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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Namen?«
    »Natürlich nicht. Aber er hatte über deine Familie und über den Unfall deines Vaters recherchiert. Er hat über dich geschrieben, dass du – also eine Tochter namens Deryn – das Unglück überlebt hast.«
    »Oh, aye.« Sie seufzte. »Deshalb habe ich die Geschichte niemandem außer dir erzählt. Und das hat genügt, damit du darauf gekommen bist, dass ich Deryn bin?«
    Alek warf dem Perspikuitiven Loris einen Seitenblick zu. »Na ja, ich hatte ein wenig Hilfe.«
    »Brüllender Verräter«, sagte Deryn und schlug gegen das Kopfteil des Bettes.
    Bovril schwankte kurz und breitete die winzigen Arme aus wie ein Seiltänzer. Dann fiel er ihr in den Schoß.
    »Uff!«, machten beide gemeinsam.
    Alek nahm ihr das Tierchen ab. »Du hast mir nie erzählt, wie Volger es herausgefunden hat.«
    »Fechtstunden. Er hat mich ständig berührt und meine Haltung korrigiert.« Deryn verzog das Gesicht. »Und ich habe ihn zu viel angeschrien.«
    »Du hast ihn angeschrien?«
    »Als du in Istanbul geflohen bist und Volger auf dem Schiff blieb, hat er sich unglaublich blasiert aufgeführt. Als wäre er froh , dich los zu sein!«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Alek. »Aber was hat es damit zu tun, dass du ein Mädchen bist?«
    »Ich war …« Sie starrte an die Wand. Es war einfach peinlich. »Vielleicht bin ich ein bisschen kreischig geworden.«
    »Kreischig«, wiederholte Bovril und gluckste.
    Deryn zwang sich, Alex anzuschauen. Er lächelte.
    »Du wolltest nicht, dass mir etwas zustößt?«
    »Natürlich nicht, Prinz Dummerchen.« Sie erwischte sich dabei, wie sie das Lächeln erwiderte. Trotz aller Traurigkeit, weil sie die Leviathan verlassen musste, fühlte sie sich erleichtert, so offen mit ihm reden zu können. Wie würde es wohl sein, wenn ihr Geheimnis der ganzen Welt enthüllt worden wäre?
    »Wir könnten beide in New York bleiben, schätze ich«, bot sie leise an.
    »Das klingt perfekt.«
    Bei diesen Worten schlug Deryns Herz ein wenig schneller, gerade genug, damit die Bienen im Knie zu brummen anfingen.
    »Tatsächlich? Willst du nach Amerika einwandern?«
    Alek lachte und setzte Bovril auf die Fensterbank. »Nicht gleich einwandern. Amerikaner dürfen schließlich nicht Kaiser werden, meine ich mich zu erinnern.«
    »Aber mit Mr. Teslas Waffe brauchst du doch nicht Kaiser werden, um den Krieg zu beenden!«
    Er runzelte die Stirn. »Wenn das alles vorüber ist, muss doch irgendwer mein Volk führen.«
    »Aye, natürlich«, sagte Deryn und kam sich dumm vor.
    Dann und wann tat Alek so, als sei er ein richtiger Flieger geworden, doch den Brief vom Papst trug er immer in der Tasche, und sein Leben lang hatte er sich gewünscht, der Thronfolger seines Vaters zu werden. Alles, was über eine bloße Freundschaft mit ihr hinausging, würde ihn seiner Chancen, den Thron zu besteigen, endgültig berauben.
    Aber immer, wenn einer von ihnen gestrauchelt war – im Schnee in den Alpen, in Istanbul, im Sturm auf dem Rücken, in dem staubigen Cañon –, hatte der andere ihm auf die Beine geholfen. Sie konnte sich nicht vorstellen, Alek wegen einer blöden Krone und eine doofen Zepters aufzugeben.
    »Du hast recht, Deryn. Wir werden beide für den Rest des Kriegs in New York festsitzen.« Er wandte sich vom Fenster um und lächelte breiter. »Du solltest dich mir und Volger anschließen.«
    »Aye, seiner Grafschaft würde das bestens gefallen.«
    »Volger hat nicht zu entscheiden, wer meine Verbündeten sind.« Alek streichelte dem Loris den Kopf. »Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir Bovril in der Nacht, in der er geschlüpft ist, erwürgt.«
    »Dieser Oberpenner!«, sagte das Tierchen.
    Deryn runzelte die Stirn. Hatte Alek sie gerade mit Bovril verglichen?
    »Wir wissen nicht einmal, wo wir wohnen werden«, fuhr er fort. »Ich habe praktisch kein Gold mehr übrig, und Mr. Tesla hat jeden Penny für den Bau von Goliath ausgegeben. Aber es wird leicht sein, weiteres Geld aufzutreiben, nachdem er erst einmal bewiesen hat, wozu seine Erfindung fähig ist.«
    »Bestimmt. Nur, willst du dich wirklich von der Wohltätigkeit dieses irren Eierkopfes abhängig machen?«
    »Wohltätigkeit? Unfug. Es wird wie in Istanbul sein: Wir arbeiten alle zusammen, um die Welt in Ordnung zu bringen.«
    Deryn nickte, obwohl ganz eindeutig war, dass Alek keine Ahnung hatte, was Wohltätigkeit war. Er hatte sein Leben in einer Seifenblase aus Reichtum verbracht. Von Geld verstand er ungefähr so viel wie ein Fisch im

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