Gone 5: Angst (German Edition)
Geschwindigkeit in der ganzen FAYZ verstreuen.
Ha! Mal sehen, ob er sich dann immer noch zusammenpuzzeln konnte.
Siebenundzwanzig
10 Stunden, 54 Minuten
Diana hatte Krämpfe in den Beinen. Ihre nackten Füße waren blutig gelaufen. Justin half ihr, so gut es ging, konnte aber auch nicht verhindern, dass bei jedem Schritt die spitzen Steine in ihre wunden, wie Feuer brennenden Sohlen stachen.
Sobald Diana langsamer wurde oder stolperte, schnalzte Drakes Peitsche und schnitt in ihre Haut.
Sie konnte sich kaum noch vorstellen, je lebend beim Gaiaphage anzukommen. Denn inzwischen wusste sie, dass das ihr Ziel war.
Drake konnte es sich nicht verkneifen, damit zu prahlen, und obwohl ihr genug ätzende Bemerkungen dazu eingefallen wären, behielt sie sie für sich. Drake hätte nur wieder mit seiner Peitsche zugeschlagen. Also humpelte sie schweigend weiter.
»Keine Ahnung, was er mit dir vorhat«, sagte Drake nicht zum ersten Mal. »Aber was von dir übrig bleibt, gehört mir. So viel weiß ich. Hahaha!«
Er blickte immer wieder prüfend hinter sich. Diana nannte es im Stillen »brianoid« – eine panische Angst vor Brianna. Seine Angst war mit Händen greifbar. Aber er fürchtete sich nicht nur vor Brianna, sondern offensichtlich auch vor dem sterbenden Licht.
»Wir müssen da sein, bevor es dunkel wird«, sagte er mehr zu sich selbst.
Im Finsteren wäre Drake genauso hilflos wie sie alle. Wie wollte er Diana und Justin dann noch in Schach halten?
Ein schwacher Trost. Vielleicht gelang es ihnen ja, Drake zu entkommen. Nur, was dann?
Dianas Hand wanderte zu ihrem Bauch. Das Baby strampelte.
Das Baby mit der Kraft eines Dreiers. Der Gaiaphage wollte das Baby. Diana zweifelte nicht daran.
Immer wenn Diana die lähmende Angst und ihre Schmerzen für ein paar Sekunden ausblenden konnte, suchte sie nach einer Antwort. Was wollte er mit ihrem Kind?
Warum geschah das alles?
Sie hatte kurz nicht aufgepasst, geriet ins Straucheln und stürzte auf die Knie. Ein Stöhnen entwich ihrer Kehle, und als die Peitsche in ihre Schulter schnitt, schrie sie.
Diesmal schnellte sie in einem Anfall von blindem Hass auf die Beine, stürzte sich auf Drake und ging mit Fäusten und Krallen auf ihn los. Er war aber viel zu schnell und versetzte ihr einen Faustschlag mitten ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite und dann sah sie nur noch Sterne.
Wie in einem Zeichentrickfilm, dachte sie noch, ehe ihr schwarz vor Augen wurde.
Als sie wieder zu sich kam, kauerte der weinende Justin neben ihr und hielt sich an ihr fest.
Ein paar Schritte von ihr entfernt saß Brittney.
Der blaue Kreis am Himmel war dunkler geworden und deutlich kleiner. Darunter war alles schwarz.
»Du bist schwanger, nicht wahr?«, fragte Brittney scheu.
Es dauerte einen Moment, bis Diana klar wurde, was hier vor sich ging. Peitschenhand war weg. Jetzt war Brittney am Ruder.
Diana stand auf. »Komm Justin, wir hauen ab.«
Brittney streckte ihre Hände aus. In jeder lag ein Stein. »Damit kann ich dich treffen.«
Diana lachte sie aus. »Denkst du etwa, ich fürchte mich vor dir, du Zombie. Du bist nicht die Einzige, die mit Steinen werfen kann.«
»Das stimmt«, erwiderte Brittney. »Aber mir tun sie nicht weh. Und umbringen kannst du mich auch nicht.«
»Warum tust du das, Brittney? Du warst doch mal auf Sams Seite. Oder erinnerst du dich nicht mehr daran?«
»Doch, schon.«
Dianas Verstand lief auf Hochtouren. Wenn sie Justin befahl, zum See zurückzulaufen, wie weit würde er kommen, bevor es stockfinster wäre? Was wäre schlimmer? Allein durch die Finsternis zu irren, bis er von einer Klippe stürzte oder von einem Kojoten aufgespürt wurde oder versehentlich in ein Würmerfeld trat oder …
»Was ist nur mit dir passiert? Warum hilfst du Drake? Du solltest ihn bekämpfen.«
Als Brittney jetzt lächelte, sah Diana die gebrochenen Drähte ihrer Zahnspange. »Ich kann Drake nicht bekämpfen. Wir tauchen nie zusammen auf.«
»Genau. Wenn er weg ist, kannst du machen, was du …«
»Ich tue das nicht für Drake«, fiel ihr Brittney ins Wort, »sondern für meinen Herrn.«
»Deinen was ? Glaubst du echt, Gott will das alles? Du hast sie doch nicht mehr alle.«
»Jeder von uns muss dienen«, sagte Brittney in einem Ton, als würde sie einen auswendig gelernten Text aufsagen.
»Gott will, dass du einem schwangeren Mädchen mit Steinen drohst? Einem sadistischen Irren hilfst, damit er mich einem Monster ausliefert? Der Abschnitt in der Bibel muss
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