Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Tag meines Lebens hinter mir. Bitte fang jetzt nicht auch noch an, mir ein schlechtes Gewissen zu machen.«
Nick ist mit einem Vater aufgewachsen, der sich nie entschuldigt hat, und deshalb geht Nick in die Offensive, wenn er merkt, dass er etwas vermasselt hat. Ich weiß das, und normalerweise kann ich warten, bis es vorbei ist. Normalerweise.
»Ich hab dir doch nur einen schönen Hochzeitstag gewünscht, weiter nichts.«
»Schönen Hochzeitstag, du Arschloch von einem Ehemann, der mich an meinem großen Tag so sträflich vernachlässigt hat.«
Eine Minute sitzen wir schweigend da, und mein Magen zieht sich zusammen. Ich will nicht die Böse sein. Das hab ich nicht verdient. Schließlich steht Nick auf.
»Und, wie war es denn?«, fragte ich dumpf.
»Wie es war? Verdammt grausig. Sechzehn meiner Freunde haben jetzt keinen Job mehr. Es war erbärmlich. In ein paar Monaten bin ich wahrscheinlich auch weg vom Fenster.«
Freunde. Die Hälfte der Kerle, mit denen er unterwegs war, kann er nicht ausstehen. Aber ich sage nichts.
»Ich weiß, dass sich das schrecklich anfühlt, Nick. Aber …«
»Für dich ist es nicht schrecklich, Amy. Für dich wird es nie schrecklich werden. Aber für den Rest von uns ist das was ganz anderes.«
Die gleiche alte Leier. Nick hasst es, dass ich mir nie Geldsorgen machen musste und mir auch nie welche werde machen müssen. Er glaubt, das macht mich irgendwie weicher als andere, und da würde ich ihm auch gar nicht widersprechen. Aber ich arbeite auch. Ich stemple ein, ich stemple wieder aus. Ein paar von meinen Freundinnen hatten wirklich noch nie einen Job, und sie reden über Leute, die arbeiten, im gleichen mitleidigen Ton wie über ein dickes Mädchen mit »so einem hübschen Gesicht«. Sie stecken die Köpfe zusammen und sagen: »Aber Ellen muss ja auch arbeiten«, als wäre es etwas aus einem Theaterstück von Noel Coward. Mich zählen sie nicht dazu, weil ich meinen Job jederzeit kündigen kann, wenn ich möchte. Ich könnte meinen Tag mit Benefizveranstaltungen, Innendekoration, Gärtnern und ehrenamtlichem Engagement füllen, und ich finde auch nicht, dass dagegen etwas einzuwenden wäre. Die meisten schönen, guten Dinge werden von Frauen gemacht, die von den anderen verachtet werden. Aber ich gehe arbeiten.
»Nick, ich bin auf deiner Seite. Ganz egal, was passiert, wir sind okay. Mein Geld ist auch dein Geld.«
»Steht aber so nicht im Ehevertrag.«
Er ist betrunken. Den Ehevertrag erwähnt er nur, wenn er betrunken ist. Dann kommt der ganze Groll zurück. Ich habe es ihm hundertmal gesagt – buchstäblich! – in genau diesen Worten: Der Ehevertrag ist rein geschäftlich. Er ist nicht für mich, nicht mal für meine Eltern, sondern für die Anwälte meiner Eltern. Er sagt nichts über uns, nichts über dich und mich.
Nick macht sich auf den Weg in die Küche, schmeißt seine Brieftasche und ein paar zerknüllte Dollarscheine auf den Couchtisch, knüllt einen Zettel zusammen und wirft ihn zusammen mit ein paar Kreditkartenquittungen in den Müll.
»Es ist beschissen, so was zu sagen, Nick.«
»Es ist beschissen, sich so zu fühlen, Amy.«
Er geht zu unserer Bar – mit den sorgfältigen, sumpfwatenden Schritten eines Betrunkenen – und schenkt sich noch einen Drink ein.
»Der wird dir bestimmt nicht guttun«, sage ich.
Er hebt das Glas und prostet mir zu, als wollte er sagen: Du kannst mich mal . »Du kapierst es einfach nicht, Amy. Du kannst es wahrscheinlich nicht kapieren. Ich hab gearbeitet, seit ich vierzehn bin. Ich konnte nicht ins Tennis-Camp und ins Camp für kreatives Schreiben und den Vorbereitungskurs für den Hochschulzulassungstest und den ganzen Scheiß, den anscheinend sonst jeder in New York gemacht hat, und zwar, weil ich im Einkaufszentrum Tische geputzt habe und Rasen gemäht und nach Hannibal gefahren bin und mich für die Touristen als Huck Finn verkleidet und bis Mitternacht die Pfannen für den Funnel-Cake geschrubbt habe.«
Ich muss mir auf die Lippen beißen, denn am liebsten möchte ich schallend loslachen. Ein Lachen tief aus dem Bauch, das Nick wieder zur Besinnung bringen würde, bis wir uns beide den Bauch halten und diese blöde Situation endlich vorbei ist. Diese Litanei schäbiger Jobs. Mit Nick verheiratet zu sein, erinnert mich immer daran: Menschen müssen für Geld schreckliche Dinge tun. Seit ich mit Nick verheiratet bin, habe ich für Leute, die sich als Essen verkleiden, um ein bisschen Geld zu verdienen, immer
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