Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
Vom Netzwerk:
nicht wahr?«
    »Jawohl!« Cigar setzte wieder sein irres Grinsen auf, während sich seine Stirn in tiefe Falten legte. »Fisch. Ha, ha!«
    »Der kleine Junge …«
    »Fisch! Fisch!«
    »Der kleine Junge, Bradley«, beharrte Astrid. Sie streckte den Arm aus und legte ihre Hand auf seine. Er reagierte, als hätte er einen elektrischen Schlag abbekommen. Er zuckte vor ihr zurück und kurz dachte sie, er würde die Flucht ergreifen.
    »Lauf nicht weg, bitte! Quinn würde auch wollen, dass du bleibst und mit mir sprichst.«
    »Quinn«, sagte er und fing an zu schluchzen. Doch plötzlich schrie er: »Er hat mich geholt! Hat Penny geschlagen! Ich konnte es nicht sehen, aber ich hab alles gehört: Wamm! Watsch! «
    »Quinn ist ein guter Mensch.«
    »Ja.«
    »Er möchte, dass du mir von dem kleinen Jungen erzählst.«
    »Kleiner Junge? Er sitzt neben dir.«
    Astrid unterdrückte den Wunsch, den Kopf zu wenden. Neben ihr saß niemand. »Ich sehe ihn nicht.«
    Cigar nickte, als wäre das alles normal. »Er ist ein kleiner Junge. Aber er ist auch groß. Er kann den Himmel berühren.«
    »Kann er das?« Astrid wäre an den Worten beinahe erstickt.
    »Oh, ja. Kleiner Junge ist besser als ein Engel, weißt du? Sein Licht ist so hell, es scheint durch dich hindurch.«
    »Heißt er Pete?«
    Cigar schwieg. Er senkte den Kopf. Wieder sah es so aus, als lauschte er andächtig. Aber vielleicht hörte er auch nur die schrecklichen Albtraumschreie in seinem Kopf.
    Als er endlich antwortete, tat er es mit einer Klarheit, die fast noch gespenstischer war als seine plötzlichen Ausbrüche und sonderbaren Gesten. Er sagte: »Er war Pete.«
    Astrid wurde von einem Schluchzen übermannt.
    »Das war sein Körpername.«
    »Ja«, sagte Astrid, zu betroffen, um sich die Tränen abzuwischen. »Kann ich …? Kann er mich hören?«
    »Er hört alles!« Wieder stieß Cigar dieses verrückte, beinahe ekstatische Kichern aus.
    »Pete, es tut mir so leid«, sagte Astrid. »So furchtbar, furchtbar leid.«
    »Kleiner Junge ist jetzt frei«, sagte Cigar in einem Singsangton. »Er spielt ein Spiel.«
    »Ich weiß«, antwortete Astrid. »Pete, hörst du mich? Du darfst dieses Spiel nicht spielen. Du tust den Leuten weh.«
    Wieder senkte Cigar den Kopf, als würde er lauschen. Doch obwohl Astrid lange und geduldig wartete, sagte er nichts mehr.
    Also sprach sie mit ruhiger Stimme weiter: »Pete? Die Barriere wird dunkel. Kannst du das aufhalten? Hast du die Kraft, das zu stoppen?«
    Cigar lachte. »Kleiner Junge ist weg.«
    Und Astrid spürte es jetzt auch. Das Gefühl, beobachtet zu werden, war nicht mehr da.
    Sanjit hatte sich auf den Weg gemacht. Allerdings nicht allein, wie es seine Absicht und Lanas Wunsch gewesen war, sondern inmitten einer Schar von Kids, die wie er zur Abzweigung Richtung See wollten.
    Sie verließen die Stadt, insgesamt vielleicht zwanzig Leute, die zu zweit oder zu dritt aufgebrochen waren. Drei von ihnen hatten sich ihm angeschlossen. Zwei etwa zwölfjährige Mädchen, die Keira und Tabitha hießen, und ein kleiner Dreijähriger mit dem sehr erwachsen klingenden Namen Mason.
    Mason bemühte sich, ein tapferer kleiner Soldat zu sein. Er lief neben ihnen her und versuchte, das Tempo zu halten, stolperte aber immer wieder vor Erschöpfung und kämpfte mit den Tränen.
    Die Mädchen waren zäher – abgehärtet von der Schufterei auf den Feldern und den Märschen von und zur Arbeit. Mason war ein Kleinkind, noch dazu mit einem Rucksack beladen, in dem sich seine Lieblingssachen befanden – altes, kaputtes Spielzeug, ein Bilderbuch, ein gerahmtes Foto von seiner Familie.
    Die Mädchen beförderten ihre Habseligkeiten und das wenige an Proviant und Wasser, das sie noch hatten, in einem auf drei Rädern dahinscheppernden Einkaufswagen. Sanjit wusste, dass der Wagen spätestens auf der unasphaltierten Straße zum See den Geist aufgeben würde.
    Mason verkomplizierte alles noch mehr, weil er darauf bestand, einen Iron-Man-Helm aus Plastik zu tragen, der ihm ständig über die Augen rutschte. In einem um seinen runden Kinderbauch gewickelten weißen Frauengürtel steckte ein kleines Schälmesser.
    Als Lana Sanjit den fleckigen Umschlag mit der Nachricht gab, hatte sie ihm eingeschärft, sich zu beeilen. Er hätte seine drei Gefährten auch problemlos abhängen können, brachte es aber einfach nicht übers Herz. Schon gar nicht den kleinen Mason, den er irgendwann kurzerhand huckepack nahm.
    »Du und Lana, seid ihr … du weißt schon?

Weitere Kostenlose Bücher