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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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daran gewöhnt, diese Morde an Frauen als Unterhaltung verpackt zu sehen, was widerwärtig ist, und wer ist in diesen ganzen Shows der Schuldige? Immer der Ehemann. Deshalb glaube ich, dass die Öffentlichkeit und bis zu einem gewissen Grad sogar auch die Polizei eingetrichtert bekommen haben, dass es wirklich immer so ist. Von Anfang an ist man praktisch davon ausgegangen, dass ich meine Frau umgebracht habe – weil das die Geschichte ist, die wir dauernd erzählt bekommen –, und das ist falsch, das ist moralisch falsch. Ich habe meine Frau nicht umgebracht. Ich möchte, dass sie zu mir nach Hause zurückkommt.
    Ich wusste, dass Sharon die Gelegenheit, Ellen Abbott als sensationslüsterne Quotenhure darzustellen, gefallen würde. Ich wusste, dass die majestätische Sharon mit ihren zwanzig Jahren journalistischer Erfahrung, ihren Interviews mit Arafat und Sarkozy und Obama sich allein schon von der Existenz Ellen Abbotts beleidigt fühlte. Ich bin (war) Journalist, ich kenne den Drill, und als ich die Worte Ellen-Abbott-Effekt aussprach, erkannte ich Sharons Mundzucken, die fein nach oben gezogenen Augenbrauen, das Aufleuchten ihres ganzen Gesichts. Es war der Ausdruck, der einem sagt: Du hast deinen Ansatz gefunden .
    Am Ende des Interviews ergriff Sharon meine beiden Hände – ihre waren kühl, ein bisschen schwielig, ich vermutete, dass sie eine leidenschaftliche Golfspielerin war – und wünschte mir alles Gute. »Ich werde Sie im Auge behalten, mein Freund«, sagte sie, und dann küsste sie Go auf die Wange und schwebte davon, die Rückseite ihres Kleids ein Schlachtfeld von Stecknadeln, damit das Material vorne ganz bestimmt nicht schlotterte.
    »Das hast du verdammt gut gemacht«, lobte mich Go, als wir zur Tür gingen. »Du machst einen völlig anderen Eindruck als bisher. Du nimmst die Sache in die Hand, ohne eingebildet zu wirken. Sogar dein Kinn ist weniger … arschlochmäßig.«
    »Ich habe es entspaltet.«
    »Beinahe, ja. Wir sehn uns gleich zu Hause.« Und dann knuffte sie mich tatsächlich aufmunternd in die Schulter, als wollte sie sagen: weiter so!
    Ich ließ zwei Quickies auf das Interview mit Sharon Schieber folgen – eines auf Kabel, eines im Sendernetz. Morgen würde das Schieber-Interview auf Sendung gehen und die anderen hinterherpurzeln, ein Domino von Entschuldigungen und Reue. Ich übernahm die Kontrolle. Ich würde mich nicht länger damit zufriedengeben, der möglicherweise schuldige Ehemann zu sein oder der emotional unzugängliche Ehemann oder der herzlose untreue Ehemann. Ich war der Typ, den alle kannten – der Kerl, der etwas gemacht hatte, was viele Männer (und Frauen) auch gemacht hatten: Ich bin fremdgegangen, ich fühle mich wie ein Stück Scheiße, ich werde tun, was getan werden muss, um die Situation wieder in Ordnung zu bringen, denn ich bin ein echter Mann .

    »Wir sind gut in Form«, verkündete Tanner, als wir Schluss machten. »Die Sache mit Andie wird dank des Interviews mit Sharon nicht ganz so grässlich sein, wie sie hätte werden können. Wir müssen ab jetzt nur mit allem anderen eine Nasenlänge voraus sein.«
    Go rief an, und ich ging dran. Ihre Stimme war dünn und hoch.
    »Die Cops sind hier mit einem Durchsuchungsbefehl für den Holzschuppen … und sie sind auch in Dads Haus. Sie sind … ich hab Angst.«

    Als wir ankamen, stand Go in der Küche und rauchte eine Zigarette, und dem überquellenden kitschigen Siebzigerjahre-Aschenbecher nach zu urteilen war sie bereits beim zweiten Päckchen. Ein linkischer, schulterloser junger Mann mit kurzgeschnittenen Haaren und einer Polizeiuniform saß neben ihr auf einem ihrer Barhocker.
    »Das ist Tyler«, sagte sie. »Er ist in Tennessee aufgewachsen, er hat ein Pferd namens Custard …«
    »Custer«, verbesserte Tyler.
    »Custer, und er ist allergisch gegen Erdnüsse. Nicht das Pferd, sondern Tyler. Oh, und er hat eine Beckenzerrung, was Baseball-Pitcher oft kriegen, aber er hat keine Ahnung, wie er sich das zugezogen hat.« Sie zog an ihrer Zigarette. Ihre Augen tränten. »Er ist schon sehr lange hier.«
    Tyler versuchte, mir einen harten Blick zuzuwerfen, und betrachtete am Schluss dann doch lieber seine blankpolierten Schuhe.
    Durch die Glas-Schiebetür hinten am Haus erschien Boney. »Großer Tag, Jungs«, sagte sie. »Ich wünschte, Sie hätten uns Bescheid gesagt, Nick, dass Sie eine Freundin haben. Hätte uns eine Menge Zeit erspart.«
    »Wir waren schon unterwegs, um Sie zu informieren,

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