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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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dazu kommt, braucht es wahrscheinlich noch Zeit. Ich bin noch nicht so weit. Und er sicherlich auch nicht.«
    Ermutigt durch die lockere Atmosphäre und beschwingt durch den Wein, ließ sich Gianna zu einer Frage hinreißen, die ihr schon länger ein Anliegen war, die sie sich aber nicht getraut hatte zu stellen. »Sag mal, Lorenzo, du weißt, wie sehr ich unsere Freundschaft schätze. Aber ich bin auch eine Frau, deshalb interessiert mich das. Hast du dich zu keinem Zeitpunkt zu mir hingezogen gefühlt? Ich meine, als Mann?«
    Di Angelo hatte die zweite Flasche entkorkt und die Gläser gefüllt. Er ging zu Gianna, reichte ihr ein Glas und sah ihr in die Augen. »Ganz ehrlich? Ja und nein. Ja, weil du eine hinreißende, phantastische und vor allem hocherotische Frau bist. Und nein, weil ich fast dein Vater sein könnte und weil ich fest daran glaube, dass du irgendwann Vincenzo heiraten und mit ihm Kinder haben wirst. Und zwar nicht, weil es so wunderbar kitschig klingt, sondern weil ich dich inzwischen kenne. Du liebst ihn, vermutlich mehr, als dir bewusst ist. Also, auf euch!«
    Sie prosteten sich zu. Gianna wollte gerade etwas auf Lorenzos Rede erwidern, die so typisch für ihn war, als es klingelte. Überrascht sahen sie einander an. »Erwartest du noch jemanden?«
    * * *
    Pflerschtal
    Luigi Ferrari hatte alle Hände voll zu tun. Auch wenn die Gästezahlen seit Jahren rückläufig waren, wurde es über die Osterfeiertage meistens voll, vor allem, wenn, wie in diesem Jahr, noch reichlich Schnee lag. An solchen Tagen wurde es überdeutlich, wie veraltet die Küche inzwischen war. Für den reibungslosen Ablauf bei einer Vollauslastung taugte sie längst nicht mehr. Gott sei Dank war damit bald Schluss. Christine wollte noch einen zeitlichen Sicherheitsabstand wahren, wie sie sich auszudrücken pflegte, aber danach würde sie die notwendigen Investitionen tätigen.
    »In einem Jahr ist hier alles anders, Luigi. Du wirst unser Hotel nicht wiedererkennen. Dieser arrogante Lackaffe von der Bank wird noch Bauklötze staunen, und auch für dich brechen dann goldene Zeiten an.« Sie hatte laut über ihren eigenen Wortwitz gelacht. »Du weißt schon, was ich meine. Jedenfalls dürfte dann auch gehaltsmäßig mehr drin sein. Wobei du ja eine andere Währung bevorzugst, nicht wahr?«
    Trotz der überdurchschnittlichen Arbeitsbelastung musste Luigi kurz innehalten. Die Art, wie ihn diese Frau anmachte, war fast schon animalisch. Christine hatte recht, die Währung mit den drei Buchstaben war ihm in der Tat noch immer die allerliebste. Silvia war zwar nicht prüde, aber Christine war … war … Ihm fiel kein passendes Wort für sie ein. Er liebte Silvia, keine Frage. Sie zog seine Kinder groß, kümmerte sich um den Haushalt, meckerte nicht wegen seiner unregelmäßigen Arbeitszeiten und Überstunden, gab ihm immer wieder zu verstehen, wie sehr sie ihn liebte. Doch diese Liebe hatte wenig mit Leidenschaft zu tun, denn diesbezüglich war ihre Beziehung von Anfang an eher langweilig gewesen, ohne Pep und Phantasie.
    Anfangs schliefen sie zwei, drei Mal im Monat miteinander. Meistens abends im Bett, das Licht war aus, sie küssten sich, dann ergriff fast immer er die Initiative. Silvia ließ sich gern küssen, ein ausgedehntes Vorspiel war jedoch nicht ihre Sache. Nicht selten hatte er beim Geschlechtsverkehr mit Silvia an eine seiner früheren Freundinnen gedacht, um sich in Stimmung zu bringen. Nicht weil Silvia ihm nicht gefiel, sondern weil sie kein so leidenschaftlicher Mensch war, wie er. Einen Grund, sich von ihr zu trennen, hatte er trotzdem nie darin gesehen. Wurde er gefragt, ob er Silvia liebe, antwortete er stets mit der Inbrunst der Überzeugung mit Ja. Wahrscheinlich wäre er den Rest seines Lebens mit dem zufrieden gewesen, was er hatte, selbst, als ihre Leidenschaft mit den wachsenden Anforderungen von Alltag und Familie weiter nachließ, hätte er nicht den Job in Christines Hotel angenommen. Zwei Jahre war das nun her. An das Vorstellungsgespräch konnte sich Luigi noch erinnern, als hätte es erst gestern stattgefunden. Zuvor hatte er in einem öden kleinen Ristorante in Sterzing gekocht. Der Job war weit unter seinem Niveau gewesen, doch dann hatte er die Stellenanzeige gelesen: »Chef de Cuisine im Pflerschtal gesucht«. Pflerschtal, direkt vor seiner Haustür, Chef de Cuisine, eigentlich das geplante Ende seiner Karriereleiter. Silvia und er hatten sich zusammengesetzt und beschlossen, dass er sich

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