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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Leere.
    »Wir sollten uns an den Händen halten«, sagte Astrid. »Damit wir uns nicht verlieren.«
    »Du hast Krallen«, erwiderte Cigar. »Mit giftigen Stacheln.«
    »Nein, nein, das ist nicht echt. Das ist eine Täuschung deines Verstandes.«
    »Der kleine Junge ist hier«, sagte Cigar.
    »Woher weißt du das?« Astrid bewegte sich auf seine Stimme zu. Eigentlich müsste er ganz in ihrer Nähe sein. Sie versuchte es mit ihren anderen Sinnen. Konnte sie seinen Herzschlag hören? Roch sie ihn? Spürte sie seine Wärme?
    »Ich sehe ihn. Du nicht?«
    »Ich sehe gar nichts.«
    Sie hätte daran denken sollen, etwas einzustecken, aus dem sich eine Fackel machen ließ. Etwas, das brannte. Andererseits wäre sie dann für Menschen und Dinge sichtbar, von denen sie lieber nicht gesehen werden sollte.
    Ihr war, als läge die Dunkelheit wie eine bleierne Last auf ihr. Wie ein schwerer Vorhang aus schwarzem Filz, der um sie herumdrapiert war und sie gefangen hielt.
    Nichts hatte sich verändert, außer dass das Licht weg war. Alles war immer noch dort, wo es vorher gewesen war. Es fühlte sich nur nicht so an.
    »Der kleine Junge sieht dich an.«
    Astrid lief ein Schauer über den Rücken.
    »Sagt er was?«
    »Nein. Er hat es gerne still.«
    »Ja, so war er schon immer. Am liebsten hatte er es still und dunkel. Er mochte die Dunkelheit. Sie hat ihn beruhigt.«
    Hatte Pete das alles ausgelöst? Nur, um seine Ruhe zu haben? Das wäre ihm zuzutrauen, dachte sie und lachte bitter.
    »Er mag es nicht, wenn du lachst«, sagte Cigar streng.
    »Tja, da kann man nichts machen«, entgegnete Astrid.
    Darauf schwieg er. Sie konnte ihn atmen hören, er war also noch da. Sie fragte sich, ob er Pete immer noch sehen konnte.
    »Er war in meinem Kopf«, wisperte Cigar plötzlich. »Ich hab ihn gespürt. Er war in mir drin. Aber jetzt ist er weg.«
    »Heißt das, er war an deiner Stelle hier?«
    »Ich hab es zugelassen. Ich wollte, dass er mich zu dem macht, was ich früher war. Das konnte er aber nicht.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Weg«, antwortete Cigar traurig.
    Astrid seufzte. »Ja. Wie Gott, der nie da ist, wenn man ihn braucht.«
    Sie lauschte angestrengt. Und schnupperte in der Luft. Sie glaubte ungefähr zu wissen, in welcher Richtung der Ozean lag.
    Sie wusste aber auch, dass sich zwischen ihnen und dem Meer fruchtbare Felder erstreckten. Felder, in denen Würmer hausten, die wahrscheinlich schon länger nicht mehr gefüttert worden waren.
    Um zum Highway zu gelangen, müssten sie auch an ein paar Feldern vorbei. Doch dann wären sie zumindest schon mal auf einer Straße und könnten ihr bis in die Stadt folgen. Der Asphalt unter ihren Füßen würde ihnen den Weg weisen.
    Am liebsten wäre Sam auf der Schotterstraße geblieben und ihr bis zum Highway gefolgt, weil das die Strecke war, auf der er am ehesten auf Astrid stoßen würde. Von den Flüchtlingen aus Perdido Beach hatte sie zwar keiner gesehen, aber er war inzwischen überzeugt, dass sie dort sein musste.
    Nur, nach Astrid zu suchen, war jetzt nicht der richtige Zug. Noch nicht. Denn selbst wenn er sie fand, würde sie ihn bloß aufhalten. Sie war keine Kämpferin. Keine Brianna oder Dekka und auch kein Orc. Das waren die Leute, auf die er zählen konnte, wenn es zum Kampf kam. Nicht auf Astrid.
    Dabei wünschte er sich im Moment nichts sehnlicher, als sie bei sich zu haben oder wenigstens ihre Stimme zu hören. Das vor allem. Der Klang ihrer Stimme war der Klang der Vernunft. Er war im Begriff, sich ins Reich der Schatten zu begeben, in die pechschwarze Finsternis.
    Als der matte Schimmer seiner am See aufgehängten Leuchtkugeln immer schwächer wurde, schuf er ein neues Licht und fand Trost darin, die kleine Kugel in seinen Händen wachsen zu sehen.
    Ihre Strahlen reichten aber nur ein paar Schritte weit. Danach konnte er es nur noch sehen, wenn er beim Gehen den Kopf wandte.
    In die Dunkelheit hinein. Schritt für Schritt.
    Mit seiner Urangst im Bauch ging er weiter. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass es wehtat.
    Alles ist so wie immer, sagte er sich. Nur dunkler.
    Es ändert sich nichts, wenn das Licht ausgeht, Sam . Diesen Satz hatte er tausendmal von seiner Mutter gehört. Siehst du? Klick. Licht aus. Klick. Licht an. Immer noch dasselbe Bett, dieselbe Kommode, dieselbe Schmutzwäsche, die du überall liegen lässt …
    Darum geht es nicht, hatte Sam damals gedacht. Im Dunkeln bin ich hilflos. Es ist also nicht dasselbe.
    Außerdem kann mich die Gefahr immer noch

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