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Gone 4: Rache

Gone 4: Rache

Titel: Gone 4: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Fußmarsch dann noch um einiges länger wäre.«
    »Mann, ihr seid so was von nicht witzig«, brummte Taylor. Ehe Sam es sich versah, tauchte sie hinter ihm auf, grapschte ihm mit beiden Händen an den Hintern und war verschwunden, bevor er »Hey!« schreien konnte.
    Sam wandte sich an Jack. »Um die Frage noch mal zu beantworten: Wir machen uns mitten in der Nacht aus dem Staub, damit niemand erfährt, dass wir weg sind und warum. Sie werden es früh genug herausfinden. Und wenn ich nicht da bin, um den großen bösen Wolf zu markieren, müssen noch mehr von Edilios Leuten auf den Straßen patrouillieren.«
    »Der große böse Wolf?«, warf Taylor spöttisch ein. »Welche Rolle spielt dann Astrid? Rotkäppchen oder eins der drei kleinen Schweinchen?«
    »Dekka«, sagte Sam auffordernd.
    »Ha, zu langsam!« Taylor war auf einmal hinter Dekka, gut zehn Meter von ihr entfernt.
    Sie hatten den Kamm erreicht. Unten im Tal fing der Wald an und reichte bis zur nächsten Anhöhe hinauf. Es war ein kleines Tal, in dem früher immer ein vom Meer kommender feuchter Wind geblasen hatte. Mitten hindurch floss ein Bach, der aber fast ausgetrocknet war, seit er durch die Barriere von den hohen, schneebedeckten Bergen abgeschnitten war.
    »Macht möglichst keinen Lärm, in Ordnung? Hunter ist vielleicht auf der Jagd. Wenn wir hier rumtrampeln, verscheuchen wir seine Beute.«
    »Also nicht mehr auf die Fresse fallen, Jack«, ätzte Taylor.
    Aus dem Wald drang ein lautes Heulen zu ihnen herauf.
    »Was war das?«, fragte Jack.
    Da war es wieder. Als würde jemand aus tiefster Verzweiflung weinen.
    Jack rechnete damit, dass Sam losrennen würde. Stattdessen holte er tief Luft und sagte leise: »Ich glaube nicht, dass ihr das sehen wollt.«
    »Was denn?«, fragte Taylor.
    Sam stieg den Hügel hinunter. Er forderte sie nicht auf, ihm zu folgen. Er befahl ihnen aber auch nicht zurückzubleiben. Also gingen sie ihm nach.
    Als Sam die pechschwarze Dunkelheit unter den Bäumen erreicht hatte, brachte er eine seiner Hände zum Leuchten. Das dumpfe, grün schimmernde Licht ließ ihn jetzt zwar die Bäume sehen, verwandelte aber auch alles andere in das reinste Albtraumszenario.
    »Hunter?«, rief Sam.
    »Bleib lieber weg!« Hunters von Trauer entstellte Stimme war näher, als Jack gedacht hatte.
    Sie folgten ihr und konnten ihn jetzt wieder weinen hören. Es war nicht das Weinen eines großen Jungen, eher das eines kleinen Kindes. Ein stockendes, bebendes Schluchzen.
    »Okay, Leute«, sagte Sam noch einmal. »Ich geh jetzt allein weiter. Ihr müsst das wirklich nicht sehen.«
    Und wieder ignorierten sie ihn. Jack zögerte anfangs, aber Dekka wollte unbedingt mit, um zu helfen – dabei ahnte sie bereits, was sie vorfinden würden. Und Taylor ließ sich nicht abwimmeln, weil sie neugierig war. Schließlich gab sich auch Jack einen Ruck, weil er nicht allein in der Finsternis zurückgelassen werden wollte.
    Hunter saß aufrecht in der Mitte eines ordentlichen Lagerplatzes. Der Platz bestand aus einer Feuerstelle, in der noch ein paar Glutreste schimmerten, einem kleinen Zelt und einem aus Zweigen und Ranken gebautem Regal, in dem eine Pfanne, ein Topf und ein Teller zu erkennen waren. Von einem dicken Ast hing ein toter Berglöwe.
    Hunters Körper krümmte und wand sich. Sein Kopf war nur noch zur Hälfte da. Aus seiner Schulter ragte ein Wesen, eine monströse Mischung aus Insekt und Aal. Während sie vor Entsetzen noch wie versteinert dastanden, biss es zu und riss ein großes Stück aus Hunters Gesicht.
    Taylor war auf einmal weg.
    Dekkas Miene blieb ungerührt, doch ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Ich hab’s versucht …« Hunter hielt seine Hände hoch und tat so, als drückte er sie gegen seinen Kopf. »Es geht nicht …«
    »Ich kann das machen«, sagte Sam leise.
    »Ich hab Angst«, wimmerte Hunter.
    »Ich weiß.«
    »Das ist die Strafe, weil ich Harry getötet habe. Ich hab versucht, gut zu sein, aber ich bin schlecht.«
    »Nein, Hunter«, entgegnete Sam sanft. »Du hast keine Schuld. Du hast die Kids ernährt. Du bist ein guter Mensch.«
    »Ich bin ein guter Jäger.«
    »Der beste.«
    »Ich versteh nicht, was passiert. Was passiert da, Sam?«
    »Das ist die FAYZ , Hunter.«
    Die insektenartige Kreatur hatte sich fast vollständig aus Hunters Schulter gezwängt. Beine wurden sichtbar. Sie war mit einer Schleimschicht überzogen, hatte kleine, am Körper anliegende Flügel und sah aus wie eine riesige Ameise oder Wespe aus

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