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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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nächster Nähe. Auf der einen Seite hoben sich die Umrisse der saftig grünen Blätter gegen den tiefblauen See und die Marina ab. Auf der anderen, mit der perlgrauen Barriere im Hintergrund, sahen sie wie künstlich ausgestellte Musterexemplare aus.
    Jetzt bewunderte sie die fasrige Struktur der Blätter einer Karotte. Sie bildeten einen scharfen Kontrast zur undurchdringlichen Schwärze des Flecks und wirkten in dieser seltsamen Kombination wie abstrakte Kunst.
    Als sie den Blick hob, explodierte der Fleck nach oben. Was eben noch eine gezackte, auf und ab wandernde, zwei Meter hohe schwarze Welle gewesen war, schoss wie eine ihrer Pflanzen aus der Erde und nahm die Form einer schrecklichen schwarzen Blüte an, die erst neun, dann fünfzehn und schließlich dreißig Meter hoch wurde, ehe sich ihr Wachstum wieder verlangsamte und aufhörte.
    Sie hoffte, Jezzie hatte nichts davon bemerkt. Doch ihre Freundin stand bereits auf und starrte mit tränenüberströmtem Gesicht zur Wand.
    »Ich hab so ein schlechtes Gefühl«, sagte sie leise.
    Sinder nickte. Sie warf einen Blick auf Orc, doch er war in sein Buch vertieft. »Ich auch, Jez. So als …« Da sie keine passenden Worte fand, schüttelte sie bloß traurig den Kopf.
    Jezzie wischte sich den Dreck von der Stirn, verschmierte ihn dabei jedoch nur. Ihr Gesicht war der Marina zugewandt.
    Sinder folgte ihrem Blick. Auf dem Oberdeck des Hausboots waren Sam und Astrid zu sehen, eng umschlungen und wie zu einer Person verschmolzen.
    »Als ich hörte, dass sie zurück ist, dachte ich zuerst, das wäre gut«, sagte Jezzie. »Ich dachte, Sam würde sich freuen. Weil er so einsam war.«
    Seit die Kids von Facebook und dem Hollywoodklatsch der Promiseiten abgeschnitten waren, konzentrierte sich die Gerüchteküche auf die Leute, die in ihrer neuen Welt den Stars am nächsten kamen: Sam, den die meisten mochten und um den sie sich Sorgen machten; Diana, die fast niemand mochte, über deren Baby sie sich aber den Kopf zerbrachen; das Baby selbst, über dessen Geschlecht und mögliche Kräfte längst Wetten abgeschlossen wurden; Caine und alles, was in Perdido Beach ablief; Theorien über Astrid und hitzige Debatten, ob sie ein guter Mensch war, doch vor allem, ob sie gut für Sam war; Mutmaßungen über Edilio und seine Freundschaft mit Roger, dem Künstler; und schließlich die nur im Flüsterton besprochene Beziehung – oder Nichtbeziehung – zwischen Brianna und Jack und/oder Brianna und Dekka.
    Sams seelische Verfassung war genauso oft und selbstverständlich Thema wie früher die von Lindsay Lohan oder Justin Bieber. Mit dem einzigen Unterschied, dass alle am See spürten, wie eng ihr Schicksal mit Sam Temple verknüpft war.
    »Er sieht nicht gut aus«, bemerkte Jezzie. Dabei war Sam von hier aus kaum erkennbar.
    Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Sinder eine entsprechende Bemerkung losgelassen. Aber an der Art und Weise, wie Sam und Astrid einander festhielten, stimmte tatsächlich etwas nicht.
    Sinder betrachtete ihren Garten. Dabei blieb ihr Blick bei einzelnen Pflanzen hängen – viele von ihnen hatten Namen, die sie sich für sie ausgedacht hatten – und dann wanderte er nach oben und sie sah, wie der Fleck langsam, aber unbarmherzig immer weiter in den Himmel wuchs.
    Im ersten Moment fand Drake das Licht fast unerträglich. Die Sonnenstrahlen stachen wie Nadeln auf seine Netzhaut ein. Wie lange war es her, seit er die Sonne gesehen hatte? Wochen? Monate?
    Im Bau des Gaiaphage existierte die Zeit nicht. Nichts, woran man sich orientieren konnte, kein Licht, kein Tagesablauf, rein gar nichts.
    Die Kojoten erwarteten ihn in der Geisterstadt, die am Fuß des Bergs mit dem Minenschacht lag. Als er näher kam, leckte Pack Leader – der x-te Anführer des Rudels – wie beiläufig eine alte Wunde an seiner Vorderpfote ab.
    »Bring mich zum See«, sagte Drake.
    Pack Leader fixierte ihn mit seinen gelben Augen. »Rudel hungrig.«
    »So ein Jammer. Du bringst mich trotzdem zum See.«
    Pack Leader fletschte knurrend die Lefzen. Die Kojoten der FAYZ waren nicht mehr die kleinen Wüstenhunde von früher. Zwar nicht ganz so mächtig wie Wölfe, aber dennoch groß. Dass sie in keiner guten Verfassung waren, war nicht zu übersehen. Ihr Fell war an vielen Stellen schütter. Den Augen fehlte jeder Glanz. Sie ließen die Köpfe hängen und ihre Schwänze schliffen über den Boden.
    »Menschen stehlen Beute«, sagte Pack Leader. »Dunkelheit sagt, Menschen nicht töten.

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