Goldschatz
können uns nicht so stellen, wie wir jetzt aussehen. Ihr Haar ist fettig und ... und ...«
»Okay«, sagte Michael langsam. »Ich verstehe. Sag mir, wo ihr seid, und ich schicke euch einen Wagen. Heute Nacht könnt ihr bei Frank Unterkommen. Und ich sage Sam, sie soll ein paar Sachen besorgen für... Wie heißt sie noch gleich?«
»Schick keinen Wagen. Ich fahre selbst zu Franks Hotel.
Sorg nur dafür, dass sein Privatfahrstuhl bereitsteht und das Zimmer fertig ist. Stell Blumen auf, Obst und Schokolade. Und wenn wir ankommen, lass ein anständiges Essen mit Champagner auffahren. Und ihr Name ist Fiona, wie du sehr wohl weißt, da es inzwischen die Spatzen von den Dächern pfeifen.«
»Ja, ich weiß, wie sie heißt. Ich wollte es dich nur sagen hören. Weißt du, ihre Fotos erinnern mich an jemanden.«
»Ava Gardner, den Filmstar aus den Fünfzigern. Fiona kann sich so zurechtmachen, dass sie ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Sie hat sogar ein kleines Grübchen am Kinn.«
»Tatsächlich?«
»Sprich nicht in diesem Ton mit mir. Ich möchte, dass du Sam bittest, ihr etwas zum Anziehen zu besorgen. Sie trägt seit Tagen Männerkleider und die hängen ihr zum Hals raus. Besorg ihr etwas aus Seide. Und Schuhe. Größe sieben. Und Schmuck. Etwas Geschmackvolles. Und echt.«
»Den wird sie abgeben müssen, wenn ihr beide euch stellt«, erinnerte Mike ihn sanft.
»Ja, aber es werden Fotografen da sein und ...« Ace verstummte, als wäre die Szene, die ihnen bevorstand, zu entsetzlich, um sie sich auszumalen.
»Ach, übrigens, Ace - Lisa ist gestern Abend eingetroffen. Sie hat gesagt, du hättest sie einmal angerufen, dich aber seit Tagen nicht mehr gemeldet. Sie ist ganz außer sich vor Sorge. Sie ist mit derselben Maschine gekommen wie Fionas Verlobter.«
»Er ist nur ihr Freund«, verbesserte Ace ihn schroff.
»Ach so. Verstehe.«
»Nein, du verstehst gar nichts. Ich werde Lisa bald anrufen. Es ist nur so, dass es in der gegenwärtigen Situation Prioritäten gibt.«
»Und die heißen Fiona, richtig?«
»Und die ergeben sich daraus, dass wir - alle beide -des Mordes beschuldigt werden.«
»Ace, ich glaube mich zu erinnern, dass du früher einmal ein altes Video hattest von einem Film mit Farley Granger und Ava ...«
»Halt die Klappe, Mike!«, fiel Ace ihm ins Wort und unterbrach die Verbindung.
Bedrückt kehrte er zurück zum Wagen. Fiona schlief entgegen seiner Annahme nicht, sondern lag mit angstvollem Blick da. Als sie ihn bemerkte, sah sie auf. »Ich ertrage das nicht länger«, sagte sie. »Ich will, dass es ein Ende hat.«
»Okay«, sagte er. »Ich helfe dir da raus.«
Als er aber zur Fahrerseite gehen wollte, rief sie in Panik: »Lass mich nicht allein!« Und so half er ihr zurück auf den Beifahrersitz. Auf der Fahrt zum Hotel erklärte sie Ace, warum sie aufgeben wollte, warum sie der Ansicht war, dass sie beide ihre Flucht beenden sollten. Und warum sie sich stellen mussten.
Kapitel 11
Auf dem letzten Stück der Fahrt musste sie wohl eingeschlafen sein, denn als sie vor dem Hotel ankamen, war Fiona zu benommen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste, dass es da etwas gab, woran sie sich hätte erinnern sollen, aber sie kam einfach nicht darauf, was das war. Sie nahm nur vage wahr, wie Ace die Wagentür öffnete und ihr heraushalf. Benommen registrierte sie, wie er sie in einen Fahrstuhl führte und die Türen sich hinter ihnen schlossen.
Als die Türen jedoch wieder aufglitten, traute sie ihren Augen nicht: Sie befanden sich in einem Foyer mit Marmorfußboden. Und von dort aus führte Ace sie in einen lichtdurchfluteten Wohnraum mit Möbeln aus hellem Ahornholz und pastellfarbenen Polstern und Vorhängen. Während Fiona noch staunend dastand, entfernte sich Ace und kam bald darauf mit einem Tablett voller Köstlichkeiten zurück. Er hielt ihr das Tablett unter die Nase, wie man es bei einem scheuen Tier tun würde. Fiona folgte ihm. Es gab in diesem Augenblick nichts Besseres als den Duft warmer köstlicher Speisen, um die Lebensgeister zu wecken.
Als sie den Tisch erreichten, nahm Ace eine Gabel und hielt ihr einen Bissen an die Lippen. Ganz automatisch öffnete sie den Mund.
»Gut, nicht wahr?», sagte er und fütterte sie mit einem weiteren Bissen. Es war Huhn, gefüllt mit Krabben. Wunderbar.
»Setz dich«, forderte er sie sanft auf. »Iss und trink etwas.«
Vielleicht lag es daran, dass sie endlich wieder in ihrem Element war und nicht in einer halb verfallenen
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