Gondeln aus Glas
Eskorte.»
«Zum Palazzo Tron?»
Tron schüttelte den Kopf. «Zum Palazzo Balbi-Valier. Es ist zwar keine ganz angemessene Besuchszeit, aber ich glaube trotzdem, dass die Principessa di Montalcino entzückt sein wird, uns zu sehen.»
17
Großfürst Pjotr Troubetzkoy, den Hausorden der Romanows auf die Brust seiner makellosen Uniformjacke geheftet, saß hinter seinem Schreibtisch und betrachtete Tron und Bossi mit dem angeödeten Gesichtsausdruck eines Mannes, der gezwungen ist, lästige Bittsteller zu empfangen. Er nahm sich eine Zigarette aus einem hölzernen Kästchen, das auf seinem Schreibtisch stand, und zündete sie an. Dann sagte er durch den aufsteigenden Rauch hindurch: «Was kann ich für Sie tun, Commissario?»
Tron trat einen Schritt nach vorne und verbeugte sich. Er rechnete nicht damit, dass Troubetzkoy ihn auffordern würde, Platz zu nehmen. «Es hat gestern Nacht einen Einbruch auf der Karenina gegeben», sagte er. «Eine Polizeipatrouille konnte jedoch die Beute sicherstellen.»
Selbige trug Bossi, der leicht schiefnasig neben der Tür stehen geblieben war, unter dem Arm, sie war immer noch eingeschlagen in eine Tischdecke aus dem Palazzo Balbi-Valier. Dort hatte die nächtliche Ankunft des Gemäldes große Freude ausgelöst und war für Tron und Bossi zu einem regelrechten Triumphzug geraten. Bossi hatte im Salon der Principessa mit am Tisch sitzen dürfen – sie hatte ihm eigenhändig einen Marsala eingeschenkt und darauf bestanden, dass Massouda ihm einen kalten Waschlappen für seine Nase brachte. Auf einem silbernen Tablett! Der Sergente konnte sein Glück immer noch nicht fassen.
«Es wäre hilfreich für uns», fuhr Tron höflich fort, «wenn Durchlaucht den geraubten Gegenstand identifizieren könnten.» Er machte eine kunstvolle Pause und trat einen halben Schritt nach links, damit Bossi freien Blick auf Troubetzkoy hatte, wenn der Schlag auf den Großfürsten niedersauste. Dann lächelte Tron und fügte hinzu, indem er seine Stimme am Ende des Satzes gemütlich fallen ließ: «Es handelt sich dabei um ein Gemälde.»
Dass es einen Einbruch auf der Karenina gegeben hatte, war noch nicht einmal gelogen – und auch nicht, dass es der venezianischen Polizei durch einen glücklichen Zufall gelungen war, das Gemälde sicherzustellen.
Merkwürdig allerdings, wie die Reaktion Troubetzkoys auf diese Mitteilung ausfiel. Tron hatte ein Hochschrecken des Großfürsten aus seinem Sessel erwartet – ein panisches Hochziehen der Augenbrauen, einen plötzlichen Schweißausbruch. Stattdessen lehnte sich Troubetzkoy auf seinem Sessel zurück, zog an seiner Zigarette und blies einen perfekten Rauchring in die Luft. Dann fragte er – ohne Tron anzusehen und ohne dass seine Stimme im Mindesten aufgeregt klang: «Wer hat versucht, auf der Karenina einzubrechen?»
«Eine Person, die wir nicht identifizieren konnten», sagte Tron. «Vermutlich ein Mann. Er ist der Patrouille entkommen, musste aber das Gemälde zurücklassen.»
«Das Sie mitgebracht haben?» Der Großfürst geruhte einen flüchtigen Blick auf Sergente Bossi zu werfen, der immer noch – das flache Paket mit dem Tizian hatte er inzwischen an sein Bein gelehnt – an der Tür stand.
Tron nickte und deutete eine Verbeugung an.
«Wir haben uns erlaubt, das Gemälde mitzubringen.
Die Alternative hätte darin bestanden, Durchlaucht in die Questura zu bitten.» Er gab Bossi einen Wink, der neben ihn trat und die Tischdecke von dem Tizian entfernte.
«Wie Durchlaucht sehen», sagte Tron, «handelt es sich um eine Darstellung der heiligen Magdalena von Tizian. Vermutlich haben wir es mit dem Gemälde zu tun, das aus dem Palazzo da Lezze entwendet wurde. Und wir fragen uns natürlich, wie dieser Tizian auf die Karenina gelangt ist.»
Troubetzkoy blies mit einer Selbstbeherrschung, die Tron widerwillige Bewunderung abnötigte, einen weiteren Rauchring über den Schreibtisch und nickte nachdenklich. Dann sagte er: «Sind Sie überhaupt sicher, dass die Person, die Ihnen heute Nacht entwischt ist, nicht den Versuch gemacht hat, das Gemälde auf die Karenina zu bringen?»
«Was hätte das für einen Sinn gehabt?»
Der Großfürst schnippte die Asche seiner Zigarette auf den Fußboden und warf Tron einen mürrischen Blick zu. «Den Sinn, mir etwas anzuhängen.
Einen Mord und einen Diebstahl.»
Tron lächelte. «Wir wissen definitiv, dass sich der Tizian seit vorgestern Nacht auf dem Schiff befand.
Und wir wissen auch, wer das Gemälde
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