Gone 5: Angst (German Edition)
auf ihn richtete. Er war sich bewusst, dass er dabei wie die schlechte Imitation eines Fernsehcops aussehen musste.
»Gib uns drei«, sagte der Kojote vollkommen ungerührt.
Sanjit schüttelte den Kopf.
Doch hinter ihm rief jemand: »Immer noch besser, als wenn sie uns alle fressen!«
»Seid nicht blöd«, erwiderte Sanjit barsch. »Sie wissen, dass der See nicht mehr weit ist. Das ist ein Ablenkungsmanöver, damit …« Und plötzlich erkannte er die schreckliche Wahrheit hinter seinen eigenen Worten.
Er wirbelte herum. »Passt auf!«
Zu spät, denn während alle Kinder auf Pack Leader fixiert waren, hatten sich drei Kojoten unbemerkt an ihnen vorbeigeschlichen und griffen nun aus dem Hinterhalt an.
Panikschreie ertönten. Schreie, bei denen Sanjit das Gefühl hatte, sein eigenes Fleisch würde in Stücke gerissen. Als er nach hinten rannte, war das für Pack Leader und zwei andere das Signal, die erste Reihe anzugreifen.
Die Leute stürzten davon, stießen sich gegenseitig um, trampelten über die am Boden Liegenden, stolperten und fielen selbst hin. Über allem lag das durch Mark und Bein gehende Geschrei der viel zu langsamen und wehrlosen Kleinkinder, die von den laut knurrenden Kojoten herausgerissen wurden.
Sanjit gab mehrere Schüsse ab. Falls die Kojoten sie in ihrem Blutrausch überhaupt gehört hatten, ließen sie sich nichts anmerken.
Er sah Mason unter zwei Bestien verschwinden. Die beiden Mädchen waren ihm ein ganzes Stück voraus. Keira drehte sich gerade um, starrte mit vor Schreck aufgerissenem Mund zurück und rannte weiter.
Sanjit sprang in die Luft, landete mit beiden Füßen auf einem der Kojoten und brachte ihn zu Fall. Das Tier wälzte sich blitzschnell herum und war bereits wieder auf den Beinen, als Sanjit noch mit seinem Gleichgewicht rang. Er wurde jedoch über den Haufen gerannt, und im nächsten Augenblick war der Kojote über ihm und schnappte nach seinem Gesicht.
BAM !
Das rechte Auge des Kojoten explodierte, er brach zusammen und begrub Sanjit unter sich.
Zwei Kojoten rauften um Mason wie zwei junge Hunde, die sich um ein Spielzeug balgten. Der kleine Junge war längst tot.
Sanjit zielte mit zitternden Händen. Sein Atem ging schwer.
BAM !
Einer der Kojoten machte sich mit dem Bein des Jungen aus dem Staub.
Die Kojoten griffen von vorne und von hinten an und zogen jeden heraus, den sie erwischen konnten. Und die Kids stoben wie eine von einem Löwenrudel in Panik versetzte Antilopenherde davon.
Sanjit konnte nichts tun.
Pack Leader stand mit gespreizten Beinen da. Etwas hing aus seinem Maul. Er starrte Sanjit an und knurrte.
Sanjit rannte.
Diana blickte zum Himmel. Das war ihr inzwischen zur Gewohnheit geworden.
Er war an der Spitze der schwarzen Kuppel zu einem Schließmuskel zusammengeschrumpft. Eine passende Beschreibung für die FAYZ , dachte sie. Ein gigantischer Schließmuskel.
Justin klammerte sich an sie. Und sie sich an ihn.
Was wohl schlimmer wäre? Den Schacht vor Einbruch der Finsternis zu erreichen? Oder hier draußen verloren zu gehen?
Sie hatte keine Gelegenheit ausgelassen, um zu trödeln und Zeit zu schinden und zu verhindern, dass der Gaiaphage bekam, was er wollte. Doch dann war Drake wiederaufgetaucht und von da an wurde die geringste Verzögerung mit Hieben bestraft.
Er trieb sie mit der Peitsche an. Wie ein ägyptischer Sklaventreiber in der Antike oder ein prügelnder Aufseher vor gar nicht allzu langer Zeit auf den Baumwollplantagen von South Carolina.
Aber auch Drakes Blick wanderte immer wieder zum Himmel. Auch ihm machte die hereinbrechende Dunkelheit Angst.
Sie hatten die Geisterstadt erreicht. Viel war nicht mehr von ihr übrig. Ein paar morsche Balken, baufällige Mauerreste und ab und zu ein Hinweis, wo früher einmal der Saloon oder ein Hotel gewesen sein mussten.
Am Rand der Ruinenstadt stand ein noch halbwegs intaktes Gebäude, eine Art Schuppen. Als sie näher kamen, ging knarrend eine Tür auf und Brianna trat heraus.
Diana wäre vor Erleichterung fast in Ohnmacht gefallen.
»Tag, Leute«, sagte Brianna. »Macht ihr einen Spaziergang?«
»Du!«, zischte Drake.
»Ich dachte, du hättest mich erwartet.« Sie setzte eine beleidigte Miene auf. »Bin ich nicht erwünscht?«
Drakes Peitsche schnalzte und wickelte sich um Justin. Er zerrte den erschrockenen Jungen zu sich heran und ließ ihn über seinem Kopf in der Luft hängen.
»Eine Bewegung und ich schlag ihm den Schädel ein«, drohte er.
»Und dann?«,
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