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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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gerochen hätte, aber das erklärt eine ganze Menge.« Der Mann rieb sich die Hände und streckte dann eine Pancho Villa entgegen. »Eddie Malone, Reporter bei der New York World. «

30. KAPITEL
    Die Wunde an Deryns Arm war am Ende nicht so schlimm, denn nachdem sie mit elf Stichen genäht war, spürte sie die Verletzung kaum noch. Das Knie hingegen sollte ihr eine Weile Schwierigkeiten bereiten.

    Meistens war es ein schlichter, ehrlicher Schmerz, als wäre sie gegen die Ecke eines eisernen Bettgestells gestoßen. Dann wieder pochte das ganze Bein, und sie spürte ein Ziehen wie bei den Schmerzen, die mit dem Wachsen verbunden gewesen waren, als sie erst zwölf und dünner als die Hälfte der Jungen von Glasgow gewesen war. Die übelsten Schmerzen stellten sich nachts ein, dann brummte und summte es im Knie wie in einer Flasche voller Bienen.
    Dieses Gebrumme hatte sie vermutlich Dr. Busks Kompresse zu verdanken. Es war keiner dieser Senf-Hafer-Umschlägen, für die ihre Tanten so schwärmten, sondern bestand aus einer Tierschöpfung ihr unbekannter Art. Die hatte sich an der Haut so festgesaugt wie eine Entenmuschel am Fels, und die Tentakel waren ins Fleisch gekrochen, um die Bänder zu flicken, die beim Sturz gerissen waren. Der Arzt hatte ihr nicht erklärt, aus welchen Lebensfäden die Kompresse erschaffen worden war, aber sie lebte von Zuckerwasser und ein wenig Sonnenlicht jeden Tag – höchstwahrscheinlich war sie halb Pflanze und halb Tier.
    Was immer die Schöpfung war, sie ärgerte sich, wann immer sich Deryn bewegte. Wenn sie auch nur einen Micker Gewicht auf das Bein verlagerte, wurde sie mit einer Stunde bösem Bienenbrummen bestraft. Gehen wurde so zum Albtraum, und sogar Anziehen war anstrengend, und selbstverständlich konnte sie dabei nicht einmal jemanden um Hilfe bitten.
    Wäre Alek nicht gewesen, hätte die ganze Mannschaft an jenem Tag ihr Geheimnis erfahren. Es war Alek gewesen, der General Villa davon überzeugt hatte zu schweigen und die Offiziere dazu überredet hatte, dass Deryn in ihrer eigenen Kabine und nicht im Schiffslazarett bleiben durfte, obwohl er ihr deswegen die Mahlzeiten aus der Kombüse holen musste. Es war Alek, der sie auch mehrmals am Tag halb zu den Toiletten trug und wie ein Gentleman in gehörigem Abstand wartete, während sie sich erleichterte. Und es war Alek, der ihr Gesellschaft leistete, damit sie nicht völlig durchdrehte.
    Er hatte so viel für sie getan, um sicherzustellen, dass sie ihre letzten Tage an Bord der Leviathan als anständiger Flieger verbringen konnte und nicht als durchgedrehtes Mädel, das von Offizieren und Mannschaft gemieden wurde.
    Der Oberpenner Eddie Malone hatte niemandem etwas verraten, bislang jedenfalls nicht. Nach Mr. Hearsts Betrug durften sich die Reporter Mr. Teslas Funkgerät oder den Botenvögeln nicht mehr nähern, und Malone hatte zu viel Angst, Adela Rogers könnte ihm die Geschichte stehlen. Aber bis nach New York waren es nur noch zwei Tage Flug. Zwei Tage in Uniform, und dann würde die Welt ihr Geheimnis erfahren. Es war Deryn Sharps letzte Reise an Bord der Leviathan , und das war eine Tatsache, vor der es kein Entrinnen gab.
    Sie fühlte sich, als würde sie auf ihre Hinrichtung warten, jede Sekunde schleppte sich dahin, und doch war sie manchmal nachts dankbar, wenn die Bienen sie wach hielten. Dann konnte sie noch ein paar Stunden zusätzlich die Vibrationen des Schiffes spüren und dem Wispern des Fahrtwinds lauschen.
    Die meiste Zeit beschäftigte sich Deryn allerdings mit der Frage, was sie als Nächstes tun würde. Sie musste sich ein paar Lügen ausdenken, damit sie ihren Bruder Jaspert nicht verriet und damit er keine Schwierigkeiten bekam, weil er sie beim Service eingeschleust hatte. Aber irgendwann würde ihr Ruhm vergehen, und dann musste sie sich eine anständige Arbeit suchen.
    Deryn würde ihr Wissen über Aeronautik behalten, selbst wenn der Service ihr die Uniform abnahm. Und ob ihr Knie nun vollständig geheilt war oder nicht, sie war stark genug, um Seite an Seite mit Männern zu arbeiten. Alek sagte, sie solle in Amerika bleiben, denn seiner Meinung nach waren Frauen, die Wasserstoffballons steuern konnten, gerade groß in Mode.
    Er hatte ihr von der gefährlich lebenden Pauline erzählt. Das Mädchen war zwar nur eine Figur aus einem Film, ein flackernder Schatten auf einer Leinwand, aber sie hatte es irgendwie geschafft, sich in Aleks beengtes Oberstübchen einzuschleichen.
    »Sie soll angeblich

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