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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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eine Menge Geld erben«, erklärte er ihr am zweiten Tag, nachdem sie von General Villas Landeplatz abgehoben waren. »Millionen amerikanische Dollars, nehme ich an. Aber die Sache hat einen Haken: Ehe sie nicht geheiratet hat, bekommt sie keinen Penny.«
    Deryn lehnte sich in die Kissen zurück und starrte nach oben. Unter ihnen glitt der Golf von Mexiko dahin, und das Funkeln des Wassers warf Lichtsprenkel an die Decke. Alek saß am Fuß von Deryns Bett, während Bovril auf dem Kopfteil hockte und wild mit den kleinen Armen herumfuchtelte, während er Flaggenwinken übte.
    »Armes Mädchen«, sagte Deryn. »Abgesehen von dem Teil mit den Millionen Dollars.«
    Alek lachte. »Das ist ein Melodrama, keine Tragödie.«
    »Melodrama«, wiederholte Bovril in dem langsamen, deutlichen Tonfall, den die Loris anschlugen, wenn sie neue Wörter lernten.
    »Aber anstatt zu heiraten«, fuhr Alek fort, »zieht sie los, um neue Abenteuer zu erleben. Und niemand kann sie aufhalten, obwohl sie ein Mädchen ist!«
    Deryn runzelte die Stirn. Das klang nicht besonders wahrscheinlich, aber wenn man ein paar Millionen auf der Bank hatte, wurde man vielleicht eher gleich behandelt mit den Männern. »Was für Abenteuer erlebt sie außer der Sache mit dem Wasserstoffballon?«
    »Nun, ich habe nur die erste Episode gesehen. Die hatte kein richtiges Ende, nur einen sogenannten Cliffhanger.« Alek dachte einen Augenblick lang nach. »Obwohl Mr. Hearst, wenn ich mich recht erinnere, etwas von ausgerissenen Läufern erzählte, und davon, an Eisenbahngleise gefesselt zu sein.«
    »An Eisenbahngleise gefesselt? Klingt nach einer hervorragenden Karriere für mich.«
    »Pass auf, Deryn. Es spielt ja keine Rolle, ob die Geschichten um Pauline Unfug sind. Jedenfalls sind diese Filme unglaublich beliebt. Also, selbst wenn im Augenblick noch keine amerikanischen Frauen Ballons steuern, wollen sie es wenigstens. Du könntest ihnen zeigen, wie sie es machen müssen.«
    »Manchmal genügt Wollen allein nicht, Alek. Das weißt du doch.«
    »Ich nehme an.« Er lehnte sich an die Kabinenwand. »Zum Beispiel willst du gar nicht aufgemuntert werden, oder?«
    Deryn zuckte mit den Schultern. Im Augenblick wusste sie genau, was sie wollte: Sie wünschte sich, Eddie Malone hätte ihr Gespräch mit General Villa nicht belauscht. Oder wenn sie wenigstens nicht mit den Gleitflügeln abgestürzt wäre. Besser noch hätte der brüllende Hearst einfach gar nicht erst die Triebwerke der Leviathan sabotiert!
    Wäre nur eins dieser Dinge anders abgelaufen, hätte niemals jemand erfahren, dass sie ein Mädchen war. Außer Alek und diesem Oberpenner Volger natürlich.
    »Bleibst du in Amerika?«, fragte sie. »Wenn die Leviathan weiterfliegt?«
    Alek runzelte die Stirn. »Ob der Kapitän dem zustimmt?«
    »Du machst, was die Admiralität will, und hilfst Mr. Tesla, seine Waffe anzupreisen. Warum sollten sie dich nach England mitnehmen?«
    »Vermutlich hast du recht.« Er stand auf, ging zum Fenster, und seine grünen Augen leuchteten, als er zum Himmel hinaufschaute.
    Ganz offensichtlich hatte er noch gar nicht über sein Leben nach seiner Zeit auf der Leviathan nachgedacht. Tief im Inneren hatte Alek vielleicht gehofft, an Bord bleiben zu können. Aber selbst wenn er nicht in New York ausstieg, würden er und seine Männer nur maximal bis London Passagiere bleiben.
    »Du hast dich vielleicht in die Leviathan verliebt, Alek. Aber das Schiff wird deine Liebe nicht erwidern.«
    Ein trauriges Lächeln huschte über seine Lippen. »Die Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verdammt. Für dich und für mich auch, denke ich.«
    Deryn starrte an die Decke. Ein Mechanistenprinz und ein Mädchen, das sich als Junge verkleidete – keiner von beiden konnte ewig auf diesem Schiff bleiben. Nur die Blindheit des Schicksals hatte ihnen die bisherige Zeit gewährt.
    »Habe ich dir erzählt, wie ich auf deinen richtigen Namen gekommen bin?«, fragte Alek.
    »Du hattest ja genug Hinweise«, meinte sie und legte die Stirn in Falten. »Reingelegt hast du mich, als du mich ›Deryn‹ genannt hast, oder? Wo hast du das gehört?«
    »Das war Eddie Malones Schuld«, erklärte Alek.
    »Dieser Oberpenner!«, rief Bovril.
    »Er hatte keine Geheimnisse mehr von mir, über die er schreiben konnte, also berichtete er über den Unerschrockenen. Ich wollte dir immer schon das Foto zeigen. Du siehst umwerfend aus.«
    »Warte mal, willst du sagen, Malone kannte damals schon meinen

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