Goldschatz
Merchandising-Auftrag so gut wie null seien, sodass wir alles aus Kimberly herausholen müssen.«
Fiona geriet angesichts dieser Frechheit ins Stottern. »Ich ... habe ... niemanden ... umgebracht.“
»Na klar. Das weiß ich doch. Darauf wette ich.«
»Darauf wetten«, wiederholte Fiona ausdruckslos.
»Ach, Fee, übrigens, die Karten sehen göttlich aus. Hören Sie, ich muss los. Habe sooooo viel zu tun. Was soll ich der Polizei sagen, wenn sie wieder an ruft?«
»Dass Kimberly und ich ... ach, zum Teufel damit«, sagte sie schroff und legte auf.
Fiona warf das Telefon wütend oben auf ihren Rucksack und ließ sich dann in den schwarzen Ledersessel fallen. So weit das überhaupt möglich war, fühlte sie sich noch elender als vorhin. Wann würde dieser Albtraum endlich ein Ende haben? Sie musste zurück in die Firma, bevor dieser hinterhältige Gerald etwas Furchtbares mit Kimberly anstellte.
»Dürfte ich vielleicht fragen, wer Kimberly ist?«, fragte Ace.
»Sie gehört mir, mir, mir!«, schrie Fiona beinahe. »Und wenn Gerald, dieser grüne Junge, hüftschwingend glaubt, er könne sie mir wegnehmen, sollte er sich auf einen Kampf auf Leben und Tod einstellen.“
Ace blinzelte verwirrt. »Möchtest du etwas trinken? Und wie wär’s mit fernsehen? Vielleicht etwas auf dem Disney-Kanal?«
Fiona blickte schäumend vor Wut zu ihm auf. »Meinst du, es gibt in dieser Bude hier vielleicht Papier? Und einen Kugelschreiber? Oder auch nur einen Bleistift?«
Ace stand sofort auf und verließ das Zimmer. Kurz darauf kehrte er mit einem Schreibblock in einer Kunststoffmappe und einem Kugelschreiber zurück. »Das ist alles, was ich finden konnte. Wird das gehen?«
»Großartig.« Sie riss ihm beides förmlich aus der Hand.
Minuten später hatten sie es sich beide bequem gemacht und taten das Einzige, was sie in ihrer Situation tun konnten: warten. Ace sah fern, während Fiona zeichnete. Sie blickte mehrmals von ihrer Arbeit auf und jedes Mal staunte sie, wie es ihm gelang, so zahlreiche Sendungen über Vögel zu finden.
Sie registrierte den einen oder anderen Satz aus dem Fernsehen.
»Einhundertsechzehn Vogelarten brüten in den Everglades.«
»Den Hutmachern, die sich auf die Herstellung von Damenhüten spezialisiert batten, war eine Unze Federn das doppelte Gewicht an reinem Gold wert."
Als sie Minuten später wieder einen Blick auf den Fernsehschirm warf, sah sie das Bild des Mannes, dessen Porträt sie in Ace’ Haus gesehen hatte.
-Im Jahre 1905 wurde Guy Bradley bei dem Versuch, in Oyster Key ein Nest zu schützen, getötet. An diesem Tag wurde in Amerika der Gedanke geboren, wild lebende Tiere vor der rücksichtslosen Ausbeutung durch den Menschen zu schützen.-
Fiona kam nicht dazu, lange über das nachzudenken, was Ace tat, da ihre eigenen Gedanken sich überschlugen und sie ihre Ideen so schnell zu Papier brachte, wie sie den Kugelschreiber führen konnte. Zeichnen und Entwürfe für Kimberly anzufertigen, beruhigte sie. Sie hatte zwar nicht vor, etwas von dem, was sie gerade zeichnete, tatsächlich zu verwenden. Aber so wie Profiköche kochen, um sich zu entspannen, und Rennfahrer am Sonntag eine Fahrt ins Grüne unternehmen, fand Fiona mit Hilfe von Stift und Papier ihr inneres Gleichgewicht wieder.
Sie blickte erst wieder auf, als die Musik für den Abspann ertönte und sie dort immer wieder den Namen »Dr. Paul Montgomery« las. Einen Moment lang starrte Fiona wie gebannt auf den Bildschirm. Dieser Dr. Montgomery hatte eigene Aufnahmen beigesteuert und als Berater fungiert.
Den Rest des Tages zeichnete sie, während Ace von einem der etwa 90 Sender zum anderen zappte und eine Vögelsendung nach der anderen auftat. Vogelnamen, Sätze und eine ganze Geräuschkulisse umschwirrten sie.
»Der imposante Sandhill-Kranich ...«
»Der große Silberreiher...«
»Die Blauflügel-Krickente verbringt das ganze Jahr hier..."
»Der Gelbschenkelwasserläufer ...«
Aber jedes Mal, wenn die Musik den Abspann ankündigte, warf sie einen Blick auf den Fernseher, und jedes Mal sah sie den Namen »Dr. Paul Montgomery« gleich mehrfach über den Bildschirm laufen.
Als es draußen dunkel wurde und Ace ankündigte, dass er schlafen gehen wolle, hörte sie ihn kaum.
»Wenn du das Bett haben willst, nehme ich die Couch.«
»Nein, nein«, entgegnete sie abwesend, ohne von dem Papier aufzublicken. »Nimm du nur das Bett. Ich bleibe hier.«
Nach kurzem Zögern zuckte Ace die Achseln, ging zu Bett und war sofort
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