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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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beliebte.
    Als er Gomarans leise Tritte hörte, unterdrückte er das Verlangen, erneut das Feuer auf seine Hand zu beschwören. Er wusste, sein Milchbruder billigte nicht, dass er versuchte, die Feuermagie in sich zu beherrschen, zudem stand der Aufgang der Weißen Sonne bevor. Einen Augenblick lang gestattete Telarion sich die Vorfreude darauf, Sanara Amadian nehme sein Angebot vielleicht an und käme zu ihm, um seine Luftmagie, die sie – wie er ihre Feuermagie – zweifellos in sich trug, beherrschen zu lernen.
    »Daron, Ihr solltet etwas zu Euch nehmen, bevor Ihr Euch weiter Euren Lektionen widmet«, sagte sein Gefährte leise.
    Langsam verneigte sich Telarion in Richtung Osten, dann wandte er sich um und schickte auch ein kurzes Gebet in Richtung des Akusu, den Westen.
    Gomaran runzelte die Stirn. Als der Fürst das sah, stahl sich ein Lächeln auf seine Miene. Er nahm von Gomaran eine Schale mit weißem, gekochtem Wasserkorn und ein wenig Gemüse entgegen und aß hungrig.
    »Du schätzt es nicht, dass ich mich der Magie des Dunkelmonds zuwende«, sagte er nach einer Weile.
    »Nein«, sagte Gomaran. »Doch ich denke, es ist nicht Eure Schuld. Es ist die Schuld dieser … Feuermagierin.«
    Telarion sah den Milchbruder nachdenklich an. »Ich weiß, es klingt in deinen Ohren wie eine Ausrede. Aber dass sie meine Magie in sich trägt – und ich ihre in mir –, ist das Werk der Ys, nicht das eines Geschöpfes der Zwillingsmonde.«
    Gomaran nickte nur, und Telarion fragte sich, ob sein Gefährte tatsächlich überzeugt war oder einfach nur seine Meinung für sich behielt.
    Nun, das würde die Zeit weisen müssen. Er würde das Siegel finden und zerstören, ob mit oder ohne Hilfe – käme diese von Sanara Amadian oder von Gomaran. Telarion hätte es lieber mithilfe beider getan. Doch wie dem auch sein mochte, das Siegel durfte Ireti Landarias nicht in die Hände fallen, und Telarion würde alles dafür tun, dass es nie so weit kam. Eine Flamme auf die Hand zu beschwören war nur der erste Schritt.
    Noch während er darüber nachdachte, erhob sich Gomaran. Er schob Telarion noch ein Tablett zu, auf dem Schalen mit Tee und geschnittenem Obst standen, und verließ die Plattform, die weit über dem Tal schwebte. Der wallende Nebel verschluckte seine Gestalt nach nur wenigen Schritten.
    Telarion wandte sich wieder nach Osten, wo der Nebel nun erkennbar heller wurde. Der Aufgang der Weißen Sonne stand kurz bevor, es war Zeit für seine Morgenandacht.
    »Mendaron Norandar?«, erklang plötzlich eine Stimme in einiger Entfernung.
    Sie war es – Sanara Amadian.
    Telarions Herz machte einen Sprung, dennoch versuchte er,sein Gebet an Vanar nicht zu vergessen. Aber er entbot seinem Schöpfermond nur noch mit halbem Herzen den Gruß.
    »Dari. Sicher wünscht Ihr den Fürsten zu sehen. Ich werde sehen, ob er bereit ist, Euch zu empfangen.« Das war Gomaran. Die Stimme seines Gefährten verriet den Unwillen, die Feuermagierin in die Nähe des Fürsten zu lassen, so als sei sicher, dass ihre Gegenwart ihm schaden würde. Telarion überlegte, ob er einschreiten sollte, doch dann erkannte er, dass sie sich selbst zu wehren wusste.
    »Ich wünsche Euch auch den Segen der Schöpfermonde, Hauptmann«, sagte sie hoheitsvoll, und Telarion unterdrückte ob des Hochmuts, mit dem sie diesen Satz hervorbrachte, ein Lachen. »Doch Ihr wisst ohne jeden Zweifel, dass Euer Fürst mich zu Euch gebeten hat«, fügte sie hinzu.
    Telarion war sicher, dass der Hochmut der Angst entsprang. Zu sehr hatte er ihr zugesetzt, als sie seine Gefangene gewesen war. Er bewunderte ihren Mut, sich zu so einer Stunde in das Quartier eines Luftmagiers zu begeben und fragte sich unwillkürlich, ob sie wohl den Musikanten mitgebracht hatte.
    Ein morgendliche Brise kam auf und vertrieb für Augenblicke den Nebel, der durch die Säulen und die Wände aus Maßwerk zog. Der Blick auf den Arkadengang, der zum Hauptgebäude des Klosters führte, war nun frei. Die Feuermagierin stand dort, direkt vor Gomaran, und blickte zu dem Hauptmann auf. Sie war wie alle Menschen wesentlich kleiner als der Elb Gomaran, und doch sah es nicht so aus, als fürchtete sie sich. Es ließ sie im Vergleich zu den anderen Kindern des Akusu groß wirken. Die Hände hatte sie vor der Brust in die weiten Ärmel ihres Laienhemdes geschoben, und Telarion fragte sich, ob sie unter dem silbrig grauen Leinenzeug die Hände zu Fäusten geballt hatte.
    Ihr Blick sah so zornig zu Gomaran auf, dass es

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