Gone 5: Angst (German Edition)
einer Art Singsang. »So kam ich hierher.« Und dann, als erwachte sie aus einem Traum, sagte sie: »Das ist das Ding, bei dem Caine war, nicht wahr? Die Dunkelheit. Das Wesen, das dir deine Peitschenhand gegeben hat.«
»Möchtest du, dass ich euch miteinander bekannt mache?«, fragte Drake.
»Ja, das möchte ich«, antwortete Penny auf einmal ganz ernst.
Durch ihren Tränenschleier hatte Diana heimliche Blicke zu Brianna geworfen, der es ganz recht zu sein schien, dass die beiden miteinander beschäftigt waren. Solange es ihr Zeit brachte.
Doch jetzt sprach sie. »Ich glaube nicht, dass ihr irgendwo hingeht.«
Sie schoss auf Drake zu.
Diana hatte oft genug gesehen, was mit Brianna passierte, wenn sie auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigte. Sie verschwamm, man sah nichts, keine Arme, keine Beine, keine Machete, die gezogen wurde. All das konnte Diana jetzt sehen. Der Wirbelwind war langsamer geworden.
Aber immer noch verdammt schnell.
Die Machete sauste herunter und hackte Drakes Peitsche in zwei Hälften. Brianna wirbelte herum, war im Nu wieder da, doch ihre Augen waren zu Boden gerichtet, sie waren abgelenkt, und plötzlich schrie sie auf, geriet ins Schlittern, machte einen Satz in die Luft und sprang von einer Stelle zur nächsten, als löste sich der Boden unter ihren Füßen auf.
Penny hatte zugeschlagen.
Drake hob das abgeschnittene Ende seines Tentakels vom Boden auf und drückte die beiden Stummel aufeinander. Er sah nicht wütend aus, eher gereizt. Die Wunde war im schlimmsten Fall eine vorübergehende Unannehmlichkeit.
Brianna hüpfte derweil wie besessen umher, konzentrierte sich auf jede ihrer Bewegungen und rang mit ausgestreckten Armen um ihr Gleichgewicht. Sie drehten sich wie die Flügel einer Windmühle.
»Was ist mit ihr?«, fragte Drake.
Penny lachte. »Sie passt auf, dass sie nicht in glühende Lava fällt. Und ihre Freundin, diese Dekka? Auf die sie schon die ganze Zeit wartet? Sie ist dahinten.« Penny deutete mit dem Kopf zur nachtschwarzen Wüste. »Damit beschäftigt, den Horror abzuschütteln, den ich ihr eingejagt habe.«
Diana bemerkte den beunruhigten Ausdruck in Drakes Gesicht. Ihm dämmerte allmählich, dass Penny für ihn vielleicht eine Nummer zu irre war. »Gehen wir. Der Gaiaphage erwartet uns.«
»Findest du mich süß?«, fragte Penny unvermittelt.
Drake blieb wie angewurzelt stehen. Jetzt regelrecht alarmiert.
»Ja«, sagte er schließlich. »Du bist süß.«
Sein Tentakel war wieder angewachsen, die Stummel verschmolzen gerade und wurden glatt, als wäre er aus Knetmasse. Er ließ die Peitsche nach oben steigen und vor Dianas Gesicht herunterknallen.
»Beweg dich!«, befahl er.
Diana beobachtete Brianna, die in der Illusion gefangen war und mit verzweifelten Sprüngen einer nicht vorhandenen Gefahr auswich.
Und sie sah auch den kleinen Justin, der bereits den Pfad hinaufkroch.
Dekka lag schluchzend im Sand. Sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Sie hatte keine Ahnung, was mit ihr geschehen war. Nur, dass sie auf einmal wie versteinert war, sich nicht mehr rühren konnte. Als wäre sie gelähmt.
Ihr gesamter Körper war von einem durchsichtigen weißen Glibber bedeckt gewesen. Klebrig und zähflüssig wie Lehm oder Schleim. Und dann war das Zeug in ihre Ohren gedrungen und hatte sich angefühlt wie zwei unsichtbare Finger, die dort herumstocherten und auf ihr Trommelfell drückten.
Bis sie außer dem Pochen ihres Bluts nichts mehr hörte und beim Versuch, den Kopf zu bewegen, das Knirschen ihrer Halswirbel spürte.
Der dickflüssige Schleim war in ihre Nase gekrochen, hatte sie bis in die Stirnhöhlen verstopft, und als sie keine Luft mehr bekam und den Mund öffnete, schwappte er sofort hinein, füllte ihre Backen, schob sich unter ihre Zunge und in ihren Rachen, füllte ihre Mundhöhle wie ein teigiger Knebel und floss kalt und dickflüssig hinab bis in ihre Lunge.
Ihr Verstand sagte ihr, dass das alles nicht echt war. Nicht echt sein konnte. Es war Penny, die ihr das antat, eine Vision.
Trotzdem hatte sie das Gefühl, in dem Glibber lebendig begraben zu sein und gleich zu ersticken.
Ihr Herz schlug noch. Eigentlich müsste sie sterben, denn das Zeug bedeckte ihren Körper und füllte ihn aus, aber sie tat es nicht.
Dann spürte sie, wie es hart wurde. Es war kein Schleim mehr, sondern schnell trocknender Lehm. Ihre Zähne bissen knirschend auf eine Masse, die hart wie Porzellan war.
Und plötzlich waren die Käfer wieder in ihr
Weitere Kostenlose Bücher