Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
Haus verlassen hatten, schlug er wütend die Tür hinter ihnen zu. Sie sollten verschwinden, am besten für immer!
Kofer hatte seinen Fund thematisch geordnet. Rechts neben dem Kartoffeltrog standen historische Goldgräberwerkzeuge und andere Gegenstände, Schaufeln, Hacken und der angesichts seines Alters bemerkenswert gut erhaltene Sickertrog, durch den die Minenarbeiter das Sickerwasser aus den Felsen hatten laufen lassen, um auch kleinere Goldpartikel zu finden. In dem Regal dahinter befanden sich noch mehr Werkzeuge, Kleidung, Hausrat und diverse Fundstücke minderer Güte.
Viel interessanter war jedoch die linke Seite. Was dort stand, würde die Museumswelt revolutionieren und Wachtlers lächerliches DoloMythos für alle Zeiten in seinen Schatten katapultieren. Kofer beugte sich vor, um die goldene römische Merkurstatue aus dem Regal zu nehmen. Wie vollendet schön sie war! Irgendwann würde sie in seinem Museum die Blicke der Besucher auf sich ziehen. Zusammen mit den goldenen, mit wertvollen Steinen besetzten Statuen der anderen, teilweise unbekannten Götter und den Schutzpatronen der Bergleute, den Goldmasken und Schmuckgegenständen. Doch das beeindruckendste Stück war der fast einen Meter hohe Goldkegel. Kofer schätzte allein seinen Sammlerwert auf zehn Millionen Euro. Vielleicht auch auf mehr.
Fünf Mal war er auf eigene Faust zu dem Stollen zurückgekehrt, um alles abzutransportieren, was er in der Geheimkammer gefunden hatte. Mehrmals hatte er dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt. Ein verstauchter Knöchel, und er wäre elend in dem Stollen verreckt. Dazu kam die aberwitzige Schlepperei durch Schnee, Eis und Fels. Er vermutete, dass es irgendwo einen leichter zu erreichenden Zutritt gab, andererseits lagen auch Machu Picchu, die Höhlen von Qumran und selbst die Chauvet-Höhle genauso unerreichbar irgendwo im Nichts. Das Wissen um den Inhalt seines Rucksacks hatte ihm übermenschliche Kräfte verliehen, die vor allem beim Transport des Goldkegels vonnöten gewesen war. Wenn ihm damit jemand begegnet wäre …
Aber das Risiko hatte sich gelohnt. Nie zuvor hatte es in den Alpen einen solch einzigartigen, umfangreichen Fund gegeben. Allerdings wurmte es ihn, dass er niemals würde bekannt machen können, woher die Stücke stammten. Er musste ein Lügenkonstrukt errichten, Fährten verwischen, die Behörden auflaufen lassen. Die Einzigartigkeit und Unbezahlbarkeit seines Fundes bedeuteten andererseits den Zwang, ein Leben lang die Wahrheit zu verschweigen. Nur so würde er seinen Schatz behalten und vor dem Zugriff der gefräßigen Behörden schützen können. Doch den Preis nahm er gern für die Erfüllung seiner zwei größten Lebensträume in Kauf. Nicht eine Frau, Familie, Kinder waren ihm wichtig, die machten nur träge und störten den Weg, den nur ein Mann wie er in aller Konsequenz und gegen alle Regeln und Gesetze gehen konnte. Er war auf Reichtum angewiesen, um den Lebensstil zu finanzieren, der einem Museumsdirektor seines Kalibers würdig war. Er wollte das größte, beste, einzigartigste Museum der Alpen sein Eigen nennen, am besten noch von ganz Europa. Morgen würde er die letzte Ladung bergen. Kofer deutete es als Wink des Schicksals, dass ausgerechnet an diesem Wochenende der Sommer ein erstes Gastspiel gab.
Die Geheimkammer befand sich hinter einem der Seitenstollen am unteren Ende der Anlage. Der Zugang war nicht auf Anhieb sichtbar gewesen, war ihm selbst nur durch Zufall aufgefallen. Er hatte sich übermenschlich beherrschen müssen, nicht sofort hineinzugehen. Erst als sich die anderen schon wieder in dem senkrechten Hauptstollen und damit außer Sichtweite befanden, hatte er die Kammer betreten. Was er dort vorfand, übertraf seine kühnsten Erwartungen. Er konnte es nicht lassen, eine der Statuen verschwand blitzschnell in seinem Rucksack. Er musste einfach zugreifen. Hätte jemand in sein Gepäck geschaut, wäre er in Erklärungsnot geraten, doch niemand hatte sich darum gekümmert, dass er kurz nicht bei der Gruppe war. Diese erste Statue war für ihn ein Symbol seiner goldenen Zukunft, seines Koferopolis. Deshalb hatte er sie mit ins Museum genommen und seiner engsten Mitarbeiterin gezeigt.
Hätte er den anderen Goldsuchern gegenüber seine Entdeckung preisgegeben, wäre es vermutlich zu einer Katastrophe gekommen. Die geldgeilen Geier, allen voran Christine, hätten darauf bestanden, sämtliche Fundstücke aus Gold einzuschmelzen, um jegliche Spur ihrer Herkunft zu
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