Gone 5: Angst (German Edition)
Militärpolizisten Posten bezogen hatten, von denen sie die meisten kannte.
Sie lehnte sich aus dem Fenster. »Was ist denn los?«
Der Unteroffizier trat an ihr Auto heran. »Ein Chemieunfall, Mrs Temple. Weiter vorne ist ein Transporter mit Nervengas umgestürzt.«
Connie musterte das Gesicht des jungen Soldaten. »Ist das die Geschichte, die Sie erzählen sollen?«
»Ma’am?«
»Diese Straße ist seit fast einem Jahr gesperrt. Und Sie wollen mir erklären, ein mit giftigen Chemikalien beladener Laster hat was getan? Die falsche Abzweigung genommen und einen Unfall gebaut?«
Der Vorgesetzte des jungen Militärpolizisten gesellte sich zu ihnen. »Mrs Temple, das geschieht nur zu Ihrer eigenen Sicherheit. Wir lassen niemanden durch, bis wir wissen, wie wir die ausgetretenen Chemikalien beseitigen können.«
Connie lachte. Das sollte die Tarnung sein? Und sie sollte ihnen das abkaufen? Allein so zu tun, war kaum möglich.
»Bitte fahren Sie auf der Seitenstraße weiter.« Die Hand des Leutnants wies wie ein Karateschlag zur Abzweigung. Dann fügte er in einem Ton hinzu, der nicht mehr ganz so hart war: »Sie haben keine Wahl, Ma’am. Kennen Sie den Flughafen von Oceano County? Das ist der Treffpunkt. Ich bin sicher, die Soldaten dort können Ihnen mehr sagen.«
Neunundzwanzig
10 Stunden, 27 Minuten
Sam sprang vom Deck auf den Steg und rannte den Flüchtlingen entgegen. Er stieß sie unsanft aus dem Weg, preschte den Hang hinauf und an den Toilettenhäuschen vorbei zur Straße, von wo jetzt Schüsse und lautes Knurren zu hören waren.
Als Sanjit in ihn hineinlief, hatte Sam im ersten Moment keine Ahnung, wer er war. Er schob ihn zur Seite, rief ihm zu, er solle sich in Sicherheit bringen, und rannte weiter in Richtung des Gemetzels.
Er kam zu spät. Die Kojoten töteten nicht mehr. Sie waren bereits dabei, ihre Beute zu zerstückeln.
Er richtete die Handflächen auf sie und feuerte sein grünweißes Licht ab. Die beiden Strahlen trafen den Kopf eines Kojoten mit einem menschlichen Körperteil im Maul. Der Schädel des Tiers blähte sich auf wie ein in die Flammen gehaltenes und im Zeitraffer gefilmtes Marshmallow.
Sam schwenkte den Strahl die Straße hinauf und den anderen Kojoten hinterher, die jetzt zwar die Flucht ergriffen, ihre Beute aber immer noch im Sand hinter sich herzerrten. Die Hinterläufe eines der Tiere gingen in Flammen auf. Der Kojote jaulte, versuchte auf seinen Vorderbeinen weiterzulaufen, brach zusammen und blieb liegen.
Die anderen waren bis dahin mit oder ohne Beute außer Reichweite gelangt.
Sanjit lief herbei und stellte sich neben den keuchenden Sam.
Ein Junge von vielleicht zwölf Jahren, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und in zwei Hälften gerissen, lag wimmernd im Gebüsch neben der Straße.
Sam holte tief Luft, trat an ihn heran, zielte sorgfältig und brannte ihm ein Loch in die Schläfe. Dann erweiterte er den Strahl und verbrannte ihn, bis nur noch Asche von ihm da war.
Er warf Sanjit einen wütenden Blick zu. »Ja? Hast du ein Problem?«
Sanjit schüttelte den Kopf. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, blieb aber stumm. Sam fragte sich, ob ihm schlecht war. Oder ob er gleich kotzen musste.
»Ich an deiner Stelle …«, begann Sanjit, doch mehr fiel ihm offensichtlich nicht ein.
Das nahm Sams Wut die Schärfe. Aber nur kurz. Diese Katastrophe war seine Schuld. Er hätte die Leute beschützen müssen. Warum hatte er Brianna nicht schon vor Monaten losgeschickt, damit sie die letzten Kojoten erledigte? Warum hatte er nicht daran gedacht, dem zu erwartenden Flüchtlingsstrom mit einer Patrouille entgegenzugehen?
Er musste die Toten verbrennen. So durften sie von ihren Geschwistern und Freunden nicht gesehen werden. Diese geschundenen und zerstückelten Leichen durften nicht das letzte Bild sein, an das sich die Leute Zeit ihres Lebens erinnern würden.
»Warum bist du hier?«, fragte Sam, während er mit seiner schauderhaften Arbeit begann. »Hast du die Kids hierhergebracht?«
»Lana schickt mich.«
»Wieso?« Er kannte Sanjit kaum. Wusste nur, dass er mit seinen Geschwistern im Hubschrauber von der Insel gekommen war und diesen an ein Wunder grenzenden Stunt hingelegt hatte.
»In Perdido Beach passieren schlimme Dinge. Penny hat es irgendwie geschafft, Caines Hände einzuzementieren. Bevor ich losging, fingen sie gerade an, den Beton abzuschlagen. Er hat fürchterlich geweint.«
Sam war von seiner eigenen Reaktion überrascht: Er sorgte sich um
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