Er erhob sich. »Ich werde Euch allein lassen«, sagte er und hörte, wie brüchig seine Stimme klang. Er wandte sich um und ging.
    Glaubst du ihm, was er sagte?
    Die Worte klangen in ihren Geist hinein und rissen Sanara von dem Anblick der Dachluke los, durch die Telarion verschwunden war.
    Sie spähte in die dunkle Ecke hinter dem großen Auffangbecken für den Regen. Rötlicher Dunst bildete dort eine Gestalt, die nun aus den Schatten trat und auf sie zukam. Sie erkannte Ronans Seelenbild, dann wanderte ihr Blick hinaus in die Itayahaine, die hinter der Herberge begannen. Im rötlichen Abendlicht war die hochgewachsene Gestalt des Elbs in darstar und jibahan nur als Silhouette zu sehen, als sie zwischen den Sträuchern und schlanken Stämmen der Bäume verschwand.
    »Ja, das tue ich«, erwiderte sie. »Zweifelst du daran?«, fragte sie zurück.
    Nein. Ich glaube ihm auch.
    Ronans Geist war im Licht der Purpursonne, die nun allein am Himmel stand, kaum zu sehen.
    »Sonst warst du nicht gut auf den Fürsten zu sprechen.«
    Das bist du derzeit auch nicht.
    Sanara sah den Musikanten an, der sich an der Brüstung der Herberge niedergelassen hatte. »Wie könnte ich das? Du weißt selbst, was er tat – oder warum hast du mich sonst gebeten, ich möge ihn nach dem Grund fragen, der ihn veranlasste, meinen Bruder zu töten?«
    Als sie sah, dass Ronans Gesicht sich zu einem verschmitzten Grinsen verzog, winkte sie ab.
    Als wir uns gestern nach so langer Zeit wiedersahen, sagtest du, dass du den Grund nicht kennst, warum er so handelte. Ich kannte ihn auch nicht, fand allerdings, dass wir ihn wissen sollten.
    Sanara schnaubte. »Soll das heißen, du misstraust ihm nicht mehr?«
    Ronan seufzte. Als ich im Tempel der Weisen sah, wie sehr du ihn liebst, war ich eifersüchtig. Ich wünschte mir so sehr, dass deine Liebe mir gehört. Und ich empfand das nie bitterer als in dem Au genblick, in dem ich sah, dass er dich in den Bergen von

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