Gone 5: Angst (German Edition)
Schwerer noch als die Kids auf den Feldern.
»Ich muss dafür sorgen, dass Orc wieder normal wird«, brummte er vor sich hin. »Der Knabe braucht ein paar Drinks, muss mal wieder richtig einen sitzen haben.«
Immerhin waren er und Orc Kumpel.
Drake stand auf einer Anhöhe. Brittney hatte ihn eine Zeit lang abgelöst und er war gerade erst wiederaufgetaucht. Zu seiner Verblüffung war sie mit den Kojoten weitergezogen.
»Mensch«, sagte Pack Leader.
Drake folgte dem Blick des Kojoten. Tatsächlich, auf der Schotterpiste – zu weit weg, um ihn erkennen zu können – ging jemand Richtung Perdido Beach.
»Jep«, sagte Drake. »Da läuft euer Mittagessen.«
Sechzehn
22 Stunden, 5 Minuten
»Also, was ist es?«, fragte Sam.
Das »es« lag nicht weit vom Loch entfernt auf einem ehemaligen Picknicktisch und war mit einer Plastikplane bedeckt.
»Na ja, ich würde sagen, das war mal ein Kojote«, erklärte Astrid, »allerdings mit dem Gesicht und den Hinterläufen eines Menschen.«
Er warf ihr einen Blick zu. War sie wirklich so abgeklärt, wie sie klang? Nein, aber sie schaffte es, cool zu bleiben, auch wenn sie innerlich kurz davor war auszurasten.
Auch vorhin, als sie mit Edilio zurückgekehrt war, war sie die Ruhe selbst gewesen und hatte scheinbar gelassen gesagt: »Vielleicht kommt morgen noch einmal die Sonne hervor. Vielleicht auch nicht. Wenn sich nichts ändert, scheint sie morgen auf jeden Fall zum letzten Mal.«
Daraufhin war Sam sogleich in hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Als Erstes hatte er Edilio gebeten, eine Liste mit den Orten vorzubereiten, an denen seine Leuchtkugeln gebraucht würden. Anschließend hatten sie sich überlegt, welche Vorbereitungen sonst noch getroffen werden mussten: Das Essen musste wieder rationiert werden, außerdem wollte er die Wirkung seiner kleinen Sonnen auf die Pflanzen testen – vielleicht konnte ihr Licht ja auch eine Fotosynthese auslösen. Für den Fischfang wollten sie vor allem Netze einsetzen. Vielleicht würde eine über dem Wasser schwebende Leuchtkugel die Fische ja an die Oberfläche locken.
Lauter Pläne, die vollkommen sinnlos waren.
Pläne, die keinen anderen Zweck erfüllten, als das Leiden in die Länge zu ziehen.
Pläne, die wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen würden, sobald die Kids in Perdido Beach begriffen, dass es am See noch Licht gab.
Sam tat, was von ihm erwartet wurde. Gab vor, einen Ausweg zu wissen. Als könnten sie auch das noch überstehen und die unvermeidliche Katastrophe wieder einmal hinauszögern.
Unterdessen lief sein Hirn auf Hochtouren, suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Es fiel ihm jedoch nichts ein. Eine Lösung? Wie sollte die in diesem Fall aussehen?
Astrid legte ein großes Küchenmesser, ein Hackbeil – die Leihgabe eines Siebenjährigen – und ein nicht mehr besonders scharfes Schablonenmesser auf den Tisch.
»Mann, ist das abartig«, sagte er.
»Du musst dir das nicht ansehen.«
»Doch, ich wollte schon immer mal bei der Autopsie eines Mutantenmonsters dabei sein.« Ihm war speiübel, dabei hatte sie noch nicht einmal angefangen.
Astrid trug rosa Gummihandschuhe. Sie drehte die Kreatur auf den Rücken. »Siehst du die Linie, wo das menschliche Gesicht aufhört und das Fell anfängt? Kein Menschenhaar, nur Fell. Und sieh dir die Beine an. Der Übergang ist abrupt. Ein gerader Strich. Die Knochen sind die eines Kojoten, das erkennt man an den Gelenken. Bedeckt ist das Bein aber von menschlicher Haut und die Muskeln dürften auch menschlich sein.«
Dazu fiel Sam nichts ein, schon gar nichts Sinnvolles. Er schmeckte bittere Galle und jetzt blies der Wind auch noch den Mief vom Loch herauf, als wäre der Anblick der Kreatur nicht schon schlimm genug. Sie roch nach nassem Hundefell, alter Pisse und klebrig-süßem Verwesungsgestank.
Und immerzu quälte ihn die Frage nach einer Lösung. Es musste doch einen Ausweg geben!
Astrid nahm das Beil und hieb damit auf den Bauch des Wesens ein. Es entstand ein Spalt von fünfzehn Zentimetern Länge. Kein Blut. Tote bluteten nicht.
Sam spannte sich an, um zu verbrennen, was womöglich gleich wie ein Alien herausplatzte. Die Erinnerung an Dekka machte ihm immer noch zu schaffen. Um die Käfer herauszuholen, hatte er sie mit seinem Licht der Länge nach aufgeschnitten. Das war das Schlimmste, was er je hatte tun müssen, und als er zusah, wie Astrid an dem Schnitt herumsäbelte und ihn erweiterte, holte ihn das alles wieder ein.
Astrid wandte sich
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