GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit
»Natürlich. Das ist Teil meiner Abmachung mit Señor Hearst. Er bittet für die Ungelegenheiten um Entschuldigung.«
Alek wollte gerade ein wenig unhöflich darauf antworten, als er Deryn schreien hörte und sofort herumfuhr. Dr. Busk zog ihr gerade die Jacke aus und enthüllte einen roten Fleck, der sich über ihren linken Arm zog. Im nächsten Augenblick würde er ihr das Hemd ausgezogen haben.
Alek wandte sich an General Villa. »Bitte, Sir. Wenn Ihr Arzt sich ein bisschen beeilen könnte. Ich fürchte, unser Schiffsarzt ist ein wenig … überfordert.«
»Da haben Sie aber Glück. Dr. Azuela ist äußerst erfahren mit Kampfverletzungen.« Villa zeigte auf einen Mann, der mit der Bodenmannschaft näher kam. »Machen Sie ihn sich lieber zum Freund.«
Alek verneigte sich knapp und lief zurück zu Deryn. Er legte Dr. Busk die Hand auf die Schulter. »General Villa würde es bevorzugen, wenn sein Leibarzt sich um Mr. Sharp kümmert.«
»Warum um Himmels willen denn das?«
»Als Gastgeber besteht er sogar darauf«, zischte Alek leise. »Wir wollen ihn doch nicht beleidigen.«
»Ganz und gar gegen die Vorschriften«, sagte Dr. Busk, erhob sich jedoch und trat einen Schritt zurück. Dr. Azuela traf in diesem Augenblick ein. Er war fast vierzig Jahre alt und in einen Tweedanzug gekleidet, zu dem er eine schmale Krawatte und eine kleine runde Brille trug.
Alek ging zu ihm und fragte sich, wie sie Deryn verstecken könnten. Er blickte in die grelle Sonne und zermarterte sich das Hirn, um ein paar Worte Spanisch aufzutreiben.
»El sol. Malo.«
Der mexikanische Arzt warf einen Blick auf Deryn, dann auf den Schatten der Leviathan , der nur ein paar Dutzend Meter entfernt war.
»Kann er gehen?«, fragte er in ausgezeichnetem Englisch.
»Wir können ihn nicht bewegen«, sagte Alek. »Gibt es eine Möglichkeit, ihn abzuschirmen?«
»Kein Problem«, sagte der Mann und gab Befehle. Sofort warfen einige Männer Segeltücher über die Landeleinen, bis Deryn im Schatten eines provisorischen Zeltes saß und von der Gondel der Leviathan nicht mehr gesehen werden konnte.
Während sie arbeiteten, zog Alek Dr. Busk zur Seite. »General Villa möchte eine Nachricht an den Kapitän schicken. Er sagt, er werde alles in seiner Macht Stehende tun, um bei der Reparatur des Schiffes zu helfen.«
»Gut zu hören, denke ich. Ich schicke einen der Marinesoldaten los.«
Alek schüttelte den Kopf. »Er möchte, dass die Nachricht von einem Offizier übermittelt wird.«
Dr. Busk runzelte die Stirn und betrachtete die Segeltuchplanen. »Ich verstehe. Passen Sie gut auf Sharp auf, ja?«
»Natürlich, Doktor«, sagte Alek, wandte sich um und seufzte erleichtert. Jetzt brauchte er nur noch irgendwie verhindern, dass der Rebellenarzt Deryns Geheimnis entdeckt, oder zumindest musste er ihn daran hindern, darüber zu reden.
In drei Minuten hatte Alek ebenso viele Männer belogen, fiel ihm jetzt auf. Und schlimmer noch, er hatte sich dabei äußerst geschickt angestellt.
Er schüttelte den Kopf und ignorierte das komische Gefühl im Bauch. Deryn hatte ihn schließlich davor gewarnt, und er hatte ihr sein Wort gegeben. Diesen Kampf trug sie jeden Tag aus, und nun war er ein Teil ihrer Vorspiegelung falscher Tatsachen.
29. KAPITEL
Als Alek zwischen die Planen schlüpfte, fand er nur Deryn und Dr. Azuela vor. Die Bodenmannschaft hatte in aller Eile eine Pritsche für Deryn und eine Kiste für die Instrumente des Doktors geholt. Aber danach waren sie an die Seile zurückgekehrt, und man hörte auch wieder das Knarren der Winden, mit denen sich das Schiff nach unten zog. Bovril hatte sich um Deryns Hals geschmiegt und schnurrte sanft.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Ich habe schon Schlimmeres erlebt«, sagte Deryn, dabei ließ sie die Finger des Arztes nicht aus den Augen, als er ihren Arm abtastete.
»Er ist nicht gebrochen«, sagte der Mann. »Aber der Schnitt geht tief. Ich muss ihn nähen. Ziehen Sie das Hemd aus.«
»Ich kann nicht«, sagte Deryn leise. »Ich kann den Arm nicht bewegen.«
Der Arzt runzelte die Stirn und tastete erneut vorsichtig den Unterarm ab. »Aber gerade konnten Sie noch eine Faust ballen.«
»Schneiden Sie einfach den Ärmel ab«, sagte Alek und kniete sich neben die beiden. »Ich helfe Ihnen.«
Dr. Azuela blickte misstrauisch zwischen den beiden hin und her, während er in seine Tasche griff. Er holte eine Schere hervor, schnitt den Aufschlag der Uniform durch und dann den Arm entlang. Auf der blassen Haut
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