Goldstück: Roman (German Edition)
meditiert, die er für mein Geseier hier bezahlt.
»Nein, ich weiß es.«
»Na gut, da ist vielleicht etwas dran. Sie wollen mir also sagen, die Energien, oder was auch immer ich da aussende, sind zu negativ, und deswegen kommt es auch so negativ zurück?«
»Exakt. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.« Ich klinge wie ein wandelnder Zitatenschatz, aber was soll’s?
»Und Sie können mir helfen, das zu ändern?«
»Richtig, deswegen sind Sie ja hier.«
»Dazu sind auch die praktischen Übungen?«
»Praktische Übungen?«
»Ja, so steht es doch in Ihrem Flyer.«
Stimmt. Kikis Flyer. Den hätte ich mir mal durchlesen sollen. »Genau. Dazu sind auch die praktischen Übungen. Morgen fangen wir damit an.« Und heute Nacht denke ich mir etwas Schickes aus, mein Lieber.
»Können Sie mir denn schon ungefähr sagen, was wir da machen, damit ich mich darauf einstellen kann?«
Nein, kann ich natürlich nicht. Ich weiß es schließlich selbst noch nicht. Ich lächele also geheimnisvoll.
»Nein, das geht leider nicht.« Ist ja nicht mal gelogen. Daniel Unverzagt verzieht den Mund. »Überraschungen schätze ich eigentlich nicht so sehr.«
Ich nicke. »Sehen Sie, das ist Teil Ihres Problems. Wie Sie schon sagten, mangelnde Spontaneität.«
Er seufzt. »Na schön. Dann lasse ich mich überraschen.«
»So ist es gut«, lobe ich ihn. »Wissen Sie, es ist nämlich wichtig, dass Sie lernen, auch mit unvorhergesehenen Situationen umzugehen«, fasele ich dann aus dem Stegreif weiter. »Als Kinder hatten wir damit auch keine Probleme, da haben wir das Leben so genommen, wie es gerade kam, uns den Ereignissen angepasst und uns keine großen Gedanken darüber gemacht. Erst als Erwachsene sind wir dann irgendwann zu der Ansicht gelangt, dass wir uns auf alles vorbereiten müssen, dass wir alles kontrollieren sollten. Aber eigentlich ist es schade, dass wir die kindliche Freude am Unbekannten verloren haben, dass wir uns nicht mehr spontan und ohne Angst ins Leben stürzen und einfach mal schauen, was es für uns bereithält.«
Während ich so vor mich hin philosophiere und Daniel Unverzagt mich aus immer größer werdenden Augen mustert, schießt mir plötzlich ein Geistesblitz durch den Kopf. Das ist es! Mit einem Mal weiß ich, wie ich den morgigen Tag mit meinem Klienten rumbringen kann! »Aber eines«, fahre ich fort, »kann ich Ihnen für morgen ja schon einmal verraten.«
»Nämlich?«
»Ziehen Sie bequeme Freizeitkleidung an. Wir gehen raus. Und – haben Sie ein Auto?« Daniel guckt verstört, nickt dann aber brav. »Gut, dann bringen Sie das ebenfalls mit.«
Als Daniel drei Stunden später wieder weg ist, gehe ich in Kikis Büro und betrachte ihr Regal mit Fachbüchern. Den heutigen Nachmittag habe ich zwar einigermaßen glimpflich überstanden, indem ich mir von Daniel seine komplette Kindheit habe erzählen lassen. Aber die letzte halbe Stunde zog sich gewaltig, und mir fiel nichts mehr ein, was noch ansatzweise fachlich geklungen hätte. Da muss ich dringend nachlesen. Welches Buch hatte mir Kiki bloß noch empfohlen? Ich wünschte, ich hätte ihr besser zugehört. Schließlich ziehe ich einen Ratgeber mit dem verheißungsvollen Titel Universum & Co – Kosmische Kicks für mehr Spaß im Beruf heraus. Vielleicht hat das Werk ein paar Tipps für Herrn Unverzagt auf Lager?
Ich blättere ein bisschen darin herum und komme an die Stelle »Was tun bei schlechtem Betriebsklima?«. Das könnte doch auf Daniels Problem zumindest ein kleines bisschen passen. Interessiert lese ich los und kann mir kurz darauf ein Grinsen nicht verkneifen. Das Buch empfiehlt allen Ernstes die »Friede-sei-mit-dir-Technik«: Sobald dir jemand auf die Nerven geht oder du dich von ihm geärgert oder missachtet fühlst, schickst du dieser Person den Gedanken »Friede sei mit dir« . Das scheint mir doch eher etwas für den engagierten Christenmenschen oder Streitigkeiten im Kirchenvorstand zu sein. Wenn ich das Daniel Unverzagt vorschlage, wird er gleich blicken, dass ich nicht der knallharte Business-Coach bin, für den er mich hält.
Mal sehen, ob ich mit dem nächsten Buch mehr Glück habe. Zumindest der Titel ist verheißungsvoll: The Secret – DAS GEHEIMNIS. Der Name der Autorin kommt mir bekannt vor. Rhonda Byrne. Genau. Von der hatte Kiki gesprochen. Ich schaue ins Inhaltsverzeichnis. Wie praktisch. Es gibt ein ganzes Kapitel namens »Das Geheimnis leicht gemacht«. Vielleicht reicht es ja schon, wenn ich das
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