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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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notwendigem Ehrgeiz gern auch die schönen Seiten des Lebens in vollen Zügen genoss, war das nicht. Wie auch immer, wenn jemand mit seinem Team selbst eine achthundert Jahre alte Münze in einem Heuhaufen finden würde, dann Benvenuto di Cesare.
    An seinem Schreibtisch sitzend trank Vincenzo einen Espresso nach dem anderen und wartete. Er brauchte das Koffein. Um sich abzulenken, schloss er die Augen und konzentrierte sich auf das Prasseln des Regens und die lauten Donnerschläge, die die Stille in seinem Büro immer wieder für den Bruchteil einer Sekunde durchbrachen. Wie vorhergesagt, hatte in den frühen Morgenstunden vom Alpenhauptkamm her ein heftiger Wettersturz begonnen. Gerade als Vincenzo das Haus verlassen wollte, hatte der Regen eingesetzt. Nichts erinnerte mehr daran, dass er gestern Abend noch im T-Shirt draußen beim Grillen gesessen hatte. Manchmal, wenn die Wolken für einen Moment auflockerten, konnte man erkennen, dass sich die umliegenden Berge schon wieder in dickes Weiß hüllten. Die Schneefallgrenze war sogar auf gut tausend Meter gefallen. Im Pflerschtal würde sie Schneematsch erwarten – wenn denn endlich der Beschluss kam.
    Vincenzo stand auf, um sich bei Paolo Verdi die Tageszeitung zu holen. Als er seine Bürotür aufriss, wäre er um ein Haar mit Baroncini zusammengeprallt, der gerade hatte anklopfen wollen und ein Blatt Papier in die Höhe hielt.
    »Los geht’s, Commissario. Lösen Sie Ihren nächsten Fall. Sie kennen ja das Prozedere. Und sobald Sie zurück sind, kommen Sie als Erstes zu mir. Viel Erfolg!«
    * * *
    Sterzing
    Mit starrer Miene und in einem Tonfall, der keinerlei Widerspruch duldete, teilte Commissario Benvenuto di Cesare seine Männer ein. Sie waren mit einem Polizeiwagen und zwei Mannschaftswagen angerückt. Vincenzo nahm mit Mauracher den Polizeiwagen, um zum Hotel zu fahren, die Übrigen machten sich auf den Weg zum Museum. Um jeglichen Kontakt unter den Zeugen und Verdächtigen zu vermeiden, hatte Vincenzo angeordnet, dass sie sich per SMS abstimmten, sobald sie ihre Ziele erreicht hatten. Ihr Einsatzbeginn sollte zeitgleich erfolgen. Auf der Fahrt hatte Marzoli di Cesare nochmals erklärt, wie das Museum aufgebaut war, während dieser schweigend aus dem Fenster gestarrt hatte.
    »Haben Sie noch Fragen dazu, Commissario?«, wollte Marzoli wissen.
    Di Cesare antwortete mit einem angedeuteten Kopfschütteln, ohne sein Gegenüber anzusehen.
    Der Mann war dem sanftmütigen Familienmenschen Giuseppe Marzoli wahrlich unheimlich. Fast zwanghaft musste er den Commissario immer wieder aus den Augenwinkeln heraus ansehen. Trotz des Temperatursturzes trug di Cesare lediglich ein T-Shirt. Seine Oberarme waren so dick, dass sich Marzoli sicher war, sie mit beiden Händen nicht umfassen zu können. Als sich der Neapolitaner am Kopf kratzte – eine seiner wenigen Bewegungen während der Fahrt –, spannte sich automatisch sein Bizeps an, sprang wie eine Kugel hervor und drohte, das T-Shirt zu sprengen. Di Cesare erfüllte jedes Klischee einer Kampfmaschine. Einzig seine bis zu den Schultern reichenden Haare, deren Grauton erahnen ließ, dass er älter war, als er sich gab, schienen unpassend. Ein militärischer Kurzhaarschnitt hätte das Klischee besser erfüllt.
    Insgeheim fragte sich Marzoli, ob der Mann tatsächlich die richtige Wahl für einen Einsatz war, bei dem Einfühlungsvermögen, gezielte Fragen und eine gesunde Portion Diplomatie wahrscheinlich eher als Gewalt zum Ziel führen würden.
    Als sie auf dem Parkplatz des Museums vorfuhren, auf dem vier Autos standen, tippte Marzoli die SMS an Bellini. Sekunden später erhielt er die Antwort. »Stellen gerade den Wagen ab. Geht rein.«
    Als di Cesare mit einem Satz aus dem Wagen sprang, hatte sich der schwerfällige Marzoli noch nicht einmal aus seinem Sitz erhoben. Ich danke Gott, dass ich mit Bellini und nicht mit dieser Kampfmaschine zusammenarbeite, dachte er sich und freute sich jetzt schon darauf, seine Kollegen bei Kofer zu treffen. Bellini und Mauracher. Nachdem ihn di Cesares Bizeps nachhaltig verunsichert hatte, war Marzoli in sich gegangen und hatte sich entschieden, die junge Kollegin ab sofort zu mögen. Ungeachtet ihrer Vorliebe für seine Cantuccini und ihrer forschen Art. Lieber ein etwas zu vorlautes Mädchen als ein schweigsamer, aufgepumpter Stier von einem Mann.
    Di Cesare baute sich vor seinem acht Mann starken Kommando auf und verteilte die Aufgaben mit knappen Worten. »Wir bilden drei Teams.

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