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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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sehen, ich sie aber nicht.
    Es ist nicht dasselbe, wenn die Gefahr weiß, dass sie sich nicht verstecken muss und jederzeit zuschlagen kann.
    Ist dir im Dunkeln je was Schlimmes passiert? Wie oft war ihm diese Frage gestellt worden! Denn irgendwas musste die Angst ja ausgelöst haben. Ein Ereignis. Ursache und Wirkung. Als wäre die Angst Teil einer mathematischen Gleichung.
    Nein, nein, so kam man ihr nicht auf die Schliche. Angst kennt keine Logik. Angst dreht sich um Möglichkeiten. Nicht um Dinge, die passiert sind, sondern um Dinge, die passieren können.
    Mörder. Irre. Monster. Die nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt auf der Lauer lagen und ihn sehen konnten, während er blind war. Die ihn insgeheim auslachten, während sie mit ihren Messern, Gewehren und Krallen vor seinem Gesicht herumfuchtelten.
    Die Gefahr konnte überall sein, also auch hier.
    Er war so verkrampft, dass ihm jetzt schon die Beine schmerzten. Er blickte noch einmal zurück. Der See lag unter ihm wie eine traurige Ansammlung winziger blasser Sterne. Wie eine düstere, ferne Galaxie. Und so weit weg.
    Er überlegte, ob er auf seinem Weg ein paar Leuchtkugeln zurücklassen sollte – wie Hänsel und Gretel mit ihren Brotkrumen eine Spur legen wollten, um wieder nach Hause zurückzufinden.
    Die Lichter hätten aber noch einen anderen Effekt: Sie würden wie ein Wegweiser in seine Richtung führen. Dunkle Wesen erst auf ihn aufmerksam machen.
    Im Land der Blinden ist der Einäugige König , hatte Sanjit gesagt.
    Und er hatte erwidert: Im Finsteren wird der mit der Kerze zur Zielscheibe. Sam warf einen letzten Blick zurück, holte tief Luft und verschwand in der Dunkelheit.
    Quinns Taktik, die Leute mit gegrilltem Fisch und dem Leuchten des Lagerfeuers auf die Plaza zu holen, war aufgegangen. Das Feuer brannte noch, wurde aber von Minute zu Minute kleiner.
    Lana hatte die Verletzten geheilt.
    Im Moment herrschte Ruhe.
    Ein paar Kids waren in Alberts Haus eingebrochen und hatten seinen Vorrat an Taschenlampen und Batterien gefunden. Als sie damit zur Plaza zurückkehrten, hatte Quinn das Zeug sofort beschlagnahmt. Es war wertvoller als Gold, inzwischen sogar noch wertvoller als Essen.
    Mit einer dieser Lampen zerlegten seine Leute gerade die Sitzbänke in der Kirche, um damit das Feuer in Gang zu halten.
    Niemand lief davon. Noch nicht.
    Die Flammen warfen einen flackernden Lichtschein auf die Fassade des Rathauses, den verwaisten McDonald’s und den zerstörten Brunnen. Und auf die jungen und ernsten Gesichter.
    Alles andere – die Häuser, die die Plaza säumten, und die Straßen, die von ihr wegführten – schien sich in Luft aufgelöst zu haben. So wie der Rest der Stadt. Der Ozean, dessen gedämpftes Rauschen manchmal über das Knacken der Holzscheite und die leisen Unterhaltungen hinweg zu hören war, hätte ebenso gut ein Hirngespinst sein können.
    Von der FAYZ war nur noch dieses Lagerfeuer übrig.
    Caine saß dicht dran. Die Leute waren von ihm abgerückt. Weil er stank. Und weil er so erbärmlich schrie. Es fehlte jetzt nur noch die Feinarbeit, die letzte dünne Schicht, die mit vorsichtigen, aber extrem schmerzhaften Schlägen entfernt wurde und den Meißel immer wieder in seine Haut trieb.
    Lana schaute gelegentlich vorbei und heilte die Schnitte, damit der Zement nicht zu glitschig wurde.
    Quinn stand daneben, als Caines Hände mit einem gezielten Schlag voneinander getrennt wurden.
    »Die Handflächen zuerst«, befahl Caine, der die Leute trotz allem immer noch herumkommandierte.
    Die letzte Schicht beseitigten sie mit Spitzzangen. Die Haut ging dennoch mit ab. Jedes Mal, wenn sie ihn fragten, ob es okay sei, biss er die Zähne zusammen und knurrte: »Macht weiter.«
    Seine Hände wurden gehäutet. Stück für Stück.
    Quinn konnte kaum noch hinsehen. Eins musste er Caine lassen: Er mochte ein rücksichtsloses Arschloch sein, ein Egoist und ein Killer, aber sicher kein Feigling.
    Lana trat an Quinn heran und zog ihn mit sich, raus aus dem Lichtschein des Feuers und in die Dunkelheit der Alameda Avenue.
    »Ich wollte dir zeigen, wie finster es ist«, sagte sie.
    Sie stand nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, blieb aber vollkommen unsichtbar.
    »Ja, ich sehe überhaupt nichts.«
    »Hast du einen Plan?«
    Quinn seufzte. »Gegen die Finsternis? Nein.«
    »Wenn unser Feuer ausgeht, werden sie die Häuser anzünden.«
    »Das Lagerfeuer können wir noch eine Weile in Gang halten. Falls nötig, zerlegen wir die ganze Stadt.

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