Goldmond
Ansicht, dass das Dunkelvolk gezähmt gehört, falls du das meinst«, sagte er mit einem Seitenblick auf Githalad, der so tat, als interessiere ihn das Gespräch der beiden Soldaten nicht. Der Schmied beschäftigte sich angelegentlich mit dem Zaumzeug des naphtis .
»Doch wenn es sich so weit in der Wüste befindet, dann sollte es doch ausreichen, wenn wir es dort halten. Sollen diese verfluchten Dunkelzauberer ruhig in der Hitze und Dürre krepieren!«
»Und einen Unterschlupf haben?«, gab Hiltar zurück. »Vondem aus sie uns angreifen können, wann es ihnen beliebt? Was schlägst du vor?«
Der Nisan schnaubte. »Was sollen wir uns dem Land des Feuers aussetzen? Die Wüste ist nicht für Elben gemacht. Aber was kann eine Landarias schon davon wissen!«
Githalad hielt den Atem an. Er wusste, dass Ireti, die Witwe König Tarinds, nach dem Tod ihres Gemahls Anspruch auf die Krone erhoben hatte. Ein Vorgang, der nicht grundsätzlich unerhört war, zumal sich der König mitten auf einem Feldzug befand, als der Tod ihn ereilte. Und es gab sowohl bei den Menschen als auch beim Volk des Vanar durchaus Fürstinnen. Doch selbst Githalad, ein Mensch, konnte sich denken, dass die Art und Weise wie Ireti sich Thron und Macht angeeignet hatte, ohne sich durch die übliche Wahl der sechs höchsten Elbenfürsten darin bestätigen zu lassen, so manchem Elben übel aufstieß.
»Schweig!«, zischte der Eiselb dem Nisan zu. »Du weißt, dass die Magie der Königin ein Tabu ist! Willst du den Kopf verlieren, weil du schlecht über deine Herrscherin gesprochen hast?«
Githalad warf ihm einen knappen Blick zu. Diese Worte klangen in seinen Ohren nicht gerade loyal der Königin gegenüber, und das, obwohl er dem anderen gerade derart ketzerische Reden verboten hatte.
»Was glotzt du so dumm?«, rief der Soldat ihm zu. »Kümmere dich um dein dreckiges Vieh!«
Er gab seinem Pferd grob die Sporen und ritt davon.
Githalad wandte den Blick ab. Er hatte in der Feste Bathkor nur wenig über die Königin gehört, mit der Tarind verheiratet gewesen war. Sie hielt sich stets im Hintergrund, und ihr Hauptansinnen schien darin zu bestehen, schön auszusehen und ihren Gatten noch mehr strahlen zu lassen – und unter den Menschen herrschte die überwiegende Ansicht, dass es genau dies war, was Tarind an seinem Königtum mit am besten gefallen hatte: Macht innezuhaben und diese zu demonstrieren.
Doch sie selbst blieb im Schatten, still und zurückgezogen,sagte nur wenig und überließ sowohl das Regieren als auch die Führung und Verwaltung des kastrons ihrem Gemahl – und seinem Zwilling.
Githalad hatte bereits einige Zehntage am Hof der Elben gelebt, als ihm auffiel, dass es einen weiteren Grund gab, warum so wenig über die Königin zu hören war.
Die Menschen und Elben, die zu ihrem Wohl abgestellt waren, sahen oft blass und übernächtigt aus. Sie sprachen nicht viel, wenn sie an den Werkstätten vorbeihuschten, in denen Githalad sich aufhielt und seine Arbeit verrichtete. Doch aus dem Wenigen, was sie zu sagen hatten, entnahm er schließlich, dass es mehr war als nur die nächtliche Arbeit. Dass die Königin wie viele Elben die Nacht dem heißen Tag, an dem zwei Sonnen vom Himmel brannten, vorzog, war nicht ungewöhnlich. Und doch wirkten die Menschen, die für sie arbeiteten, stets ausgezehrt, schwach und so, als wären sie in ihrem Dasein beeinträchtigt. Githalad war schnell klar geworden, dass Ireti Landarias die Gabe der Elben, Dunkelmagiern ihre Kraft nehmen zu können, um die eigene zu nähren, weidlich ausnutzte und an den Menschen in ihrer Umgebung anwandte.
Doch nie hatte es einer laut ausgesprochen. Die wenigen Menschen, die darüber – angeblich – geredet hatten, waren schon bald nach Auftauchen der Gerüchte spurlos verschwunden.
Ireti von Larondar schien den Schatten zu lieben, und die wenigen Male, die Githalad sie gesehen hatte, hatte er den Eindruck gewonnen, sie trage auch Schatten in sich. Sie bevorzugte weite, gewickelte Gewänder von dunkelblauer bis violetter Farbe, von denen sie stets mehrere übereinander trug, die jedoch so leicht waren, dass sie im leisesten Luftzug zu wehen schienen; ihre nachtdunklen Haare, die im Gegensatz zu der schwarzen, schimmernden Haarpracht ihres Gemahls das Licht nicht zu spiegeln, sondern zu schlucken schienen, wurden, wenn überhaupt, nur von einem schmalen Gold- oder Silberband zwischen den Schulterblättern gehalten.
Als Githalad sich an die wenigen Gelegenheiten
Weitere Kostenlose Bücher