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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Sicherheitsgurt an seiner Fliegermontur.
    Der Bootsmann sah von seiner Arbeit auf. »Hören Sie mit dem Unfug auf!«
    »Tut mir leid, Sir!« Deryn zog an Aleks Gurtzeug. »Komm schon, Euer Dummheit. Setz dich.«
    Alek hörte auf zu lachen und ließ sich auf ein Knie nieder. Er zeigte nach vorn. »Ist das etwa das, was ich glaube, dass es ist?«

    »Sturm im Anmarsch.«
    Deryn drehte sich in den Wind. Die Schnauze der Leviathan neigte sich leicht nach unten, und deshalb wirkte der große Hügel des Walrumpfes abschüssig, sodass man in den Himmel vor ihnen sehen konnte.
    »Mr. Rigby!«, rief Deryn und zeigte zum Bug. »Sie sollten sich das mal anschauen, Sir.«
    Einen Augenblick später fluchte der Bootsmann, und Hoffman stieß einen leisen Pfiff aus. Vor dem Schiff türmte sich eine Gewitterfront auf, eine dunkle Wolkenwand, die sich quer über den Horizont erstreckte. Es war ein mächtiger Sturm, der genau auf die Leviathan zukam.
    Deryn roch Regen in der Luft und spürte die Blitze. »Was sollen wir tun, Mr. Rigby?«
    »Wir bringen unsere Arbeit zu Ende, Bursche, es sei denn, wir bekommen neue Befehle.«
    »Bitte um Verzeihung, Sir, aber hierhin können sie keine Boteneidechse schicken. Bei dieser Geschwindigkeit würde sogar ein Wasserstoffschnüffler weggeblasen!«
    »Wenn der Kapitän es für notwendig hält, kann er Takler heraufschicken.« Der Bootsmann zeigte auf die zwei Drahtspulen, die noch voll waren. »Auf jeden Fall können wir die Arbeit jetzt nicht unterbrechen, sonst peitscht der lose Draht wild herum!«
    Deryn schluckte. »Aye Sir, natürlich.«
    Hoffman war mit dem Spleißen fertig, und die vier zogen zum Schwanz weiter. Jetzt war es noch schwieriger, auf dem Rücken herumzukriechen. Der Wind wechselte immer wieder abrupt die Richtung, die Strömungen des Sturms mischten sich mit dem Luftstrom, der durch die große Geschwindigkeit des Luftschiffes entstand.
    Deryn spürte, wie sich die Membran unter ihr bewegte, und rollte sich zur Seite. Sie sah über die Schulter zum Bug.
    »Wir wenden, Sir«, sagte sie. »Nach Steuerbord.«
    Mr. Rigby fluchte und winkte sie weiter.
    »Das ist doch gut, oder?«, fragte Alek sie. »Sie versuchen, dem Zentrum des Sturms zu entgehen.«
    Deryn schüttelte den Kopf. »Hurrikans drehen sich stets gegen den Uhrzeigersinn, also bewegen wir uns in einen heftigen Rückenwind. Wir weichen dem Sturm nicht aus, wir benutzen ihn, um schneller zu werden. Eine brillante Idee von Mr. Tesla.«
    »Ist das gefährlich?«
    »Für das Schiff eigentlich nicht. Ich mache mir eher Sorgen um uns.« Deryn ließ den Karabinerhaken ihres Gurtes einschnappen. »Wenn sie nur ein bisschen langsamer fliegen würden, könnten wir diese brüllende Arbeit sogar erledigt bekommen!«
    »Immer mit der Ruhe, Mr. Sharp«, knurrte der Bootsmann. »Wir haben unsere Befehle, und der Kapitän hat seine.«
    »Aye Sir«, sagte Deryn und krabbelte dann so schnell weiter, wie sie konnte.
    Unter dem Befehl eines Eierkopfs zu arbeiten, wurde langsam lästig.
    Sie waren noch im Freien, als das Luftschiff mit dem Sturm zusammentraf. Der Regen wurde nicht nach und nach stärker, sondern zog wie eine silbrige Wasserwand mit sechzig Meilen in der Stunde über die Leviathan hinweg.
    »Festhalten!«, rief Deryn, als das Prasseln auf sie niederging. Unter ihr kräuselte sich die Membran durch die Woge kalter Luft, die mit dem Regen einherging und die ohne Frage aus dem Nordpazifik stammte und vom Strudel des Sturms hierher gesaugt worden war. Der böige Wind schien Eis und Nägel heranzutreiben, und die gefrorenen Tropfen trafen ihre Schutzbrille wie kleine Steine.
    »Keiner bewegt sich!«, rief Mr. Rigby. »Der Kapitän sollte jetzt für uns das Tempo drosseln.«
    Deryn klammerte sich mit beiden Händen an die Webeleinen und biss die Zähne zusammen. Nur Augenblicke später verstummten die dröhnenden Mechanistenmotoren.
    »Aye, ich habe nicht gedacht, dass die Offiziere verrückt geworden sind«, murmelte der Bootsmann. Er erhob sich langsam und hielt sich die Seite, wo er vor zwei Monaten angeschossen worden war. Wieder ärgerte sich Deryn. Tesla schickte Männer bei voller Kraft auf die Rücken, während er selbst sicher in seiner Kabine hockte und Brandy trank.
    Da die Motoren abgeschaltet waren, bewegte sich das Luftschiff bald mit der Geschwindigkeit des Windes, und aus diesem Grund kehrte um die vier herum eine eigenartige Stille ein. Im Laufschritt eilten sie zum Steuerhaus, und die Membran unter ihren Füßen

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