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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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dem beherzten Eingreifen einiger Besucher und Mitarbeiter des Museums zu verdanken, dass nicht mehr passierte. Sie waren es auch, die den wütenden Kofer nach draußen begleiteten. Auf eine Anzeige hatte Wachtler verzichtet.
    Für Vincenzo war der Fall klar. Als die Goldgräbertruppe fündig geworden war, hatte der erfolglose, vom Neid zerfressene Museumsdirektor aus Sterzing spontan beschlossen, möglichst viele Mitstreiter zu beseitigen. Er brauchte viel Geld, um sein Museum erfolgreicher zu machen. Vielleicht hatte er bei Sara noch einen Moment lang gezögert, sich ausgemalt, dass ein Mord sein Leben für immer verändern könnte, aber dann hatte sich sein krankhafter Ehrgeiz wieder zu Wort gemeldet. Ein kleiner Stoß, mehr nicht, ganz leicht. Pircher hatte Kofer unter einem Vorwand in die Burg gelockt, nachdem er ihn betrunken gemacht hatte. Gamper war der vorerst letzte Akt gewesen. Vincenzo rechnete im Kopf aus, dass das Gold, so denn Wachtlers Vermutung zutraf, ungefähr drei Komma zwei Millionen Euro eingebracht haben musste. Teilte man die Summe durch die vier Überlebenden, blieben jeweils achthunderttausend für Kofer, Gamper, Alber und Ferrari. Und für Kofer kamen noch einmal die achthundert von Gamper hinzu, die er sich durch dessen Ermordung gesichert hatte. Gier, ein uraltes Motiv, das hier perfekt passte.
    Das letzte Detail, das partout nicht seinen Platz im Puzzle finden wollte, waren die Attentate auf Alber. Was hätte Kofer vom Tod der Hotelchefin?
    Wieder kam der entscheidende Hinweis von Wachtler. »Als ich selbst letztes Jahr in dem Stollen war, haben wir altes Goldgräberwerkzeug, Kleidungsstücke und Ornamente gefunden, alles hervorragend für ein Museum geeignet. Vielleicht hat Kofer bei der Suche im Stollen heimlich einige besonders wertvolle Stücke in seinen Rucksack gepackt, um sie für seine Ausstellung zu retten. Den Behörden gegenüber kriegt der das mit Sicherheit geregelt, aber wenn eure anderen Goldgräber davon Wind bekommen, wird ein Damoklesschwert über seinem Kopf schweben. Am besten, ihr überprüft, ob es neue auffällige Exponate in seinem Museum gibt.«
    Der Commissario bedankte sich, Wachtler teilte ihm noch schnell mit, dass Georg Kandutsch sich um die Benachrichtigung von Christel Abendsteins Schwester kümmern würde, dann legten beide auf.
    Gleich morgen würde Vincenzo nach Sterzing fahren und Kofers Museum unter die Lupe nehmen. Möglicherweise würde er dabei auch einen großen Koffer mit Bargeld finden. Und wenn Reiterer weitere Indizien liefern konnte, würde Vincenzo beim zuständigen Richter einen Durchsuchungsbefehl beantragen – für Kofers Museum und sein Privathaus.

23
    Bozen, Donnerstag, 26.   April
    Gut gelaunt hatte Vincenzo die Questura schon morgens um acht Uhr betreten. Er hatte endlich mal wieder eine Nacht ohne wirre Alpträume, Unruhe und stundenlanges Wachliegen hinter sich. Der fast tägliche Sport zeigte zunehmend Wirkung. Er fühlte sich körperlich so gut wie schon lange nicht mehr. Genau genommen hatte er sich zuletzt vor mehr als einem halben Jahr wirklich wohlgefühlt. Dazu kam, dass es mit Gianna immer mehr aufwärtsging, das Wissen, das Vertrauen darauf, dass mit diesem Anwalt, diesem Lorenzo di … egal, wie der hieß, jedenfalls nichts lief, all das hob zusammen mit strahlendem Sonnenschein und fünfundzwanzig Grad im Schatten seine Stimmung. Für Samstag hatte sich Vincenzo vorgenommen, zum ersten Mal seit Oktober seine Auener Joggingrunde in Angriff zu nehmen. Sollte dort noch zu viel Schnee liegen, musste er halt umkehren.
    Sein erstes Ziel an diesem Morgen war Dottore Alessandro Baroncini, der den Durchsuchungsbeschluss für Kofer beantragen sollte. Hoffentlich reichten die Indizien, die ihm Vincenzo präsentieren würde, um ihn von der Notwendigkeit der Maßnahme zu überzeugen. Denn eines konnte man dem Vice-Questore nun wirklich nicht unterstellen: Leichtfertigkeit. Bevor er Beschlüsse gegen einen Südtiroler Bürger erwirkte, musste man ihm handfeste Beweise vorlegen. Auf dem Weg zu Baroncini hatte sich der Commissario wie jeden Tag von Paolo Verdi vom Empfang die Tageszeitung geben lassen – die »Dolomiten – Tagblatt der Südtiroler«. Auf dem Weg in die oberste Etage überflog Vincenzo die Zeitung. Nichts von Bedeutung bis auf den Wetterbericht. »Hochdruckeinfluss im Osten, anhaltend schön, Temperaturen im Unterland in den kommenden Tagen bis auf knapp dreißig Grad ansteigend.« Herrlich, dann könnte er Hans

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