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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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war vom Regen rutschig. Deryn behielt Mr. Rigby im Auge und machte sich bereit, ihn festzuhalten, falls er stolpern würde. Aber der alte Mann war so sicher auf den Beinen wie immer, und bald hatten sie sich am Rückensteuerhaus versammelt, dem hintersten Punkt auf dem Schiff, wo man Schutz finden konnte.
    »Sichern Sie den Draht«, befahl Mr. Rigby.
    Alek übersetzte für Hoffman, der sich an die Arbeit machte. Der Bootsmann ließ sich auf eine Kiste mit Ersatzteilen für den Motor fallen, und Deryn zog die Handschuhe aus und rieb sich die Hände, ehe sie mit ihrer Pfeife die Glühwürmer zum Leuchten brachte.
    Das Steuerhaus auf dem Rücken zeichnete sich nicht gerade durch Luxus aus. Hier fanden sich vor allem Teile, die für das Instandhalten der Heckmotoren gebraucht wurden, und es gab ein Steuerrad für den Fall, dass irgendwie das Hauptsteuer auf der Brücke ausfiel. Glücklicherweise war es über Gänge mit dem Bauch des Flugtiers verbunden, sodass ein Micker Wärme durch eine offene Luke im Boden zu ihnen aufstieg.
    Nachdem der Draht festgezurrt war, sprach Hoffman ein paar Worte mit Alek, ging dann hinunter ins Luftschiff und spulte den Draht dabei weiter ab.
    »Wo will er denn hin?«, fragte sie Alek.
    »Mr. Tesla möchte, dass die Antenne durch das ganze Schiff bis zu seinem Laboratorium führt.«
    »Aye, Hauptsache, er wird nicht nass«, murmelte Deryn. Sie fragte sich, was der Mechanisten-Eierkopf eigentlich vorhatte. In Tokio hatte er bewiesen, dass er Funkwellen um die ganze Welt schicken konnte. Womit konnte er das hier oben im Himmel noch übertreffen?
    Der Bootsmann hatte das Gesicht immer noch vor Schmerz verzogen, deshalb warteten sie ein paar Minuten, ehe es weiterging. Bei jeder Windböe bebte das Steuerhaus, und die Fenster, gegen die der Regen prasselte, klapperten in den Rahmen. Deryn spürte, wie der Boden unter ihren Füßen schwankte. Das Flugtier verbog den Körper und versuchte, das Gesicht aus dem Sturm zu drehen. So nah am Schwanz merkte man deutlich, wie sich der riesige Leib bewegte, als wäre es das Ende einer riesigen langsamen Peitsche.
    Die Webeleinen um sie herum ächzten, und ein ungewohntes metallisches Knarren drang durch Wind und Regen zu ihnen vor. Der Draht, der neben Deryn hinaus in den Sturm führte, spannte sich straff an, zitterte plötzlich und wurde schlaff.
    »Verflucht«, seufzte der Bootsmann. »Der Draht war offensichtlich zu kurz.«
    »Aber Mr. Tesla hat recht genau gemessen!«, sagte Alek.
    »Aye, natürlich hat er das.« Deryn schüttelte den Kopf. » Zu genau. Er hat sich die Leviathan als Zeppelin vorgestellt, als ein totes Ding, das vom Bug bis zum Heck steif ist. Aber ein Flugtier bewegt sich, und in so einem brüllenden Sturm umso mehr.«
    Alek erhob sich und schaute hinaus. »Vielleicht hätte es ihm jemand sagen sollen!«
    »Ihr Mr. Tesla hielt er ja nicht für notwendig zu fragen«, gab der Bootsmann trocken zurück. »Aber die Reparaturen müssen warten. In Kürze werden sie die Motoren wieder anschmeißen.«
    Alek erweckte den Eindruck, als wollte er widersprechen, doch Deryn legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Im Augenblick sind sie noch abgeschaltet, Mr. Rigby.« Sie trat ans Fenster und schirmte die Augen mit der Hand ab. »Und die Bruchstelle ist vielleicht ganz in der Nähe.«
    Der Bootsmann schnaubte. »Also gut. Stecken Sie mal die Nase nach draußen und schauen Sie sich die Sache an.«
    Deryn öffnete die Tür einen Spalt und quetschte sich hinaus auf den stürmischen Rücken. Im nächsten Augenblick fiel ihr etwas auf. Mindestens hundertfünfzig Meter entfernt, nahe am Höcker, tanzte etwas Silberglänzendes im Regen.
    »Ein Ende des Drahtes hat sich gelöst, Sir«, rief sie über die Schulter nach hinten. »Vielleicht zwanzig Meter. Und die peitschen im Wind hin und her!«
    Mr. Rigby erhob sich und kam zu ihr an die Tür, um dort herzhaft zu fluchen.
    »Wenn die Motoren wieder angeschaltet werden, geht es hier rund! Könnte sogar die Membrane verletzen!« Er ging hinüber zu der Luke in den Bauch. »Ich fürchtete, Sie müssen noch einmal hinaus und die beiden losen Enden sichern. Ich suche eine Boteneidechse und teile der Brücke mit, man solle die Motoren noch nicht einschalten.«
    »Aye, Sir.« Deryn zog sich die Handschuhe wieder an.
    Der Bootsmann zögerte, als er halb die Treppe hinunter war. »Warten Sie ein paar Minuten, damit feststeht, dass die Nachricht vorn angekommen ist, dann erledigen Sie die Sache schnell. Was auch

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