Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
Vom Netzwerk:
ein Agitator zu sein. Im Polizeipräsidium von Lhasa hat man mich vor Gericht gestellt, aber der Prozess war blanker Hohn. Man hat mich im Gerichtssaal geschlagen und mir verboten, auch nur den Mund aufzumachen.
    Schließlich hat man mich zu sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Ich kam ins Gefängnis von Drapchi, wo ich eine Woche ohne Essen und Wasser in einer Einzelzelle saß. Um am Leben zu bleiben, musste ich meinen eigenen Urin trinken, und ich war so hungrig, dass ich Fetzen von meiner Matratze heruntergewürgt habe. Später kam ich in Block zwei, wo die Zwangsarbeiter sitzen. Wir mussten Dämme und Häuser bauen oder Steine klopfen. Jede ärztliche Behandlung hat man uns verweigert, dafür hat man uns jede Woche Blut abgezapft. Außerdem mussten wir Umerziehungskurse besuchen.«
    Trevedi steht auf und zieht sein Hemd aus. Sein ganzer Oberkörper ist mit Narben übersät, mehrere Rippen sind gebrochen. »Keine einzige Woche ist vergangen, in der ich nicht mindestens einmal geprügelt wurde. Man hat mich mit Eisenketten ausgepeitscht, getreten und mit dem Gewehrkolben gestoßen. Manchmal musste ich mich auf den Bauch legen, dann sind die Wärter auf meinem Rücken herumgetrampelt. Ich habe mitansehen müssen, wie meine Gefährten totgeschlagen wurden. Da habe ich jede Hoffnung verloren und jeden Abend um den Tod gebetet.«
    Der Tibeter verhüllt sich wieder und schweigt einen Moment, sichtlich nach Fassung ringend. »Sieben Jahre, Mr. Wolfe. Als ich herauskam, war ich so gut wie tot und habe acht Monate krank im Bett gelegen. Nachdem ich mich halbwegs erholt hatte, bin ich nach Indien geflohen, wo entfernte Verwandte von mir leben. Einer von ihnen hat in Kalkutta in der Tourismuszentrale gearbeitet, und der hat mich mit einem amerikanischen Filmemacher bekannt gemacht, der eine Dokumentation über Menschenrechtsverletzungen in Asien drehte. Ich wurde sein engster Mitarbeiter. Er hat mich nach Kalifornien mitgenommen, um nach jeder Vorführung des Films zum Publikum zu sprechen. Bei einer Nachmittagsvorstellung an einer Universität bin ich auf David Paniagua getroffen.«
    »Schicksal, was?«
    Trevedi nickt. »Im Buddhismus sprechen wir von Karma, dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Ich muss gestehen, seit wir die U-Boot-Basis von Jianggezhuang verlassen haben, ist mir diese Fahrt immer wie schlechtes Karma vorgekommen – bis Sie an Bord gekommen sind. Ich glaube, es war Ihr Schicksal, sich diesem Kreuzzug anzuschließen. Ich glaube, die Gottheit hat Sie zu ihrem Botschafter gemacht …«
    »Der Botschafter Gottes … was für ein Bockmist! Ich bin kein Heiliger, ich bin ein Mörder. Wollen Sie wissen, was ich getan habe? Ich habe Kinder erschossen – im Namen von Freiheit, Demokratie und wer weiß was für Menschenrechten! Was ist das für ein Karma?«
    Der Tibeter steht auf und wendet sich zur Tür. Seine Augen leuchten. »Jeder hat eine Buddhanatur, Mr. Wolfe. Ich bin davon überzeugt, dass Ihre Entscheidungen beeinflussen werden, was aus dieser Reise wird, und damit auch … das Schicksal der Menschheit. Und was Ihre Rolle als Botschafter betrifft, sollten Sie sich vor Augen halten, dass nicht wir es sind, die die Gottheit erwählen. Gott erwählt uns.«

»Niemand kann ehrlichen Herzens versuchen, einem anderen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen.«
    Ralph Waldo Emerson
    »Der ärmste Mensch Ugandas ist General Amin. Es ist besser für mich, arm zu sein, wenn das Volk dafür reich ist.«
    Idi Amin, Diktator von Uganda, dessen Schreckensherrschaft über 300 000 Tote und ein verarmtes Land hinterließ.
    »Da nun alle Menschen im Iran glücklich sind, kann meine Krönung stattfinden.«
    Mohammed Reza Pahlevi, Schah des Iran, dessen Regime sich auf die für ihre Foltermethoden berüchtigte Geheimpolizei Savak stützte.
    »Ich war in Weihnachtsstimmung. Die macht mich immer glücklich.«
    Der Strichjunge David Bullock, der einen Mann ermordete, weil der, wie er sagte, einen Weihnachtsbaum »schlecht behandelt« hatte.

Kapitel 21
    An Bord der Goliath
    Taur Araujo führt David Paniagua durch den Hangar in den Maschinenraum. »Als ich nach Chau gesucht hab – da hab ich das gefunden …« Im Lichtkegel seiner Taschenlampe ist eine Blutspur zu sehen, die von dem Gitter des Laufstegs an der glatten Wand des dritten Reaktors emporführt.
    Über dem Reaktor hängt einer der Greifarme der Goliath von der Decke. Araujo richtet seine Lampe auf die Spitzen der dreizinkigen Klauen.
    Sie sind rot gefärbt.
    »Weiß

Weitere Kostenlose Bücher