Golem - Golem - Genome, Inc.
jeder Ecke Spione der Transkriptoren lauern. Da braucht die TFU nicht viele Beweise, um sich jemanden zu schnappen und aus dem Verkehr zu ziehen.
Seit Roosevelts Verschwinden hat sich viel bei Genico verändert. Sein Halbbruder hat die Firma übernommen und fast alle humanitären Programme eingestellt. Stattdessen hat er noch mehr Broker in die Firma geholt – und mehr Kokain. Die Leute haben die Augen vor dem verschlossen, was mit den Transkriptoren geschieht. Zum Glück hat man mir zu der Zeit eine Vollzeitstelle bei der Times angeboten. Also bin ich gegangen.«
Roosevelt nickte und trommelte nachdenklich auf den Tisch. »Wie wäre es, wenn ich Ihnen eine Story geben würde?«
»Was für eine Story?«
»Eine große. Etwas, das den Menschen die Augen öffnen wird. Die Wahrheit über das, was da draußen wirklich vor sich geht. Nicht nur mit den Transkriptoren, auch mit den Menschen. Würden Sie darüber schreiben wollen?«
»Sie würden mir so eine Story geben?«
»Ja. Aber es könnte gefährlich für Sie werden. Sie würden viele Geheimnisse aufdecken, die wichtige Leute, Leute mit Macht und Geld, unentdeckt sehen wollen. Und? Immer noch Interesse?«
»Wäre auch mein Leben in Gefahr?«
»Vielleicht«, antwortete Roosevelt wahrheitsgemäß.
Cindy dachte kurz nach und lächelte dann. »Wäre mein Leben dann wenigstens für eine gute Sache in Gefahr?«
»Ich glaube schon. Und ich glaube auch, dass viele Leute so denken werden.«
»Was ist das für eine Story?«
»Was würden Sie sagen, wenn Genico neue Samps an Menschen erprobt hat? Und wenn diese Samps dazu bestimmt sind, Menschen krank zu machen? Wenn der genetische Code modifiziert wurde, um neue Arten von Krebs zu erzeugen?«
»Warum sollte Genico so etwas tun?«
»Aus Gründen der Unvermeidbarkeit.«
»Was meinen Sie damit?«
»Genico kann in die Zukunft sehen. Wenn das Sampprogramm Erfolg hat, wird das schlussendlich zur Ausrottung aller Krankheiten führen, und das wiederum würde den Zusammenbruch der Genbörse bedeuten. Genico wäre wertlos. Also haben die Verantwortlichen Maßnahmen ergriffen, um das zu vermeiden.«
»Was für Maßnahmen?«
»Sie haben Samps herausgegeben, die eine Krankheit heilen, dafür aber eine andere hervorrufen. Diese Samps haben sie an den hilflosen Einwohnern von Ituri getestet und dafür mit Kampftranskriptoren für General Washington bezahlt, den Diktator von Ituri. Diese Transkriptoren wiederum werden zur brutalen Unterdrückung jeglicher Opposition eingesetzt und sind maßgebend für den andauernden Völkermord in Ituri.«
Cindy starrte Roosevelt mit großen Augen an und sog dann zischend die Luft ein. »Wow …«
»Ja, wow.«
»Haben Sie Beweise?«
»Ja, die habe ich«, antwortete Roosevelt. »Ich habe Videoaufzeichnungen von Gesprächen zwischen General Washington und Phillip Saxton Junior sowie Berichte zu den klinischen Studien, die mit den neuen Samps am iturischen Volk durchgeführt worden sind. Genico hat ganze Dörfer mit neuen Krankheiten infiziert. Und ich habe auch ungeschnittene Videos von Massenmorden in Ituri, auf denen Genico-Transkriptoren zu sehen sind, die man anhand ihrer Seriennummern leicht identifizieren kann. Sie wissen bestimmt, dass die UN-Charta den Einsatz von Transkriptoren gegen Menschen untersagt.«
»Und Sie haben wirklich all diese Informationen?«
»Ja. Sie stammen direkt aus den Datenbanken von Genico.«
»Was wird mich das kosten?«
»Nichts«, antwortete Roosevelt. »Versprechen Sie mir einfach nur, dass Sie die Informationen erst dann veröffentlichen, wenn ich es Ihnen sage.«
»Und wie lange wird das dauern?«
»Bis Ende der Woche.«
Cindy dachte kurz nach, nippte an ihrem Tee und sagte dann: »Das wird alles verändern.«
»Ganz zu schweigen davon, dass es Ihnen den Pulitzer-Preis einbringen wird.«
»Erklären Sie mir nur noch eins: Womit habe ausgerechnet ich so viel Großzügigkeit verdient?«
»Haben Sie schon mal das Sprichwort gehört: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul?«
»Ich habe nie verstanden, was das heißen soll«, erwiderte Cindy und lächelte.
»Ich auch nicht.« Roosevelt lachte. »Ich gebe Ihnen das Material, weil Sie mir einmal gesagt haben, ich könne Ihnen vertrauen. Und das glaube ich. Die Wahrheit über Genico muss ans Licht kommen. Die Welt muss erfahren, was sie tun.«
Roosevelt schob Cindy einen Umschlag mit den Datenträgern über den Tisch. Cindy nahm ihn entgegen, faltete ihn und ließ ihn in ihrer
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