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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wurde dieser gestern überraschend aus der Untersuchungshaft entlassen. Nach Angaben des leitenden Ermittlers, Commissario Vincenzo Bellini, hat die Aussage des Verdächtigen alle bisherigen Erkenntnisse der Polizei widerlegt. Während die Beamten nun schnellstmöglich in eine neue Richtung ermitteln müssen, kritisiert der offenbar zu Unrecht festgenommene Sterzinger das Vorgehen der Justiz scharf.
    »Das ist ein schreckliches Gefühl für einen unbescholtenen Bürger«, betonte der bekannte Museumsbetreiber nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft. Auch wenn er nun von allen Vorwürfen freigesprochen werde, liege für immer ein Schatten auf der Integrität seiner Person. Zu seiner eigenen Rolle in dem Pflerschtaler Morddrama wollte er zunächst keine Stellung nehmen. »Vorher möchte ich ein paar Dinge überprüfen. Ich möchte der Questura nicht die Gelegenheit zu weiteren Fehlern geben.« Nach Rücksprache mit seinem Anwalt werde er sich voraussichtlich in der kommenden Woche zu den Vorgängen äußern. »Dann werde ich auch den wahren Täter liefern können, denn ich habe Beweise.«
    Vincenzo Bellini reagierte auf die fulminante Ankündigung reserviert. Der Schock in der Questura, den Falschen hinter Gitter gebracht und damit auch wertvolle Zeit verschenkt zu haben, sitzt tief. »Alle Spuren führten zu dem Verdächtigen – andernfalls hätte der Staatsanwalt keinen Haftbefehl erlassen«, kommentierte der sichtlich angeschlagene Chefermittler. Er entschuldigte sich für die »unrechtmäßige Verhaftung«, äußerte aber auch die Sorge, dass nun der Zeuge selbst ins Visier des Täters geraten könnte. Den angebotenen Personenschutz habe der Zeuge allerdings abgelehnt.
    Ob die Polizei neue Erkenntnisse gewonnen hat und wie diese umgesetzt werden, wollte Bellini aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt geben. Es bleibt zu vermuten, dass sich der Rauch hinter den Kulissen der Questura noch lange nicht verzogen hat. Ob die Verantwortlichen für die Blamage der Polizei letztlich zur Rechenschaft gezogen werden, ist ebenfalls offen. Die Frage muss zurückstehen, denn noch haben die Beamten einen Fünffachmord aufzuklären.
    Fabiano Fasciani
    Zufrieden faltete Vincenzo das Blatt zusammen. Fasciani hatte seine Arbeit gut gemacht. Die Polizei und insbesondere er als leitender Commissario standen zwar wie die Vollidioten dar, doch das ließ sich um der Sache willen nicht vermeiden. Der Beitrag war ein wichtiges Teil des Puzzles, und ein weiteres würde vielleicht Reiterer am Montag liefern können, obwohl die Chancen nicht allzu gut standen.
    Der Commissario musste grinsen, als er an das Gespräch mit dem Leiter der Spurensicherung am gestrigen Vormittag zurückdachte. Es war ihm unmöglich gewesen, nur zu sagen: »Ja, mache ich.« Als Vincenzo ihn gebeten hatte, mit einem Kollegen in einem Privatwagen ins Pflerschtal zu fahren, hatte ihn Reiterer empört angesehen. »Ich soll in diese Einöde fahren? Ja, sind Sie denn wahnsinnig geworden? Wissen Sie nicht, wie kalt das da ist? Da liegt Schnee, und wie Sie wissen, hasse ich Schnee. Schlimm genug, dass Sie mich dieses Jahr schon zu einer einsamen Berghütte beordert haben. Aber da schien immerhin die Sonne, und ich durfte mit dem Hubschrauber fliegen. Das hat fast schon Spaß gemacht, aber heute ins Pflerschtal? Vergessen Sie’s. Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag: Sie fahren selbst raus, während ich schön im Warmen weiteranalysiere.«
    Vincenzo malte sich aus, wie der Spurensicherer auf der Fahrt durch das Tal entgeistert aus dem Fenster gestarrt und seinem bedauernswerten Mitarbeiter mit seinen Schimpftiraden über die ekelhafte Kälte und den Schnee den letzten Nerv geraubt hatte.
    * * *
    Pflerschtal
    »Bitte, Silvia, mein geliebter Schatz. Überleg dir das noch mal! Entscheide dich nicht zu schnell. Natürlich bist du jetzt wütend, aber schlaf doch noch ein paar Nächte darüber. Ich flehe dich an! Lass mich nicht sitzen.«
    Nachdem der einfühlsame Commissario und seine junge Kollegin gegangen waren, hatte Silvia Ferrari den Kindern etwas zu essen gemacht und ihnen aufgetragen, damit in ihre Zimmer zu gehen und Mama allein zu lassen. Dann hatte sie sich in das kleine Kaminzimmer zurückgezogen. Sie musste nachdenken. So lange, wie es eben dauerte, bis sie eine Entscheidung getroffen hatte. Die Kinder wussten, dass mit ihrer Mutter nicht zu spaßen war, wenn sie so ernst war. Meistens alberte sie mit den dreien rum, die allesamt sehr

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