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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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haben, dem britischen Empire auf eine glanzvollere Weise zu dienen, als auf einem Flugtier herumzukrabbeln und Knoten zu binden?«
    Deryn verdrehte die Augen. »Es ist ein bisschen mehr dran, als nur Knoten zu machen, Ma’am.«
    »Da ich Ihre Talente aus erster Hand kennengelernt habe, kann ich dem nicht widersprechen.« Miss Eierkopf wandte sich Deryn zu und lächelte. »Aber wenn Sie mein Angebot annehmen, lernen Sie, dass Knoten zu lösen – bildlich gesprochen – noch lohnender sein kann.«
    »Ihr Angebot, Ma’am?«
    »Habe ich mich so unklar ausgedrückt?«, fragte Miss Eierkopf. »Ich biete Ihnen eine Stellung an, Mr. Sharp. Eine Stellung außerhalb des Air Service. Obwohl ich Ihnen versichern kann, dass die Arbeit mit einer gewissen Anzahl von Luftreisen verbunden sein wird.«
    »Eine Stellung, Mr. Sharp«, sagte ihr Loris, und Bovril gab ein leises Pfeifen von sich.
    Deryn lehnte sich in die Kissen zurück. Plötzlich war das Summen hinter ihrer Kniescheibe doppelt so laut geworfen. »Aber was für eine Stellung? Sie sind die … Hauptwärterin des Londoner Zoos, nicht wahr?«
    »Zoowärterin, pah!«, sagte Dr. Barlows Tierchen.
    »So lautet mein Titel, Mr. Sharp. Aber haben Sie den Eindruck gewonnen, dass unsere Mission nach Istanbul zoologischer Natur gewesen wäre?«
    »Äh, ich denke nicht, Ma’am, nein.« Eigentlich hatte Deryn, wie ihr jetzt dämmerte, nicht die geringste Ahnung, welche Arbeit Dr. Barlow eigentlich machte, nur gehörte es auf jeden Fall dazu, Leute herumzukommandieren und sich piekfein zu benehmen. Natürlich war sie die Enkelin des großen Tierschöpfers und konnte sogar inmitten eines brüllenden Krieges die Leviathan für ihre Zwecke beschlagnahmen.
    »Arbeiten Sie für jemand Bestimmtes, Ma’am? Zum Beispiel für die Admiralität?«
    »Für diese Schwachköpfe? Wie kommen Sie denn darauf? Die Zoologische Gesellschaft von London ist keine Behörde der Regierung, Mr. Sharp. Sie ist vielmehr eine wissenschaftliche Wohltätigkeitsstiftung.« Dr. Barlow setzte sich wieder und streichelte Tazza den Kopf. »Aber Zoologie ist das Rückgrat unseres Empires, und deshalb hat die Gesellschaft viele Mitglieder von hohem Rang. Gemeinsam sind wir eine Macht, die man nicht unterschätzen sollte.«
    »Aye, das ist mir schon aufgefallen.« Miss Eierkopf hatte auf dem Schiff praktisch das Kommando gehabt, bis Mr. Tesla an Bord gekommen war und von Superwaffen zu reden angefangen hatte. »Aber was für eine Stellung könnte mir die Gesellschaft denn anbieten? Ich bin kein Eierkopf.«
    »Gewiss nicht, aber Sie haben eine rasche Auffassungsgabe. Und manchmal bringt mich meine wissenschaftliche Arbeit in Situationen, die, wie es Mr. Rigby ausdrücken würde, recht aufregend sind.« Dr. Barlow lächelte. »Bei solchen Gelegenheiten wäre ein talentierter persönlicher Assistent von großem Nutzen.«
    »Oh?« Deryn kniff die Augen zusammen. »Und wie persönlich wäre dieser Assistent, Ma’am?«
    »Sie wären mein Kammerdiener, Mr. Sharp.« Sie ließ den Blick durch die Kabine schweifen. »Obwohl Sie, wie ich sehe, selbst einen gebrauchen könnten.«
    Deryn verdrehte die Augen. Es war brüllend schwierig zu putzen, wenn es der Arzt verbot, aufzustehen. Aber diese Stellung erschien ihr wie eine Chance, dem Gefängnis zu entgehen – oder der schlimmeren Variante, nach Glasgow zurückgeschickt und in ein Kleid gesteckt zu werden.
    »Das klingt hervorragend, Ma’am. Aber …«
    Dr. Barlow zog eine Augenbraue hoch. »Sie haben Bedenken?«
    »Nein, Ma’am. Aber Sie vielleicht, wenn … Verstehen Sie, da gibt es etwas, das ich Ihnen nicht über mich erzählt habe.«
    »Dann heraus damit, Mr. Sharp.«
    » Heraus damit«, sagte ihr Loris. » Mr. Sharp.«
    Deryn schloss die Augen und entschied, es jetzt einfach drauf ankommen zu lassen.
    »Ich bin ein Mädchen.«
    Als Deryn die Augen wieder öffnete, starrte Miss Eierkopf sie mit unveränderter Miene an.
    »Freilich«, sagte sie.
    Deryn fiel die Kinnlade herunter. »Sie meinen, Sie … Haben Sie das gewusst ?«
    »Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Aber ich habe es mir zum Prinzip gemacht, mir meine Überraschung niemals anmerken zu lassen.« Dr. Barlow seufzte und starrte aus dem Fenster. »Allerdings ist es in diesem Fall deutlich schwieriger als sonst. Ein Mädchen, sagen Sie? Und da sind Sie ganz sicher?«
    »Aye.« Deryn zuckte mit den Schultern. »Von Kopf bis Fuß.«
    »Nun, ich muss sagen, das ist außergewöhnlich. Und es trifft mich ein wenig

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