Gone 4: Rache
Leim gegangen war.
»Mach schon: Versuch mich zu besiegbaren.«
In diesem Moment kam Patrick angelaufen. Er ließ den Ball zu Sanjits Füßen fallen, grinste sein glückliches Hundegrinsen und wartete.
»Wehe, du spielst mit meinem Hund!«, warnte Lana.
Sanjit hob den Ball auf und warf ihn. Patrick jagte ihm hinterher.
»Du machst mir keine Angst.« Sanjit hob die Hand, bevor Lana etwas erwidern konnte. »Ich sage nicht, dass ich keine Angst vor dir haben sollte. Ich hab ein paar Dinge über dich gehört, was passiert ist. Du hast es mit diesem Gaiaphage aufgenommen. Ganz allein. Das macht dich zum zweitmutigsten Mädchen, dem ich je begegnet bin. Und trotzdem habe ich irgendwie keine Angst vor dir.«
Er beobachtete, wie sie gegen ihre Neugier ankämpfte und verlor. »Das zweitmutigste?«
»Die Geschichte erzähle ich dir bei unserem Spaziergang.« Sanjit zeigte mit dem Daumen auf den Hubschrauber. »Ich muss zurück in die Stadt. Edilio wartet auf unseren Bericht.«
Damit drehte er sich um und ging.
Neun
54 Stunden, 9 Minuten
Sam traf seine Crew am vereinbarten Ort.
Über Dekkas Miene lief ein kaum merkliches Lächeln, was in ihrem Fall gleichbedeutend mit großer Freude war.
Taylor betrachtete ihre Fingernägel und gab sich alle Mühe, gelangweilt auszusehen. Sam fragte sich, ob er etwas sagen sollte. Im Sinne von: »Tut mir leid, dass ich dir an die Wäsche gegangen bin.« Ja, das wäre echt hilfreich.
Besser er tat so, als wäre nichts passiert. Blöd war nur, dass Taylor nicht zu den Leuten gehörte, die Dinge einfach auf sich beruhen ließen. Außerdem ging sie Dekka auf die Nerven.
Für Sam war Dekka eine gute Freundin und Verbündete. Sie gehörte zu den drei Menschen, auf die er sich hundertprozentig verlassen konnte. Die anderen beiden waren Edilio und Brianna. Das war allein deshalb seltsam, weil sie nie zusammen rumhingen. Sam verbrachte seine Zeit allein oder mit Astrid. Edilio sah er kaum noch. Mit Brianna verband ihn überhaupt nichts – sie war ihm zu jung und zu verrückt.
Früher, als die Welt noch in Ordnung war, war Quinn sein bester Freund gewesen. Aber Quinn hatte jetzt eine Aufgabe, die ihn ganz und gar in Anspruch nahm und die er liebte. Quinns Freunde waren die Leute, mit denen er aufs Meer fuhr: die Fischer. Sie hielten zusammen wie eine Familie.
Jack war der Vierte in Sams Crew. Als die Computer noch funktionierten, hatten ihn alle Computer-Jack genannt, doch damit war es vorbei. Seither las er stundenlang Comichefte und hielt sich aus allem raus. Jacks übermenschliche Kräfte könnten sich als nützlich erweisen, nur war Jack keiner, der sich gerne nützlich machte. Obwohl, beim großen Brand hatte er wirklich Mut bewiesen. Vielleicht wurde er ja langsam erwachsen. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass er nicht mehr permanent vor dem Bildschirm sitzen konnte.
»Seid ihr so weit?«, fragte Sam.
»Muss ich unbedingt mitkommen?«, jammerte Jack.
Sam zuckte die Achseln. »Albert bezahlt dich, oder? Ist doch allemal besser, als sein Lastesel zu sein.«
Jacks Augen blitzten zornig. Albert setzte Jacks Riesenkräfte immer öfter für seine Zwecke ein: Er ließ ihn Säcke zum Markt schleppen und Möbel umstellen. Jack nahm ihm das übel. Er betrachtete sich immer noch als Technikgenie, als Computergeek der Superklasse und nicht als Kraftfreak.
»Warum unbedingt in der Nacht?«, fragte Taylor.
»Es soll nicht gleich die ganze Stadt erfahren, wohin wir gehen und warum.«
»Wie soll ich es weitererzählen, wenn ich es selbst nicht weiß?« Taylor schob schmollend die Unterlippe vor.
»Wasser«, sagte Sam. »Wir machen uns auf die Suche nach Wasser.«
Er konnte förmlich hören, wie die Rädchen in Taylors Hirn ansprangen. »Scheiße, Mann! Uns geht das Wasser aus?« Sie biss sich auf die Lippe, holte ein paarmal theatralisch Luft und sagte mit tränenerstickter Stimme: »Heißt das, wir werden alle sterben?«
»Genau das ist der Grund, warum wir es geheim halten«, antwortete Sam trocken.
»Ich muss schnell mal …«
»Oh nein, Taylor!«, fiel ihr Sam ins Wort. »Du musst gar nichts. Ohne meine Erlaubnis beamst du dich nirgends hin und redest mit niemandem. Ist das klar?«
»Soll ich dir mal was verraten, Sam?«, sagte Taylor. »Ich finde dich ja nett. Und unglaublich süß – aber du bist echt ein Langweiler.«
»Hauen wir ab, solange es noch geht«, schlug Dekka vor. »Ich hab übrigens eine Kanone dabei.«
»Wird es gefährlich?«, fragte Taylor
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