Gone 5: Angst (German Edition)
flüsterte Brianna sanft.
»Dann Diana.«
»Ach ja? Das glaub ich dir aber nicht, Drake Wurmhand. Weil du sie garantiert nicht hierherschleppst, um sie dann kurz vorm Ziel umzubringen.« Sie wandte sich an Diana. »Was meinst du, Diana? Hat er dir erzählt, was er vorhat?«
Diana begriff sofort: Brianna schindete Zeit. Ob Drake das auch klar war? Jemand, der so waghalsig und impulsiv war wie Brianna, würde keine Sekunde zögern, wenn sie allein wäre. Sie erwartete jemanden, der langsamer war als sie.
»Er will mein Baby«, sagte Diana.
Brianna gab sich verblüfft. »Ist das wahr, Drake? Seit wann stehst du auf Babys?«
Drake warf einen Blick zu dem Pfad, der sich hinter Brianna zum Schacht hinaufschlängelte. Die Öffnung war nur noch ein paar hundert Meter von ihnen entfernt. Er würde sie auch im Finsteren finden. Aber würde sich Brianna durch Justin aufhalten lassen? Und selbst wenn sie im Dunkeln langsamer wurde, wäre sie immer noch schneller als er.
»Brianna, wenn du im Dunkeln stolperst, bist du tot. Mit hundert Sachen gegen einen Felsen krachen? Das bringt dich um. Und falls nicht, gebe ich dir den Rest.«
Justin hing immer noch über seinem Kopf.
»Lass mich runter«, flehte der Junge unter Tränen. »Bitte. Ich hab Angst hier oben.«
»Hörst du, Brianna? Er hat Angst, ich könnte ihn zu schnell fallen lassen. Autsch!«
Brianna nickte, als dachte sie darüber nach. Die reinste Hinhaltetaktik. Dann holte sie tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Auch das.
Diana sah, wie ihr Blick kurz nach rechts flog. Wen erwartete sie? Brianna musste auf dem Weg hierher jemanden getroffen und beschlossen haben, Drake erst anzugreifen, sobald ihre Verstärkung auftauchte.
Das konnte nur jemand sein, der vernünftiger war als sie und auf den sie hörte. Sam. Oder Dekka. Nicht Orc. Es musste Sam oder Dekka sein. Sie waren die Einzigen, die Brianna im Kampf gegen Drake helfen konnten.
Diana erlaubte sich einen leisen Hoffnungsschimmer. Dekka könnte verhindern, dass Justin zu Boden geschmettert wurde. Und wenn es wirklich Sam war, würde er die Welt von Peitschenhand endlich befreien.
Sie hörte ein Geräusch.
Es drang aus der Dunkelheit, die die längst vergessene Geisterstadt einhüllte.
Diana bemerkte das triumphierende Lächeln in Briannas Gesicht.
Sie zog ihre Machete.
Aus dem Schatten schälte sich ein Mädchen – es ging barfuß, trug ein Strandkleid und humpelte.
Draußen
»Professor Stanevich?«
»Ja.« Es klang verärgert. »Wer spricht da? Das ist eine Geheimnummer.«
»Professor Stanevich, bitte, Sie müssen mich anhören!«, flehte Connie Temple. »Wir sind einmal zusammen von CNN interviewt worden. Wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht. Ich bin eine der Angehörigen.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Sie telefonierte von einer alten Telefonzelle aus, die zu einer Tankstelle in Arroyo Grande gehörte. Ihr Handy wollte sie aus Angst um Darius nicht benutzen. Und in Stanevichs Büro wollte sie auch nicht anrufen, weil es möglicherweise abgehört wurde.
Schließlich fragte Stanevich noch einmal: »Wie sind Sie an diese Nummer gekommen?«
»Das Internet kann diesbezüglich sehr nützlich sein. Bitte hören Sie mich an. Ich habe wichtige Informationen. Und ich möchte Sie bitten, mir etwas zu erklären.«
Stanevich seufzte in den Hörer. »Ich bin mit meinen Kindern im Dave & Buster’s. Es ist sehr laut hier.« Er seufzte noch einmal und jetzt konnte Connie auch die Geräusche der Videospielhalle hören. »Also gut, sagen Sie mir, was Sie wissen.«
»Mein Informant bekommt ernste Schwierigkeiten, wenn das rauskommt. Die Armee hat einen geheimen Tunnel gegraben. Er befindet sich am östlichen Rand der Kuppel. Er ist sehr tief. Und die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm.«
»Vermutlich bohren sie, um die Veränderungen der Energiesignatur auch in der Tiefe messen zu können.«
»Nein, Professor, bei allem Respekt. Auf dem Stützpunkt wimmelt es von nuklearen Eingreiftruppen. Und der Tunnel hat einen Durchmesser von achtzig Zentimetern.«
Keine Antwort. Nur das Klingeln und Tuten der Videospiele.
Connie verlor keine Sekunde. »Für eine Sonde oder eine Kamera brauchen sie keinen so breiten Schacht. Und mein Informant sagt, es führt ein Geländer hinunter.«
Immer noch keine Antwort. Und als sie schon überzeugt war, er würde auflegen: »Was Sie andeuten, ist unmöglich.«
»Eben nicht. Und das wissen Sie. Sie gehören zu denjenigen, die davor gewarnt haben, eine
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