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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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sie mir die Hand hin, und in mir bimmelte kurz ein Alarmglöckchen, als ihre Freundinnen auf den Weg zuschlenderten und uns, dem Paar, dabei über die Schulter hinweg vielsagende Mädchencliquenblicke zuwarfen.
    Ich offerierte ihr alles, was ich zu bieten hatte: meinen Dank, mein Wasser, meine Unbeholfenheit. Aber Shawna machte keine Anstalten zu gehen, obwohl ich demonstrativ zu dem Weg hinüberstarrte, auf dem ihre Freundinnen verschwunden waren.
    »Ich hoffe, Sie haben Freunde, Verwandte, die sich in dieser schweren Zeit um Sie kümmern, Nick«, sagte sie und verscheuchte eine Pferdebremse. »Männer vergessen oft, sich um sich selbst zu kümmern, und Sie brauchen jetzt Trostessen.«
    »Wir haben hauptsächlich Aufschnitt gegessen – Sie wissen schon, schnell und einfach.« Ich hatte noch den Nachgeschmack der Salami am Gaumen, Salamidunst stieg aus meinem Bauch auf. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich mir seit dem Morgen die Zähne nicht mehr geputzt hatte.
    »Ach, Sie Armer. Tja, Aufschnitt – das ist wirklich nicht das Richtige.« Beim Kopfschütteln glitzerten ihre Goldringe im Sonnenlicht. »Sie müssen bei Kräften bleiben. Aber Sie haben Glück, denn ich mache eine echt gute Chicken Frito Pie. Wissen Sie was? Ich werde heute mal eine backen und sie morgen zum Freiwilligenzentrum mitbringen. Dann können Sie was davon in die Mikrowelle stecken, wenn Sie was Warmes zum Essen brauchen.«
    »Oh, Sie sollten sich wirklich nicht so viel Mühe machen. Ehrlich. Wir kommen schon zurecht. Wirklich.«
    »Aber wenn Sie was Gutes essen, geht es Ihnen garantiert besser«, beharrte sie und tätschelte meinen Arm.
    Schweigen. Dann versuchte sie einen anderen Ansatz.
    »Ich hoffe wirklich, dass es am Ende nicht doch was zu tun hat mit … mit unserem Obdachlosenproblem«, meinte sie. »Ich sag Ihnen, ich hab schon endlos Beschwerden eingereicht. Letzten Monat ist einer von denen in meinen Garten eingebrochen. Mein Bewegungsmelder ist angesprungen, deshalb hab ich nachgeschaut, und da hockte dieser Typ, kniete im Dreck und hat sich die Tomaten reingestopft. Hat an ihnen genagt, als wären es Äpfel, sein Gesicht und sein Hemd voller Saft und Kerne. Ich hab versucht, ihn zu vertreiben, aber er hat sich mindestens noch zwanzig Tomaten abgepflückt, ehe er abgehauen ist. Die waren sowieso schon immer hart an der Grenze, diese Blue-Book-Kerle. Die können nichts anderes.«
    Auf einmal fühlte ich eine Verbundenheit mit den Blue Book Boys und stellte mir vor, wie ich mit einer weißen Fahne in ihr Lager marschierte: Ich bin euer Bruder, ich hab auch in eurer Branche gearbeitet. Die Computer haben auch meinen Job gestohlen.
    »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie zu jung sind, um sich an die Blue Books zu erinnern, Nick«, sagte Shawna und knuffte mich in die Rippen. Ich zuckte heftiger zusammen, als nötig gewesen wäre.
    »Ich bin so alt, dass ich die Blue Books schon ganz vergessen hatte, bis Sie mich daran erinnert haben.«
    Sie lachte. »Wie alt sind Sie denn – einunddreißig, zweiunddreißig?«
    »Versuchen Sie’s mal mit vierunddreißig.«
    »Ein Baby.«
    In diesem Augenblick trudelte das Trio älterer Damen ein und kam auf uns zugestapft, eine mit ihrem Handy beschäftigt, alle in robusten Gärtnerröcken, Leinenschuhen und ärmellosen Tops, die ihre wabbeligen Arme freiließen. Sie nickten mir respektvoll zu, aber als sie Shawna sahen, wurden ihre Blicke missbilligend. Wahrscheinlich sahen wir aus wie ein Paar, das ein Grillfest im Garten veranstaltet. Höchst unangemessen.
    Bitte geh weg, Shawna, dachte ich.
    »Na, wie dem auch sei, die Obdachlosen, die können echt aggressiv sein, richtig bedrohlich, vor allem für Frauen«, fuhr Shawna unterdessen unbeirrt fort. »Ich hab das Detective Boney auch gesagt, aber irgendwie hab ich den Eindruck, sie mag mich nicht.«
    »Wie kommen Sie denn auf die Idee?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, was sie antworten würde – das Mantra aller attraktiven Frauen.
    »Frauen mögen mich einfach nicht besonders.« Sie zuckte die Achseln. »Ist einfach so. Hatte – hat Amy in der Stadt viele Freundinnen?«
    Einige Frauen – Freundinnen meiner Mutter, Freundinnen von Go – hatten Amy zu Buchclubs und Amway-Partys und Girls-Abenden im Chili’s eingeladen. Wie nicht anders zu erwarten, hatte Amy die meisten abgelehnt und diejenigen, zu denen sie sich erweichen ließ, gehasst: »Wir haben eine Million gebratener Häppchen bestellt und Cocktails aus Eiscreme

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