Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
seit einiger Zeit spurlos verschwunden. Ist Ihnen das nicht aufgefallen?«
    Wachtler schüttelte den Kopf. »Sara ist eine Einzelgängerin, die am liebsten allein in den Bergen unterwegs ist. Genauso wie ich. Manchmal haben wir länger als ein halbes Jahr keinen Kontakt.«
    »Und wann haben Sie Frau Gasser zuletzt gesehen?«
    Wachtler musste nicht lange überlegen. »Letztes Jahr am vierten Juli, das war ein Montag.«
    Das war vor allem lange her. »Warum können Sie sich so genau daran erinnern?«
    »Wir waren am Hochfeiler und haben eine alte Goldgrube entdeckt. Sie muss vor mehr als siebenhundert Jahren verschüttet worden sein, vermutlich durch einen gewaltigen Erdrutsch. Der Klimawandel hat sie freigegeben. Eine ziemlich gefährliche Aktion, weil der Stollen bereits verfallen war, aber es hat sich gelohnt. Wir haben erstaunlicherweise sogar Gold gefunden. Und nicht mal wenig. Aber was noch viel interessanter war: Spätabends haben wir in einem Seitenstollen einen goldenen Ring mit einem aufgesetzten, unverarbeiteten Goldklumpen gefunden. Er muss aus der Römerzeit stammen. Danach habe ich nur noch ein Mal von Sara gehört. Sie hatte vor, nochmals zum Stollen zu gehen, um zu erforschen, welche Bewandtnis es mit dem goldenen Ring hat. Ich wollte nicht mit. Meiner Meinung nach sollte man der Natur ihre Ruhe lassen. Deshalb habe ich abgesagt.«
    Vincenzo nickte. Also hatte ursprünglich auch Wachtler an der Tour teilnehmen sollen. Der Commissario ahnte bereits, dass der Mann mehr erzählen konnte als alle Pflerscher Zeugen zusammen. Und er würde vermutlich die Wahrheit sagen, ein großer Vorteil. Wachtler beschrieb den Polizisten genau, wie und wo sie das Gold gefunden hatten. Außer Sara und ihm waren Alexander Thaler, ein älterer Bergführer aus dem Ahrntal, und der Österreicher Dr. Georg Kandutsch dabei gewesen. Schon wieder Thaler. Im Gegenzug verriet Vincenzo Wachtler, wer an der zweiten Expedition zu dem alten Stollen teilgenommen hatte und vor allem, wer nicht.
    Wachtler war irritiert. »Also hat jemand unser Geheimnis ausgeplaudert. Und Sara soll nicht dabei gewesen sein?«
    »Nein, die Zeugen haben ausgesagt, dass ihr der Stollen zu gefährlich gewesen sei. Wegen der hohen Einsturzgefahr.«
    Wachtler lachte. »Sara und Angst vor Gefahr? Das wäre so, als hätte ein Hai Angst vor kleinen Fischen. Da hat man euch Quatsch erzählt. Sara ist die beste Bergsteigerin, die ich kenne. Die klettert jeden Schwierigkeitsgrad und kann Angst nicht mal buchstabieren. Sara wollte nicht wegen des Goldes ein zweites Mal in den Stollen, sondern um das zu finden, was sie wirklich interessiert. Relikte und Zeugnisse der Menschen aus früheren Jahrhunderten. Sie und ich, wir haben dieselbe Leidenschaft. Und glaubt mir: Sara wäre niemals freiwillig zu Hause geblieben.«
    Vincenzo hatte bereits die Vermutung, dass Sara Gasser nie mehr nach Hause kommen würde. Ob man sie auch in einem eisigen Burgverlies ihrem Schicksal überlassen hatte? Jedenfalls nahm der Fall durch diese Befragung Konturen an. Auch würde er Hans nicht mehr wegen Thaler anrufen müssen, denn Wachtler konnte genau beschreiben, wo sich dessen Berghütte befand. »Es wundert mich allerdings, dass Alexander mitgegangen sein soll. Er ist menschenscheu, und Geld bedeutet ihm nichts. Er lebt mit der Natur, braucht niemanden und durchschaut die meisten Leute sofort. Diese Gruppe in der Zusammenstellung, wie ihr sie mir beschrieben habt, hätte ihn eigentlich abschrecken müssen. In Thalers Leben gibt es einen fürchterlichen Schicksalsschlag. Er hat nie mit jemandem darüber gesprochen, auch nicht mit mir, aber es hält sich das Gerücht, dass er früher offener war. Er lebte in Sand in Taufers, ging gelegentlich auch unter Menschen und ein Bier trinken. Doch dann passierte etwas, was ihn sich vollkommen in sich selbst zurückziehen ließ. Seitdem lebt er im Ahrntal, weit oben, in der Nähe der Birnlücke. Komische Sache, dass er mit diesen geldgeilen Goldjägern unterwegs gewesen sein soll.«
    Vincenzo überfiel ein ungutes Gefühl. Am liebsten hätte er Thaler sofort im Ahrntal aufgesucht, aber er wollte den Besuch bei Gianna auf keinen Fall verschieben. Einen Moment lang überlegte er, Sabine Mauracher zu bitten, mit dem Bergführer zu sprechen, verwarf dann aber die Idee. Er hatte nicht das Recht, ihr wieder eine Wochenendgefälligkeit aufs Auge zu drücken. Andererseits … Er war hin- und hergerissen.
    »… fünf Kilo Gold?«, hörte er Marzoli fragen

Weitere Kostenlose Bücher