Goliath: Roman (German Edition)
Operationslampen in helles Licht getaucht.
» Sorceress , schließen sie uns ein.«
Die wasserdichte Tür schlägt zu und verriegelt sich selbsttätig.
David tritt zum Operationstisch, neben dem Covah wartet. Er hat einen grünen, sterilen Umhang über den nackten Leib geworfen.
»Wie fühlst du dich?«, fragt David.
»Nervös – und freudig aufgeregt. David, habe ich dir eigentlich je erzählt, dass ich einmal versucht habe, mich mit dem Hauptrechner von Amgen zu verbinden?«
»Nein, das ist mir neu.«
»Meine Kollegen hielten mich für wahnsinnig, aber ich musste es einfach versuchen. Es gibt so vieles, das wir lernen müssen …«
»Und Sorceress wird es dich lehren. Versuch jetzt, Ruhe zu bewahren.«
»Selbstverständlich. Ich spüre die Erregung, die Astronauten bei ihrer ersten Reise in den Weltraum empfinden müssen. Was sagen unsere Leute?«
»Die sind ganz aufgeregt – und überglücklich. Sie freuen sich für dich. Auch Chau ist endlich aufgetaucht, noch immer stockbesoffen.«
»Ich muss mit ihm sprechen.«
»Nicht nötig, ist bereits erledigt.«
Covah drückt David die Hand. »Danke. Du bist ein guter Freund.«
»Und du wirst den Lauf der Geschichte verändern. Bist du bereit?«
»Ja. Sorceress , hier spricht Simon Covah. Ich übergebe das Kommando des Schiffs an David Paniagua, Autorisationscode Covah delta-sechs-fünf-neun-neun-alpha-zulU-zehn.«
»Autorisation bestätigt.«
» Sorceress , Mr. Covah ist bereit. Geben Sie ihm Anweisungen.«
»Legen Sie sich auf den Operationstisch und platzieren Sie den Kopf exakt in der vorgesehenen Halterung. Schieben Sie Hände und Füsse in die Halteschlaufen, da Bewegungen während der Operation vermieden werden müssen.«
Wie befohlen, legt Covah sich auf den gepolsterten Tisch, sodass sein Kopf in einem U-förmigen Polster ruht. Die Halterung ist perfekt angepasst. Mit Händen und Füßen schlüpft Covah in die Lederschlaufen an den Seiten des Tischs, dann atmet er tief ein.
Hoch über seinem Kopf schwebt angewinkelt ein Spiegel, in dem er seine Schädeldecke sehen kann. Auf einem kleinen Tisch zu seiner Linken steht ein großer, flacher Glasbehälter mit einer Nährlösung, in der die Enden Hunderter Mikrodrähte hängen, versehen mit winzigen Gewebefetzen, die aus Covahs Gaumen entnommen wurden.
Covah zuckt zusammen, als die beiden chirurgischen Arme sich in Bewegung setzen und von der Decke herabsinken, um seine Fesseln festzuziehen. An seiner Brust werden Elektroden befestigt.
»Rascher Pulsschlag. Blutdruck und Atemfrequenz ansteigend.«
»Ich bin bloß ein wenig aufgeregt. Sorceress , es wäre gut, wenn Sie jeden Schritt der Operation erklären, bevor Sie ihn ausführen.«
»Verstanden.«
Der stählerne Arm an Covahs linker Seite postiert sich über seinem Kopf. Die mit verschiedenen Instrumenten bestückte Scheibe an seinem Ende rotiert, bis sie eine große Kanüle präsentiert.
»Um Zugriff auf die für die Ausschüttung von Proteinen und Enzymen verantwortlichen Teile des Gehirns zu erhalten, ist es notwendig, die Schädeldecke zu entfernen.«
»Verstanden.«
»Die Kopfhaut wird durch eine Lokalanästhesie betäubt.«
Davids Augen weiten sich, als die Kanüle wiederholt in Covahs Kopfhaut sticht.
Covah zuckt zusammen. »Das ist doch keine Vollnarkose?«
»Es ist vorteilhafter, wenn Sie bei Bewusstsein bleiben, bis die Neuralverbindungen positioniert und überprüft sind.«
»Verstanden.« Wieder schießt Adrenalin durch Covahs Adern, als er ein Skalpell an seinen Augen vorbeizucken sieht.
»Beginne mit erstem Einschnitt zur Lösung der Kopfhaut vom Schädel.«
»David?«
»Ich bin bei dir.« David drückt Covahs dreifingrige Hand.
Covah schließt die Augen. Sein Atem wird unregelmäßig, als er einen leichten Druck an der Stirn spürt. Warmes Blut läuft an der linken Schläfe entlang in sein unversehrtes Ohr. » Sorceress , ist es … ist es wirklich nötig, ein so großes Stück meines Schädels zu entfernen?«
»Ja. Einhundertsiebenundvierzig Neuralverbindungen müssen mit beiden Hemisphären des Grosshirns hergestellt werden, dreiundzwanzig mit dem Kleinhirn, sieben mit dem Hirnstamm, sechs mit der Hypophyse und zwei mit jedem Paar der zwölf Gehirnnerven.«
Eine Zange verschwindet aus Covahs Blickfeld. Als er in den Spiegel schaut, kann er fasziniert und erschreckt zugleich beobachten, wie die beiden mechanischen Arme emsig dabei sind, seine betäubte Kopfhaut zu zertrennen.
»Kopfhaut wird abgezogen.«
Covah
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