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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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anderes.
    »Klar doch, sicher, kein Problem.« Hirn an Bauch und Mund: Seid ihr beide wahnsinnig? Bauch und Mund an Hirn: Anziehung, Anziehung! Das ist sie, die Bestellung, du musst bloß die Tür aufmachen! Wie ferngesteuert strecke ich die Hand aus, als Daniel-Antonio sechs Hundert-Euro-Scheine aus seiner Brieftasche nimmt. »Ich weiß, das ist jetzt ein bisschen ungewöhnlich, aber unsere Buchhaltung hat momentan ein paar Probleme mit der SAP-Umstellung. Da habe ich den Betrag lieber in bar mitgebracht. Sie sollen schließlich nicht monatelang auf Ihr Geld warten.«
    »Äh, ja, klar«, stottere ich, »das ist sehr aufmerksam von Ihnen.«
    »Ist ja nicht aus meiner Privatschatulle«, erwidert er. »Also, Frau Schäfer, um vierzehn Uhr bin ich wieder da. Ich bin schon sehr gespannt.«
    Ich auch!, wäre die korrekte Antwort, stattdessen ringe ich mich zu einem matten »Ja, bis später!« durch.
    Als ich wieder allein im Wohnungsflur stehe, überkommt mich nackte Panik. Was habe ich da bloß getan? Bin ich wahnsinnig? Ein Wochenendseminar? Mit mir als Coach? Ohgott-ohgottohgott! Und vorn in Kikis Büroräumen sieht es auch nicht gerade professionell aus, nachdem Stefan bei der Auf-räumaktion erst einmal alle Kartons hier abgestellt und auch sonst alles dort verstaut hat, von dem wir nicht so recht wussten, wohin damit. Da werde ich mit Sicherheit innerhalb der ersten fünfzehn Minuten auffliegen.
    Andererseits, flüstert mir die gleiche Stimme, die mich eben dazu gebracht hat, das Geld anzunehmen, zu: Möglicherweise ist es gar nicht so schwer? Ich meine, es kann doch kein Zufall sein, dass ausgerechnet jetzt dieser Daniel Unverzagt auftaucht und mir sechshundert Euro anbietet, mit denen ich Tiedenpuhl im Handumdrehen bezahlen könnte! Und wenn es kein Zufall ist – dann wird das Universum, oder wer auch immer ihn mir geschickt hat, ja wohl hoffentlich dafür sorgen, dass ich das Coaching heil über die Bühne bringe.
    Vielleicht finde ich bei Kiki im Büro so etwas wie einen Leitfaden, an dem sie sich in ihren Sitzungen entlanggehangelt hat. »Coaching-Profi in zehn Minuten« oder so, das wäre doch spitze! Dann hätte ich nämlich noch fünfzig Minuten Zeit, um Kikis Büro aufzuräumen und eine professionelle Atmosphäre zu verbreiten. Kurz muss ich in mich hineinkichern, denn genau genommen ist die Idee natürlich total gaga. Beziehungsweise, ICH bin total gaga. Quasi Lady Gaga. Die muss nachher dann wohl mal schön ihr Pokerface aufsetzen. Während ich rüber in Kikis Büro laufe, summe ich den Song wie ein Beschwörungs-Mantra vor mich hin.

Can’t read my, can’t read my,
no he can’t read my poker face!

    Na, dann hoffe ich mal, dass er es wirklich nicht lesen kann und ich ein Talent zum Pokern habe! Und dass Kiki tatsächlich irgendwo hilfreiche Lektüre für angehende Hochstapler rumstehen hat.
    Bevor ich in ihrem Büro allerdings nach etwas wie einem Leitfaden suchen kann, muss ich mich erst einmal durch die Kartons kämpfen, die hier überall herumstehen. Ich mache mich also an die Arbeit, räume die Kartons mit Kikis Privatsachen erst einmal in mein Zimmer und schiebe die zwei Kisten,
    die ihre Fachbücher enthalten, zur Seite, damit ich sie gleich zurück ins Regal stellen und dabei kurz in Augenschein nehmen kann, ob da für meine Situation was Brauchbares dabei ist. Gut, dass ich die Bücher überhaupt noch habe.
    Eigentlich hatte ich sie in den nächsten Tagen aussortieren wollen, um alles, was mir brauchbar erscheint, zur Uni-Bibliothek zu bringen und zu spenden. Jetzt habe ich allerdings kurzfristig eine bessere Verwendung dafür. Dann entrümple ich die Garderobe von meinen eigenen Jacken und Mänteln und wische im Besprechungsraum Staub. In diesem Moment komme ich mir für den Bruchteil einer Sekunde vor wie ein Leichenfledderer. Das hier ist Kikis Bereich, was mache ich da bloß? Ich habe hier nichts zu suchen. Ich sollte Daniel Unverzagt sein Geld wiedergeben und den Termin absagen. Aber was dann? Ja, was dann?
    Ich beruhige mich noch einmal damit, dass es offensichtlich das Gesetz der Anziehung war, das Herrn Unverzagt hier angespült hat. Und ohne Kiki wäre es dazu nie gekommen. Also, ich werde das hier durchziehen, egal, wie.
    Entschlossen rufe ich Nadine an und teile ihr mit, dass sie heute auch noch meine Nachmittagsschicht im Studio übernehmen muss, weil mir etwas dazwischengekommen ist. Als sie wissen will, was denn passiert sei, antworte ich mit einem ausweichenden »Geht

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