Golem - Schicksalstraeger
wusste ich, dass er mir nie im Leben absolut geglaubt hatte. Das war nur natürlich, wenn er die Führung über dieses Lager hatte und somit auch für den Schutz seiner Leute verantwortlich war. Es wirkte auf mich nämlich immer mehr so, als wäre mein wachsamer Begleiter ihr Anführer.
Ich hörte die Lagerbewohner wispern und immer lauter raunen. Sie sprachen von mir als Magier. Ihr Anführer schritt ungerührt weiter, geradewegs auf ein Zelt zu, das sich am Ende des Lagers befand. Einige kräftige Kämpfer schlossen sich uns an. Sie umzingelten mich und eskortierten uns zum Zelt.
Das grobe Tuch wurde zur Seite aufgehalten. Die Tsurpa stießen mich hinein und umzingelten mich wieder. Ich sah noch, wie sich auch draußen Wachen postierten, ehe das Tuch wieder vor den Eingang fiel. Im Zelt waren nur ein paar Kissen auf dem Boden.
»Er behauptet aus dem Norden zu kommen und gibt vor Pseiyun zu heißen. Er sagte weiter, er wäre der Sohn eines Tsurpa aus dem Reich der Könige und Herrscher«, ertönte die Stimme des Anführers hinter mir.
Raues Gelächter ertönte daraufhin von all seinen Männern, nur der Anführer schwieg und seine steinerne Ruhe machte mich schier verrückt.
»Der ist kein Tsurpa!«, spuckte der Mann vor mir aus.
»Viel zu weich!«, warf einer zu meiner Rechten ein.
Danach redeten alle durcheinander. Sie diskutierten und waren einstimmig der Meinung ich wäre ein Magier. Nur der Anführer hielt sich raus. Er schien zu beobachten.
Den Gesprächen seiner Männer hörte er sicher zu, aber seine Augen ruhten nur auf mir.
Ich spürte sie in meinem Nacken, was mir die Haare zu Berge stehen ließ. Unwohl trat ich von einem Fuß auf den anderen. Meine Hände begannen zu zittern. Ich spürte, wie Angst an mir hochkroch, mich versteifen ließ und meine Knie weich machte.
»Du siehst, dass deine Ausführungen einstimmig als Lüge enttarnt wurden. Das war ja auch nicht schwer. Also, wer bist du?«, fragte der Anführer. Als er seine Stimme erhoben hatte, waren seine Männer mucksmäuschenstill geworden.
Ich schluckte und schwieg. Alle starrten mich an. So wie auch Skorn die Macht besessen hatte mich mit seinen durchdringenden Blicken zu beeinflussen, konnten es auch diese Männer. Der Unterschied war nur, dass es x-Augenpaare waren und ich nicht als Brocken vor ihnen stand, sondern als leicht zu zerstörendes Ziel.
»Du willst dich also nicht verteidigen? Glaube mir, durch beharrliches Schweigen machst du alles nur schlimmer. Meine Männer würden dir zu gern die Kehle aufschlitzen.« Ich wusste, dass es besser wäre zu reden, sogar wenn es bedeutete, zuzugeben ein Magier zu sein. Doch meine Stimme gehorchte mir nicht. Ich öffnete erfolglos den Mund. Der Anführer schritt um mich herum und sah mir in die Augen. Sein Blick war noch weitaus stärker als die seiner Männer. Ich verlor die Kontrolle über meinen Körper. Spürte sie binnen eines Augenblicks schwinden und sackte auf den Boden. Mir war schwindelig und übel. Meine Atmung ging schnell.
»Warum ist ein Magier so närrisch in unser Territorium einzudringen?« Der Anführer zog ein Messer. Ich fühlte kalten Stahl an meinem Hals.
»Rede!«, forderte er harsch. Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wirrwarr entstand. Und eine Feststellung drängte sich mir auf: Diese Tsurpa, mochten sie dem alten Weg folgen oder nicht, waren nicht wie die aus dem Reich der Könige und Herrscher, da die nie im Leben so lange gefackelt hätten, um mich zu töten. Dieser Gedanke ließ mich meine Stimme wiederfinden.
»Ich habe keinen Namen.«
»Aber du bist ein Magier, habe ich Recht?«
»Ja«, statt dass der Anführer mich hier und jetzt tötete, nahm er sein Messer von meiner Kehle. Ich atmete erleichtert ein und griff mir automatisch an meinen Hals.
»Warum bist du hier?«
»Um Dradarko zu finden. Ich schulde den Feuerzünglern die Drachenflamme.« Wieder ertönte Gelächter. Die Männer wussten, dass es ein selbstmörderisches Unterfangen war. Nur die Züge des Anführers wurden noch härter als ohnehin schon. Er strich sich nachdenklich mit der freien Hand den Bart.
»Was sind deine Fähigkeiten?«, fragte er dann.
»Formwandler«, antwortete ich einsilbig.
Er warf seinen Männern Blicke zu.
»Bewacht ihn. Gebt ihm zu essen und richtet ihm eine Schlafstätte ein.« Ich sah, wie die Augen seiner Gefolgsleute groß wurden. Sie sahen ihn an, als hätte er seinen Verstand verloren. Dennoch verließ er das Zelt und ließ seine Männer rätselnd
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