Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
mir, ich hätte Sara getötet? Und als Nächstes beschuldigst du mich wahrscheinlich noch, auch hinter Heinrichs und Markus’ Tod zu stecken. Leider würde das mit deiner Begründung keinen Sinn machen, denn die beiden haben nie eine Konkurrenz für mich dargestellt.«
Alber leerte den Cognacschwenker. »Bei ihnen waren deine Motive profaner. Es ging dir nur ums Geld. Wir wissen doch beide, wie sehr es dich wurmt, dass dein schönes Museum immer mehr verstaubt und in sich zusammenfällt. Da kommt dir ein zusätzlicher Batzen Geld doch gerade recht.« Alber winkte Baumgartner zu sich. »Simone, noch einen Cognac, bitte. Und bring auch einen für unseren Gast mit, ich denke, er kann ihn brauchen.«
Kofer sah Alber mit kalten Augen an. »Erzähl du mir nichts von Geld. Jeder im Tal weiß, dass dein Hotel nicht läuft. Wenn einer von uns beiden Finanzmittel benötigt, dann ja wohl du. Und wessen Idee war das Ganze denn? Oder leidest du unter Gedächtnisverlust? Du bist zu mir gekommen, nicht umgekehrt. Mir machst du nichts vor. Du durchtriebenes Luder hast Sara und die anderen umgebracht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Beeindruckend, wirklich beeindruckend, wie du versuchst, von dir abzulenken. Leider nur vergeblich. Oder wie erklärst du dir die Anschläge auf mich? Versuche ich vielleicht auf besonders erfinderische Weise, Selbstmord zu begehen? Weil mein Hotel nicht läuft?«
»Woher soll ich das wissen? Ich habe jedenfalls nichts damit zu tun.«
Baumgartner brachte den Cognac, den Kofer sofort leerte.
Alber beobachtete ihn. Er schien den Alkohol tatsächlich nötig zu haben. Gut so. »Gäbe es die Anschläge auf mich nicht, lieber Andreas, würde ich glatt an Unfälle glauben. An eine unglückliche Verkettung von Zufällen. Doch mit deinen Angriffen auf mich hast du einen Fehler gemacht. Stell dich der Polizei. Ich gebe dir Zeit bis morgen. Wenn bis dahin nichts passiert ist, werde ich mich selbst an Commissario Bellini wenden.«
Kofer atmete ein paarmal tief ein und aus, verlor dann aber doch die Beherrschung. Er fuhr von seinem Stuhl auf, stellte sich vor Alber und schrie sie an. »Du Miststück! Das hast du dir sauber ausgedacht. Aber nicht mit mir, nicht mit mir! Pass auf, was du tust, und denk immer daran: Aktionen erzeugen Gegenreaktionen!« Fluchend rannte der Museumsdirektor unter Baumgartners entsetzten Blicken aus dem Hotel.
* * *
Sterzing
Die drei Polizisten in Zivil lösten Eintrittskarten, um sich als Besucher getarnt im Museum umzusehen. Mit ihrem Besuch hatten sie das Gesamtaufkommen zahlender Kunden an diesem Tag bereits verdoppelt. Es herrschte gähnende Leere. Jeder für sich schlenderten sie durch die wenigen Ausstellungsräume. Vincenzo war zwar ohnehin kein begeisterter Museumsgänger, doch diese Ausstellung erschien ihm extrem langweilig. Es gab nichts Besonderes, keinen Hingucker, nichts, was es nicht auch in jedem anderen Heimatmuseum gab. Auch die Art, in der die Exponate präsentiert wurden, war veraltet und machte nicht gerade Lust auf mehr. Der Glanzpunkt war ein miefiger Videoraum, der für zwanzig Besucher Platz bot. Große Lettern verkündeten drei Mal täglich um elf, vierzehn und siebzehn Uhr eine »spannende Reise durch Südtirol«.
Es war nicht zu übersehen: Zwischen diesem Museumsversuch und Michael Wachtlers DoloMythos lagen Welten. Wäre Baroncini Vincenzos Anliegen gefolgt, hätte er nun nach einem ganz besonderen Ausstellungsstück suchen können. Und wären sie hier nicht fündig geworden, hätten sie die Suche auf Kofers Privathaus im hinteren Pflerschtal ausdehnen können. Was erwarte ich mir eigentlich von diesem Besuch, fragte sich Vincenzo desillusioniert.
Doch während der Commissario sinnierend auf irgendwelche alten Werkzeuge aus Holz schaute, ohne sie wirklich wahrzunehmen, gesellte sich eine Frau zu ihm. »Hochinteressant, nicht wahr? Das sind landwirtschaftliche Geräte, wie sie die Talbewohner vor Hunderten von Jahren benutzt haben. Erstaunlich, wie erfinderisch die Menschen schon damals waren, finden Sie nicht?«
Vincenzo blickte die Sprecherin an. Die Frau war älter als er, rundlich und wirkte überaus freundlich. »Da haben Sie sicherlich recht. Interessieren Sie sich für Heimatkunde?«
Sie nickte. »Ja, das ist mein Beruf. Ich arbeite hier.«
»Viel los ist hier aber nicht gerade. Ist das bei Ihnen immer so leer?« Wenn er es geschickt anstellte, konnte er vielleicht von ihr etwas erfahren.
Sie verzog das Gesicht, als leide sie unter
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